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zur Kapelle in Tassenbach getra-

gen, wo er einen Tag zur Vereh-

rung ausgestellt wurde.

Am Nachmittag des 27. Mai war

dann der feierliche Empfang des

Hl. Leibes am Ortsanfang und die

Übertragung in feierlicher Prozes-

sion zur Kuratiekirche St. Leon-

hard, wo er auf dem rechten Sei-

tenaltar zur Verehrung aufgestellt

wurde.

Vier Triumphbogen mit Tannen-

grün und Blumen waren aufge-

richtet, der erste stand

„am Hö-

hen-Eingang des Tales, gerade

unter St. Oswald“

(vermutlich bei

Walser Kapelle), Bäumchen und

Zweige zierten den Weg. Die

ganze Talbevölkerung mit 15

Priestern von den umliegenden

Gemeinden, Glocken, Böller,

Musik und Gesang begleiteten

den Zug. Die Allerheiligenlitanei

und ein feierliches Tedeum been-

deten die Zeremonie.

Zum eigentlichen Einsetzungsfest

am Pfingstmontag, 1. Juni kamen

die Gläubigen von weit her,

dichtgedrängt bei den Beichtstüh-

len wegen einer von Rom erteil-

ten Ablasszusage, Böller, viele

Priester und feierliches Hochamt

mit Prozession am Vormittag, am

Nachmittag Vesper.

Zufolge der großen Begeisterung

innerhalb der Bevölkerung ge-

dachte Jakob Jungmann, bei einer

späteren Pilgerfahrt auch für die

Filialkirche in St. Oswald eine

Reliquie zu erbitten. Dabei ereilte

den inzwischen 70-Jährigen in

Mailand der Tod und er wurde

dort begraben.

Die Verehrung des Hl. Leibes ist

im Lauf der Jahre abgeflaut, je-

doch bis zum zweiten Weltkrieg

nie gänzlich erloschen. Beim

Hochwasser 1882 suchte die Be-

völkerung neben den Anbetungs-

stunden vor dem Allerheiligsten

Zuflucht und Fürsprache beim Hl.

Leib und 1922 wurde während

einer langen Dürreperiode am 3.

Juni bei einer Wallfahrt der um-

liegenden Pfarren nach Hollbruck

von den Kartitschern der Hl. Leib

mitgetragen und tatsächlich trat

eine Wetteränderung ein.

Ludwig Wiedemayr

Nie verlegen

Entschwunden sind die alten Zei-

ten, von denen man heutzutage

noch gerne spricht. Und doch war

auch früher nicht alles so gut, wie

wir es heute uns denken.

Ähnliche Gedankengänge hatte

einstens der gute Niggiler Vater,

als es sich grad einmal zutraf,

dass ausgerechnet an einem

Sonntag kein Futter für sein Vieh

im Stall war und er mit Korb und

Sense auf die Wiese gehen muss-

te, eines zu holen. Selbstverständ-

lich geht solch ein Versuch nicht

leicht, ohne gesehen zu werden

Doch der gute Niggiler war nicht

verlegen, er unterhielt sich mit

seinem Nachbarn und kam dabei

– wie denn anders – auf die

schlechten Zeiten und übers

schlechte Wetter zu sprechen.

„Jo“, sagte er, „isch jo ka Wunda,

wenn die gonze Welt heinzitagö

sovl lötz isch und’s Wetto anon

dazui spielt. Die Kreuzgänge

werdn ogeschofft und in Summa

wearscht giorbatn. Jo, jo, der

Herrgott was schon warum – jo

obo `s Viech konn öt dafür, demö

muiß i ansoch heit Fuitta holn.“

Einmal bei einem Kirchgang pas-

sierte ihm ein etwas unangeneh-

mes Missgeschick. Als er be-

dachtsam seines Weges schritt,

gesellte sich der vom Nachbar-

haus herauskommende Blasler

Vater zu ihm, der einstige Schnei-

dermeister vom Dorfe. Unterwegs

gabs allerhand Neues zum Erzäh-

len Näher der Kirche kam von

einem Seitensteg der Gailer Vater

des Weges und schritt langsam

vor den beiden hin. Der Niggler

Bauer betrachtete ihn ein Weil-

chen und schließlich konnte er

seine Gedanken nicht mehr bei

sich behalten und sagte zu seinem

Mitgänger:

„Na hot der Gailer heint a Ge-

wand un, des passt ihmd‘ döchta

gar nicht, wer ot öpa des

gimacht?“

Etwas erschrocken und zurück-

haltend antwortete ihm der Blas-

ler Vater: „So `s Giwand hon

wohl i gimocht.“ Erst gabs dem

Niggler wohl einen Ruck, aber

gleich war er von seiner Verle-

genheit wieder heraus und sagte:

„A bischö lopat, `s Giwand war

wohl ganz guit gimocht. Abo

schau amoi des Mandl un, des ot

jo a Krippö, dass ihms gor kans

passt.“

Pepi Moser

Was wir

brauchen täten

Kartitsch (was wir brauchen täten) Li-

enzer Nachrichten 28. März 1930.

Für beide Gotteshäuser neue Kirchen-

stühle

ein jeder eine neue Mühle,

Wasserbassins für uns`re Feuerspritzen

Gesundheit für die Leute,

Roß und Rinder,

manches Ehepaar eine Stube

voller Kinder,

Gar viele tun schon lang

auf`s Frühjahr warten

sie wissen nichts zu tun

und müssen karten.

Wir brauchten nochmals Firmgoten,

mit vielen, vielen tausend

Schillingnoten,

ein besseres Schnapsl oft bei

manchen Wirten

und für den Sommer

Kuh- und Ochsenhirten

.

Die Fastenbrezzel auch e

in bisschen dicker

noch einen Korb- und Pfannenflicker.

Und Schlösschen schließlich noch für

böse Mäulchen

und schönes Wetter bald und

blaue Veilchen

.

(Verfasser unbekannt)