FODN - 71/01/2019
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BUNT GEMISCHT
Von Vroni Riepler
W
orte und Buchstaben, das sind
die Zutaten aus denen ich meine
Suppe koche (und die wirklich
„Weisen“ werden sich jetzt denken: „Gut
dass bei denen ER das Mittagessen auf
den Tisch bringt- sonst hätt das arme
Kind nicht mehr als eine kümmerliche
Buchstabensuppe im Bäuchlein!“)
„Bäuchlein“- Was für ein Wort! Erin-
nerungen an meine Kindheit mit ural-
ten Märchenkasetten! Da kamen solch
plastische Begriffe vor; Jungfer, gülden,
Gelage und natürlich der Genitiv! Wer
in aller Welt benutzt heute noch diesen? -
oder nein besser; bedient sich DESSEN?
Doch egal welchen Fall und welches
Verb man benutzt, ein weiterer Spruch,
der tief in mir verwurzelt ist, und
den- ich bin mir sicher- kein so Wort-
affiner Mensch wie ich erfand, ist: „Wer
schreibt, der bleibt!“ Und im Frühling
will man ja alles andere als das; man
will nicht drin bleiben, nicht dick blei-
ben, nicht mehr in den Winterklamotten
bleiben, nicht mehr in den alten Mus-
tern bleiben und alles was blieb, will
man dort auch nicht mehr bleiben las-
sen, die Staude, die voriges Jahr noch
da vor sich hin vegetierte, darf nun hier
nicht mehr bleiben, die Fliegenschisse
am Fenster natürlich auch nicht und am
besten darf keiner in der Familie lange
am Diwan bleiben!
Weil ich aber zwei Tage über Redakti-
onsschluss bin, muss ich zugeben, dass
etwas, das wirklich blieb in diesem
jungen Frühling, die Abgabe meiner
Fodn-Beiträge war. Ganz klar- weil ich
ja nicht dabeiblieb. Aber jetzt zu be-
haupten – und ich glaube, da können mir
viele beipflichten- dass man bloß eine
Sache über den Winter nicht zur Voll-
endung bringen konnte, wäre etwas ver-
messen, in meinen Fall eine glatte Lüge!
Unwahr wäre auch, dass es nur in etwa
gleich viel sei wie voriges Jahr um diese
Zeit; und langsam wird mir klar, dass
ein Leben wohl einfach Arbeiten und
Vorhaben aufstaut, weil man es von ei-
nem Jahr bis zum nächsten einfach nie
alles schafft, was man denn so möchte.
Denn weil mich der Frühling eben aus
meinen Plänen reißt und ich nicht bei
der Arbeit bleiben kann, wird sich an
der Teufelsspirale soviel nicht ändern in
naher Zukunft! Deshalb haben findige
Köpfe den Frühling mit meinen beiden
Lieblingserfindungen ausgestattet, dann
ist nämlich alles nicht so schlimm!
A-Die umwerfende, alles überstrah-
lende Frühlingssonne!! Es ist mir ein-
fach unmöglich, in Ihrer Gegenwart
keine Endorphine zu produzieren und
mit diesen im Bauch, Leute, da brauch
ich (fast) keine Buchstabensuppe mehr,
kann ich getrost über meine Unzu-
länglichkeiten, was fristgerechte Erle-
digungen betrifft, hinwegsehen. Was
kümmert es uns, wenn Kastlschaniere
wackeln und Gästebetten quietschen,
wenn Mantelknöpfe fehlen und Hand-
tuchhakerl gerissen sind!? Die Sand-
kiste ist seit dem letzten Mal Schnee-
Schieben im Eimer und allem, was nicht
von Menschenhand demoliert worden
ist, hat die Natur höchstpersönlich ein
Ablaufdatum gesetzt! Und da kommt
TaDaaa! - Erfindung B ins Spiel:
Der Sperrmüll! Eine Hommage an
die Befreiung von der kaputten, unvoll-
endeten, nie reparierten unattraktiven,
altmodischen Vergangenheit! Wusste
ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, ob
ich es schaffen würde, das alte Bett zu
reparieren (nämlich das für den Fall be-
reitgestellte Gästebett, dass Gäste, die
ohnehin NIE über Nacht bleiben Ihr
Kind, das eigentlich bisher auch NIE
mitfuhr mitbringen würden, oder ob ich
mich davon trennen sollte- spätestens
ab genau diesem Zeitpunkt weiß ich das
sicher. Und manche, die diese Kolumne
lesen und schon voriges Jahr lasen und
das Jahr davor, wissen dass ich mich
möglicherweise wiederhole, wenn ich
dem Sperrmüll erneut huldige.
Doch bei aller Liebe und Hingabe zur
Entrümplung wäre es doch eigentlich
die Königsdisziplin jedes Jahr weniger
davon zu haben, weniger Sperrmüll,
weniger Arbeit ihn immer los zu wer-
den, weniger Zeit, die er einem jedes
Jahr raubt um stattdessen in der golde-
nen Frühlingssonne spazieren zu gehen
und weniger Gier, die befreiten Plätze
mit wieder neuem Ramsch zu füllen!
Abgesehen vom vielen Unfug der an
Trends aus dem Netz kommt, ist die
Kampfansage an den unnützen Konsum
eine der wenigen, die uns allen guttäte,
wie mir scheint und das „sich reduzie-
ren“ bringt oft mehr als es einem nimmt.
Und DAS sollte nicht nur beim Raus-
hauen gelten, sondern schon VORM
Reinhauen! Diesen Interpretationsspiel-
raum lass ich jetzt jeden offen…
Auf einen frischen, freien, fröhlichen,
freundlichen, feinen FFFFFFFFFFF-
Frühling!
Es ist nicht alles Gold,
das glänzt;
aber in der Frühlingssonne glänzt alles „gülden“
Ein langer Titel, eine klare Erkenntnis- ihr wisst ja, ich steh
auf sowas; Erkenntnisse, Weisheiten, Vorsätze, Notizen- Das
Leben in Worten, Gefühle in Worten, alles in Worten.