Adamo Valtiner (Podlanig/Lesachtal)


Adamo Valtiner (Podlanig/Lesachtal)

08.12.2022

Schachspieler

 

Zug um Zug geht`s nach oben!

 

Seit 2014 „sammelt“ Adamo Valtiner (19) erste Plätze bei den Kärntner Schnellschach-Jugend-Landesmeisterschaften und erreichte bereits mehrere U-Landesmeistertitel. Mitte Oktober trat er mit dem Bundesligaverein Feffernitz zum zweiten Mal beim Europacup - auch die „Championsleague der Schachwelt“ genannt – in Mayrhofen/Zillertal an. Basis dafür waren seine starke Leistung und Qualifikation beim erstmaligen Antreten 2021 in Nord-Mazedonien. Adamo Valtiner wohnt bei seiner Familie in Podlanig.

OVT: Herr Valtiner, gerne noch vorab – Ihr Vorname „Adamo“ hat einen italienischen Klang. Wir kamen Sie zu ihm?

Adamo Valtiner: Da mein Opa Adam hieß – er brachte mich auch zum Schach - ging es meiner Mutter nur um eine bessere Unterscheidung diesbezüglich. So wurde ich zu „Adamo“.

Wenn es um Schach geht, gilt ja auch ihrer Familie besonderer Dank.

Ja, weil sie mich nicht nur zu diversen Turnieren chauffierte, sondern auch meine Launen nach einer Niederlage ertragen musste. Dieser gilt aber auch Peter Lederer, der mich mit dem Schachverein Kötschach-Mauthen gefordert, gefördert und vor allem aber den Spaß am Spielen vermittelt hat.

Wie zufrieden sind Sie nun mit ihrem Abschneiden bei der „Champions League der Schachwelt“ jüngst? Dort waren ja auch Weltmeister Magnus Carlsen und Ex-Weltmeister Viswanathan Anand dabei!

Ich bin nicht zufrieden. Ich hatte zwar starke Gegner, viele davon dominieren können aber letztlich Partien „unglücklich“ verloren. Das Turnier war aber wichtig für mich, weil dieses Niveau der Gegner nur selten vorhanden ist. Da ich mir letztes Jahr den Titel Candidate-Meister ergattern konnte, war das klare Ziel, in einem solchen Top-Turnier das Sprungbrett für mein nächstes Schach-Ziel zu nutzen – den FIDE-Meister (durch den Weltschachbund „FIDE“ vergeben, Anm.).

Was kann man sich eigentlich von Weltmeistern wie Carlsen oder Anand abschauen? Konnten Sie mit ihnen auch ein paar Worte wechseln?

Zum einen ist es ihre Abgebrühtheit, andererseits die Schönheit und Kreativität in ihrem Spiel. Ihre Ideen sind „brutal gut“. Sie setzten etwa Züge, bei denen man erst sechs Züge später ihre Absicht erkennt oder man findet`s überhaupt nicht heraus. Während des Spielens gibt`s natürlich kein Reden, im Privaten danach kommt`s schon zum einen oder anderen Schach-Smalltalk oder macht Selfies mit dem Norweger oder dem Inder.

2023 findet die Schach-Champions League in Albanien statt. Ein großes Ziel?

Ja, definitiv. Das hängt konkret von meinem Bundesligaverein Feffernitz, ob und wie mir dieses Ziel ermöglicht werden kann. Um hier teilzunehmen muss die 1er-Mannschaft in der 1. Bundesliga einen Top 5-Platz erreichen. Mein persönliches Ziel ist meinem nächsten Titel näher zu kommen, dem FIDE-Meister. Dafür brauche ich 2.100 ELO-Punkte (eine Wertungszahl zur Beschreibung der Spielstärke von Schach- und Gospielern, Anm.). Aktuell habe stehe ich bei ca. 2.000 ELO-Punkten. Der amtierende Weltmeister hat derzeit 2.850.

Apropos Weltmeister Carlsen: Die Partie Magnus Carlsen vs. Hans Niemann ist wegen Betrugsverdacht in aller Munde! Welche Auswirkungen hat dies auf die Schachwelt bislang?

Zum Beispiel wurde man schon im Zillertal beim Betreten mit einem Metall-Detektor gescannt, weil alles Elektronische, oder einfache Kulis, verboten waren. Weiters wurden WC-Anlagen von „Aufpassern“ kontrolliert und nach Spickzettel etc. untersucht. Nach den Partien musste mancher auch zum Body-Check. Andernfalls finde ich diese Präsenz in den Medien grundsätzlich jetzt gut, sie bringt Schach in den Fokus. Ich glaube aber nicht, dass Niemann geschummelt hat. Er hat sich ja fast zwei Jahre dafür eingesperrt und dabei wohl einen „Sprung in der Schüssel“ bekommen. Das erklärt für mich auch sein komisches Verhalten während der Partie mit Carlsen, der wohl davon äußerst irritiert war. Jedoch macht es auch mich skeptisch, dass der Weltmeister sehr vernichtend geschlagen worden ist, was nicht einmal einer Hand voll Spielern überhaupt möglich sein sollte.

An welche anderen Highlights denken Sie gerne zurück?

Als ich 2018 in Feffernitz mit 15 Jahren beim Erwachsenen-Bewerb Kärntner Vizemeister wurde, trotz einer vergeigten Eröffnungs-Partie. Damals startete ich nicht einmal als Außenseiter. Auch der Sieg im B-Open in Innsbruck war für mich ein Highlight.

2014 meinten Sie im „OVT“-Interview eher der passive Spielertyp zu sein, der bei passender Gelegenheit auf Matt geht. Sind Sie dem treu geblieben?

Nein überhaupt nicht! 2016 fing ich bereits an meinen Spielstil auf sehr aggressiv umzustellen. Das kam mir etwa letztes Jahr in Nord-Mazedonien zu Gute. Daher spiele ich auch gern die „e4“-Eröffnung - der Bauer vorm König rückt zwei Felder vor - weil diese Eröffnung sehr schnelles Figurenentwickeln ermöglicht und auch oft die Möglichkeit etwas zu opfern, um seinen Angriff und den mentalen Druck auf den Gegner zu verstärken. Mit dieser Hauptvariante habe ich mittlerweile quasi gegen alle gegnerischen Züge eine passende Antwort parat. Ich habe aber selbstverständlich noch andere im Repertoire.

Welchen Wunschtraum hätten Sie wiederum abseits des Schachbretts?

Keinem Ziel momentan in zeitlicher Hinsicht nachzujagen, vielmehr bloß Erfahrungen zu sammeln. Außerdem leben wir in Zeiten, wo es mit langfristigeren Plänen unsicherer geworden ist. Das spricht nicht gegen Träume zu leben, nur wird es immer wichtiger flexibel und resilient zu sein. Der Weg ist das Ziel, so“ versuche ich halt meine Freude zu verbinden.

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern noch gefragt?

Ich lese wenig Zeitung. Falls jedoch, dann mag ich solche „Out of the box“-Fragen wie etwa beim OVT-Interview in der Rubrik „Kurz gefragt“: Kurz, bündig und aufschlussreich, die einem auch einen intimen Einblick in die Gedankenwelt anderer geben kann. Zum anderen darf Humor nicht zu kurz kommen, für mich muss eine Zeitung auch unterhaltend sein.

 

Kurz gefragt:

Sternzeichen: Löwe

Ich interessiere mich: für Rhetorik, Psychologie und vor allem Menschliches

Lieblingsgetränk: Apfelsaft

Große Schwäche: für meine Freundin Laura

Glücksbringer: silberne Fingerringe und ein Silberketterl


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