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Die Sonnseiten

Nummer 60 - August 2018

Allgemein

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Nummer 62 - April

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Safety Camp - Training für den Ernstfall

Am 4. Jänner 2019 fand in

Kals beim Lucknerhaus das

Safety Camp Praxis für Tou-

rengeher und Freerider statt.

In dem Workshop, das Chri-

stian Sporer und Martin Rai-

ner im Rahmen der familien-

freundlichen Gemeinde bzw.

Region organisierten, ging

es um Sicherheit im alpinen

Gelände.

Ursprünglich sollte das Pro-

jekt der Sonnendörfer am

Zettersfeld stattfinden. Die

Bergführer des Alpinkom-

petenzzentrums beschlossen

aber, den Skitourentag unter

realistischen und lehrreichen

Bedingungen im Großglock-

nergebiet durchzuführen.

Es haben sich 55 Teilnehmer

angemeldet, 20 davon so-

genannte mounTEENs, Ju-

gendliche zwischen 13 und

19 Jahre alt. Das Ziel der

Veranstaltung war klar: Risi-

kobewußtsein schaffen! Jeder

Teilnehmer sollte nach der

Veranstaltung wissen, dass

Lawinenauslösungen durch

sorgfältige Planung, sichere

Spurwahl und defensives

Verhalten zu vermeiden sind.

Außerdem sollte jeder Teil-

nehmer mit seiner eigenen

Notfallausrüstung

vertraut

sein und damit effizient arbei-

ten können.

Um 08:00 Uhr begrüßte Mar-

tin Rainer alle Teilnehmer

und bedankte sich bei den

Bürgermeistern Martin Hu-

ber, Ing. Reinhold Kollnig

und Bernhard Webhofer für

den Ehrenschutz und die mo-

ralische und finanzielle Un-

terstützung.

Im Vortrag „Verhalten im

alpinen Gelände - Winter“

wurde schnell klar, worum es

geht: Lawinengefahr bedeu-

tet Lebensgefahr! Daher ist

erstens die Auslösung einer

Lawine zu vermeiden, wenn

das nicht gelingt, gegen die

Verschüttung anzukämpfen

und im worst case muss eine

schnellst mögliche Bergung

und Rettung durch die Kame-

raden erfolgen. Die Zeit läuft!

Da man im freien Schigelän-

de selbst für seine Sicherheit

verantwortlich ist, gehört zur

Vorbereitung eine sorgfältige

Tourenplanung, die den La-

winenlagebericht, das Wetter,

Strategien und den Faktor

Mensch berücksichtigt. Nie-

mand sollte ohne vollstän-

dige Ausrüstung auf Skitour

gehen.

Unterwegs sind gute und

schlechte Zeichen wahrzu-

nehmen und die aufmerk-

samen Zuhörer erfuhren, dass

bei der tückischen Lawinen-

warnstufe 3, bei der am mei-

sten Unfälle passieren, der

Ball flach zu halten sei. Die

Teilnehmer wissen nun, dass

sie unter 35° bleiben müssen,

da der ganze Hang durch ei-

nen Schritt, auch durch Fern-

auslösung, abgehen kann.

Nebenbei sind die Gefahren-

stellen oft gut getarnt und

nicht erkennbar. Geländefal-

len sind zu vermeiden. Wenn

jetzt noch nicht alle Anwe-

senden sensibilisiert waren,

dann spätestes beim Aufstieg

Richtung Glorerhütte. Die

„Wumm-Geräusche“ fuhren

den Teilnehmern durch Mark

und Bein. Bei „Wumm kehr

um“, haben sie beim Vortrag

gehört. Wissen allein genügt

nicht, man muss auch danach

handeln, hat es geheißen.

Die Bergführer beruhigten,

Triebschnee sei nur gefähr-

lich, wenn er auf die schie-

fe Bahn gerate, und hier

sei es nicht steil genug. Es

herrschten aber optimale Be-

dingungen zum Lernen und

Üben.

Bereits vor dem Start mach-

ten die acht Bergführer mit

ihren jeweiligen Gruppen

die

Ausrüstungskontrolle,

den großen LVS-Check, er-

klärten, worauf es bei der

Spuranlage ankommt und

wie die Spitzkehrentechnik

funktioniert. Man untersuchte

die Schneedecke, entdeckte

Triebschnee, Schwachschich-

ten und Schwimmschnee.

Jung und Alt übte konzen-

triert und mit vollem Einsatz

die LVS-Suche, das Sondie-

ren und das Ausschaufeln der

auf Decken eingegrabenen

Piepser. Die jungen Wilden

sprangen bei der Abfahrt über

einen selbst gebauten Kicker

(Schanze) und machten eini-

ge dynamische Schwünge.

Die abschließende Lawinen-

übung ließ nochmals allen

bewusst werden, wie schwie-

rig eine schnelle Rettung bei

Ganzverschüttung ist. Ein

Bergführer fuhr in einen si-

mulierten Lawinenhang ein

und zeigte, worauf es bei der

Kameradenrettung ankommt.

Von der Signalsuche über die

Grob-, Fein- und Punktortung

bis zum Ausschaufeln dau-

erte es beinahe acht Minuten.

Wenn ein Profi mit Erfahrung

schon so lange braucht, wel-

che Chance hat man dann in

einer Gruppe von Unerfah-

renen und Ungeübten? Das

Seminar war super und wich-

tig und hat, so die Rückmel-

dung von vielen Teilnehmen,

zum Nachdenken angeregt.

Und das ist gut so.

PS. Vielen Dank an die hoch-

motivierten Skitourengeher,

den Gemeinden Gaimberg,

Oberlienz und Thurn für die

Unterstützung.

Martin Rainer

Abschließende Lawinenübung.

Nach dem Vortrag ging es ab ins Gelände.

Fotos: Simon Baumgartner