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Die Sonnseiten

Nummer 60 - August 2018

Allgemein

Ein Betrieb stellt sich vor

Es ist nun bereits gute zwei-

einhalb Jahre her, dass mein

Onkel, Wolfgang Arendt,

sich als Statiker selbstständig

machte, nachdem er vorher

15 Jahre Arbeitserfahrung im

Büro von DI Peter Weiler ge-

sammelt hatte.

Wolfgang wurde in Gaimberg

geboren und verbrachte sei-

ne Kindheit dort, er erkannte

aber schon recht früh, dass er

über die Ortsgrenzen hinaus-

schauen würde müssen, um

seinen Interessen folgen zu

können. Nach vier Jahren im

Gymnasium in Lienz zog er

ins Internat nach Innsbruck,

wo er zuerst die HTL für

Hochbau absolvierte und sich

dann mit dem Studium für

Bauingenieurwesen endgül-

tig auf seinen späteren Beruf

als Statiker festlegte. Dafür

konnte er seine berufliche

Eignung schon während der

Studienzeit als Ferialarbeiter

in einem Statikbüro in Lienz

unter Beweis stellen, und

nach dem Studienabschluss

zog es meinen Onkel dann

endgültig in den Heimatort

zurück, wo er seither auch ge-

blieben ist: zuerst im Eltern-

haus, und seit diesem Jahr im

eigenen Heim. Beruflich hat

er sich bereits während sei-

ner Arbeit bei DI Peter Weiler

auf die statische Berechnung

von Tragwerken in Massiv-

bauweise spezialisiert; d.h.,

dass er sich vor allem mit der

stabilen Konstruktion von

Ziegel-Stahl-Betonbauten be-

schäftigte und beschäftigt.

Obwohl sich Wolfgang also

schon seit seiner Jugend in

irgendeiner Form mit den He-

rausforderungen seines heuti-

gen Berufs auseinandersetzt,

ist ihm die Arbeit keineswegs

zu einer monotonen und ein-

tönigen Tätigkeit verkom-

men. Die zunehmend kreati-

ven und verschiedenartigen

Wünsche, die seine Auftrag-

geberInnen an ihn herantra-

gen - seien dies nun Häuser

für Privatpersonen, große An-

lagen für Unternehmen oder

öffentliche Institutionen - ma-

chen es unmöglich, schlicht-

weg vorgefertigte Musterbe-

rechnungen aus dem Studium

wieder und wieder auf unter-

schiedliche Statikprobleme

anzuwenden. Vielmehr sind

gründliche, situationsspezifi-

sche Überlegungen und eine

flexible Herangehensweise

notwendig, um die verschie-

denen modernen Gebäude-

designs, die sich heutzutage

großer Popularität erfreuen,

mit einer stabilen Tragstruk-

tur zu versehen. Große Räu-

me ohne dazwischenstehende

Wände oder Säulen, die als

Stützen fungieren könnten,

und großflächige Glasfas-

saden statt Außenmauern

stechen als besondere, neue

Schwierigkeiten des Bauin-

genieurwesens unserer Zeit

hervor. Mein Onkel, der ja

selbst beim Bau seines Hau-

ses nicht auf ebendiese De-

signs verzichtete, sieht darin

aber weniger nervenaufrei-

bende Mühseligkeiten als

vielmehr eine willkommene

Herausforderung, der er sich

mit Sorgfalt und Detailtreue

widmet.

Eine zweite Komplikation,

die im Studium nicht behan-

delt wird und die der Arbeit

als Statiker zusätzliche Ab-

wechslung bringt, hat nichts

mit den modernen Zeiten zu

tun. Wolfgang beteuert zwar,

dass es sich dabei nicht wirk-

lich um eine Schwierigkeit

handelt und ich glaub‘ ihm

auch, dass es ihm mittler-

weile kaum mehr Kopfzer-

brechen bereitet, ich kann

mir aber schwer vorstellen,

dass das von Anfang an so

war: die Koordination und

Absprache mit ArchitektIn-

nen, BaumeisterInnen und

AuftraggeberInnen ist sicher

kein Zuckerschlecken. Alle

am Bau eines Gebäudes Mit-

wirkenden betrachten die

Aufgabe von einer anderen

Perspektive, sie müssen im

Endeffekt aber gemeinsam an

der Verwirklichung des Pro-

jektes arbeiten und ihre ver-

schiedenen Betrachtungswei-

sen müssen deshalb während

Planung und Durchführung

des Baus irgendwie in

Einklang gebracht werden.

Es ist dabei sicherlich von

Vorteil, dass zwischen den

Beteiligten in Osttirol, aber

auch bei nationalen oder

internationalen Bauprojekten,

eine sehr kooperative Atmo-

sphäre herrscht und dass alle

Beteiligten sich der Bedeu-

tung der Arbeit der jeweils

anderen bewusst sind und

diese zu schätzen wissen.

Als selbstständiger Unterneh-

mer sah sich Wolfgang an-

fangs aber nicht nur willkom-

menen Herausforderungen

gegenüber, sondern auch ei-

nigen Bereichen, derer er sich

unmöglich selbst annehmen

konnte; weil die Zeit dafür

fehlte und weil sie teilweise

außerhalb seines Kompetenz-

bereichs lagen.

Während er beispielsweise

das Erstellen technischer Plä-

ne an andere Betriebe ausla-

gern konnte, hat Wolfgang

für eine der wohl wichtigsten

seiner Fähigkeitslücken eine

interne Lösung gefunden: Für

das betriebswirtschaftliche

Management seines Unter-

nehmens kann er sich auf die

Unterstützung und Entlastung

durch seine Gattin Angelys

verlassen.

Sarah Weiler

Vor ca. 2 1/2 Jahren wagte DI Wolfgang Arendt den Schritt

in die Selbstständigkeit.