Andreas Mühlsteiger (Kötschach)
Ein Tal bleibt auf Schiene
Andreas Mühlsteiger (26) setzt sich mit den 200 Mitgliedern des Vereins „Gailtalbahn“ für den Erhalt der Bahnstrecke zwischen Kötschach-Mauthen und Hermagor ein. 1915 wurde die Gailtalbahn als Kriegsbahn und 1918 für den Gesamtverkehr geöffnet, Ende 2016 wurde der Personenverkehr von der ÖBB eingestellt. Der Verein pachtete den Gleiskörper vom Land Kärnten und betreibt auf eigene Regie einen Draisinen-Betrieb zwischen Kötschach und Jenig (Stadtgemeinde Hermagor) für Touristen an den Wochenenden (bis Ende Oktober). Auf 13 Draisinen - weitere sind bereits in Bau - finden jeweils, nach kurzer Einschulung, vier bis sieben Personen Platz. Andreas Mühlsteiger verbringt seine Arbeitstage in Wien und die Wochenenden in Kötschach-Mauthen.
OVT: Hr. Mühlsteiger, Sie setzen sich mit ihrem Verein, den Sie im Oktober 2016 mit David Kehrer gründeten, für die Erhaltung und Nachnutzung der Bahnstrecke zwischen Kötschach-Mauthen und Hermagor ein. Warum ist Ihnen das wichtig?
Andreas Mühlsteiger: Für mich ist es sehr wichtig, dass die Schieneninfrastruktur erhalten bleibt, da die Schiene in Zukunft das Rückgrat der Mobilität sein wird. Man sieht bereits in anderen Ländern, dass alte Eisenbahnstrecken wieder reaktiviert werden, um die Verkehrs- und Klimaprobleme zu lösen.
Was sind die Herausforderungen bei der Rettung und Pflege der alten Bahnstrecke?
Die Instandhaltung ist eine sehr große Herausforderung. Besonders viel Zeit nimmt die Grünraumpflege der 30 Kilometer langen Strecke in Anspruch. Ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Mitglieder wäre es nicht möglich. Neben dem hohen Personaleinsatz ist auch der finanzielle Aufwand sehr groß. Daher haben wir nach Nutzungsmöglichkeiten gesucht, mit denen wir den Erhalt der Strecke finanzieren können.
Wie kamen Sie auf die Idee des Draisinen-Betriebs?
Die Idee für die Fahrrad-Draisine kam von mehreren Mitgliedern. Wir haben uns daher die „Sonnenland-Draisine“ im Burgenland und die „Weinviertl-Draisine“ angesehen. Dabei haben wir festgestellt, dass dieses Konzept sehr gut in unsere Region passt und die touristischen sowie kulinarischen Attraktionen entlang der Strecke ideal miteinander verbunden werden können.
Wie sehr wird der aktuelle Draisinen-Betrieb von Touristen und Einheimischen angenommen? Wie blicken Sie auf die ersten Wochen zurück?
Mit der „Gailtal-Draisine“ hatten wir einen idealen Start. Die Wochenenden waren bis jetzt immer ausgebucht. Es haben bereits viele Touristen und Einheimische die Möglichkeit genutzt, das Gailtal von der Schiene aus zu erkunden.
Fern-Ziel wäre wieder ein regulärer, öffentlicher Bahnverkehr im gesamten Gailtal. Wie sehen Sie die Chancen?
Ja, die Wiederaufnahme des öffentlichen Verkehrs auf der gesamten Gailtalbahn wäre unser großes Ziel. Bis dahin möchten wir die Strecke erhalten und touristisch nutzen. Die Chancen stehen meiner Meinung nach nicht schlecht, da man die aktuellen Klimaziele nur mit dem Ausbau des öffentlichen Schienenverkehrs auf Nebenbahnen erreichen kann.
Wie kann man sich den Ablauf einer Draisinen-Tour vorstellen?
Die Draisinen können online unter www.gailtalbahn.at gebucht werden. Hier kann die Reservierung eines Draisinen-Typs am Wunschdatum angefragt werden. Gestartet wird am Bahnhof in Kötschach-Mauthen. Bei einer Draisinenfahrt ist eine einmalige Rückfahrt mit dem Bus von Jenig nach Kötschach-Mauthen inkludiert. Gestartet werden kann zwischen 9 und 12 Uhr. Vor dem Start gibt es noch eine Einweisung und die letzten Instruktionen und dann kann die Fahrt beginnen. Auf der Strecke gibt es drei Zwischenstationen, in denen eine Pause eingelegt und die touristischen und kulinarischen Attraktionen in den Orten besucht werden können. Die Zwischenstationen sind Dellach, Gundersheim und Kirchbach. Bis 17 Uhr hat man Zeit, um die Endstation in Jenig zu erreichen. Die Rückfahrt nach Kötschach-Mauthen erfolgt mit dem Linienbus.
Einen Wunschtraum haben Sie sich wahrscheinlich mit dem Verein „Gailtalbahn“ schon erfüllt – welchen hätten Sie denn privat noch?
Mehr Zeit fürs Reisen und andere Länder kennen zu lernen wäre derzeit mein einziger Wunsch.
Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern noch gefragt?
Der „Oberkärntner Volltreffer“ gefällt mir sehr gut. Es gibt immer wieder interessante Berichte und Informationen aus der Region.
Kurz gefragt:
Beruf: Gailtalbahn-Obmann und Fahrzeugtechniker bei den ÖBB in Wien
Sternzeichen: Jungfrau
Ich höre gern (Musik): Seiler und Speer, Tones and I, Mark Forster
Leibgericht: Kirchtagssuppe und Reindling
Lieblingstier: Hund
Lebensmotto: Carpe diem
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