12
Die Sonnseiten
Nummer 60 - August 2018
Allgemein
Wir haben Sommer!
Liebe Leserinnen und Leser
der „Sonnseiten“!
Für diese Ausgabe hat mich
die Redaktion gebeten, ei-
nen „sommerlichen Beitrag“
zu verfassen. Er beinhaltet
meine Gedanken zu Gottes
Schöpfung, Erfahrungen und
Begebenheiten, die mir zu
denken geben.
Ich habe sehr lange hin und
her überlegt, wie ich diesen
Text beginnen soll und über
was genau ich schreiben
möchte. Schlussendlich ist es
dann passiert, dass ich mich in
einem viel zu komplizierten
Gedankenwirrwarr verstrickt
habe, weil wir Menschen mei-
nen, immer gleich eine große
Sache aufziehen zu müssen.
Darum mache ich es jetzt
ganz einfach:
Wir haben
Sommer!
Die Abende sind länger, die
Kleidung kürzer, es gibt tol-
le Sommerfeste und Kirch-
tage. Seen und Schwimm-
bäder sind voll, die Eisläden
praktisch leer geräumt und
in den Cafès wuselt es nur so
von Leuten, die diese herrli-
chen, heißen Tage genießen.
Ja, aber auch der Spätsom-
mer hat schon sein eigenes
„Flair“. Jeder weiß, wie er
sich anfühlt, wie er riecht und
jeder freut sich, dass die kal-
ten Wintertage noch in weiter
Ferne sind, es noch lange hell
ist, es nach Heu duftet und
das Gezirpe der Heuschre-
cken zu hören ist. Das alles
lässt sich nach einem anstren-
genden Arbeitstag auf dem
heimischen Balkon genießen
und man kann viel leichter
entspannen.
Es ist wunderbar, wie Gott
die Welt erschaffen hat. Zu
beobachten, wie die Jahres-
zeiten funktionieren und der
Kreislauf der Dinge sich im-
mer wieder schließt. Darum
finde ich es schade, dass der
Mensch mit seinemmachtgie-
rigem Verhalten alles zerstört.
Wenn wir nur an den Klima-
wandel denken, merken wir,
dass die Temperaturen nicht
mehr normal sind. Viele Leu-
te beklagen sich, dass es gar
keine Übergangszeiten mehr
gäbe, sondern sich das Wet-
ter nur noch zwischen heiß
und kalt abwechseln würde.
Manchmal kann man deut-
lich spüren, welcher Druck
auf der Erde lastet und es ist
logisch, dass diese sich ir-
gendwann wehren wird. Zum
Beispiel durch Muren, Über-
flutungen, plötzliche Stür-
me oder Dürreperioden, es
scheint, dass dies geschieht,
um dieses Ungleichgewicht
auszugleichen.
Sicher kann man die ganze
Schuld davon nicht nur allein
auf den Menschen abwälzen,
da manche Wetterumschwün-
ge wirklich einfach nur eine
„Laune der Natur“ sind, aber
es ist eine Tatsache, dass er
zum Großteil die Verantwor-
tung dafür trägt. Das sollte
uns schon zu denken geben.
Vor allem uns jungen Leu-
ten, die diesen Planeten in
Zukunft weiterführen und
bewohnen werden. Und je-
der von uns möchte doch
ein schönes Leben, in einer
aufgeräumten, sauberen Welt
führen, nicht wahr?
Um diese „saubere“ Umge-
bung beibehalten zu können,
ist jedoch nicht nur das „Aus-
sehen“, sondern auch das
„Verhalten“ wichtig. Ich mei-
ne damit: Wenn mein Haus
glänzt und wunderschön aus-
sieht, ich aber nur mit meinen
Nachbarn streite, sobald ich
sie am Gartenzaun sehe, dann
geht doch auch hier die Qua-
lität eines guten Lebens sofort
flöten!
In letzter Zeit haben mich
persönlich der Friede, die
Ruhe und der Respekt unter
den Menschen sehr beschäf-
tigt. Dass die politischen Ver-
hältnisse im In- und Ausland
ein brodelndes Pulverfass
sind, haben bereits alle mit-
bekommen. Mir aber geht
es eher um die kleinen Mei-
nungsverschiedenheiten in
den eigenen Reihen. Denn
ich, als ganz gewöhnliches
Mädchen, kann mit keinem
Politiker zum Kaffeetrinken
gehen, ein „Versöhnungsge-
spräch“ führen oder mit ihm
Meinungen austauschen. Mir
scheint wichtig, den Frie-
den in den eigenen Reihen
zu bewahren, denn, wenn
wir das im Kleinen schon
nicht schaffen, wie soll es
dann im Großen gelingen?
Streit ist sinnlos vergeudete
Zeit. Er schadet den Men-
schen, die ihn fabrizieren,
diese Zeit könnte so viel bes-
ser genützt werden. Und über-
haupt: Böse sein auf einen
Menschen, den man in Wirk-
lichkeit liebt, tut einem doch
selbst in der Seele weh. Wenn
man aufgewühlt und zornig zu
Bett geht, wie soll man dann
ruhig schlafen, geschweige
denn, am nächsten Tag auf-
stehen und seine Leistung bei
der Arbeit bringen können?
Die Hand reichen! Ein Zei-
chen der Bereitschaft, mit
Person und Situation Frie-
den zu schließen. Eine Ges-
te, die zwei Menschen für
den Bruchteil einer Sekunde
miteinander verbindet. Der
heutigen,
stressbeladenen
Gesellschaft fällt ein richtiges
Loslassen und Ausruhen
schwer. Ein innerer Drang
zwingt uns, alle Dinge so-
fort zu erledigen, weil sonst
die Sorge im Hinterkopf
lauert, dass sich noch mehr
Aufgaben anhäufen könnten.
So entsteht der ungesunde
Stress, der uns hetzt, bis die
Zunge zum Bauchnabel raus-
hängt. Wir müssen nicht im-
mer rennen. Was hindert uns
daran, einfach nur zu gehen
oder sogar einmal gemütlich
zu schlendern? Man begegnet
dadurch vielen tollen Gele-
genheiten, die das Leben so
einzigartig und wertvoll ma-
chen. Ein unverhofftes Wie-
dersehen beim Einkaufen, ein
netter Plausch. Man hätte es
durch ein „Vorbeistürmen“
versäumt. Der Sommer gibt
uns überaus reichlich Gele-
genheit, um uns an ihm zu
orientieren. Das Wachsen und
das Reifen in stillen Som-
mertagen mit allen Sinnen
zu erfahren, lehrt uns vie-
les und lässt manch anderen
Blickwinkel zu. Was gibt es
eigentlich Schöneres als den
Frieden eines Sommerabends
über dem Dörfchen? Nach
getaner Arbeit und der wohl-
tuenden Erkenntnis, dass
diese soundso nicht wegläuft
und wir uns unbesorgt die nö-
tige „Zeit zum Leben“ gön-
nen sollten!
Anna Girstmair
Die Redaktion der „Sonn-
seiten“ freut sich besonders
auch über junge Menschen,
die sich zu verschiedenen
Themen Gedanken machen
und diese mit unserer Le-
serschaft teilen möchten.
Ob originell, skurill, heiter,
ernst oder still…Wer will?
Anna Girstmair
Foto: privat