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Notburga Zanon wurde am

17. April 1926 als zweites von

drei Kindern von Clara und Josef

Huber geboren. Ihre Kindheit ver-

brachte sie mit ihren Eltern und

ihrem um drei Jahre älteren

Bruder Edmund beim „Hitta“ in

Leisach. Der jüngere Bruder Seppl

kam schon im Gloser-Hof zur

Welt, den die Eltern 1932

erworben hatten.

Da der Vater auch Waldaufseher

und Dorfschuster war, wurde am

Hof jede Hand gebraucht und Burgl lernte

früh bei der gemeinsamen Arbeit am Hof flei-

ßig anzupacken.

Nach dem Abschluss der Hauswirtschafts-

schule in Imst arbeitete Notburga – ähnlich

wie ihre Namenspatronin – mit großem Fleiß

in verschiedenen Haushalten, allerdings nicht

im Tiroler Unterland, sondern in und um

Leisach.

Als 1950 ihr Vater Josef verstarb, sorgte Not-

burga hingebungsvoll für den Haushalt und

ihre Mutter Clara. Wie sie die Familie zusam-

menhielt, ihre bescheidene Tüchtigkeit, ihr

Charakter – sie redete nie schlecht über

andere, ihr Reden und Schweigen, ihre Ver-

wurzelung im Glauben und einiges mehr

haben dem „Miller Anda“ zunehmend gefallen.

Im September 1951 hat der Zanon Anda

dann seine große Liebe geheiratet. Auch

umgekehrt war er Burgls große Liebe. 1953

wurde ihnen Tochter Maria geschenkt. Auch

sie kam – wie Mama Burgl – beim „Hitta“ zur

Welt. 1955 schenkten sie ihrer Tochter

Andrea das Leben, 1956 und 1958 den

beiden Söhnen Martin und Clemens.

1957 begann Burgl zusammen mit ihrem

Anda mit dem händischen Aushub des Bau-

grundes beim Gloserhof. Ein neues, eigenes

Heim sollte entstehen.

1961 konnten sie dann das neue „Hoamatl“

beziehen. Im selben Jahr wurde es mit der

Primizfeier von Burgls Bruder Seppl und der

Geburt von Sohn Peter gebührend einge-

weiht. 1963 verstarb Mutter Clara, 1968

kam als sechstes Kind Sohn Thomas zur Welt.

Im Juli 1972 hat Burgl der für eine Mutter

wohl schwerste Schicksalsschlag getroffen:

Sohn Clemens stürzte mit 14 Jahren beim

Bergfeuermachen am Rauchkofel

tödlich ab. 19 Jahre später musste

Burgl zum zweiten Mal ein Kind

zu Grabe geleiten: Ihr jüngster

Sohn Thomas war bei einem Schi-

unfall am Zettersfeld verstorben.

Den Schmerz über den Verlust

ihrer Söhne hat Burgl mit ihrem

Mann Anda mit tiefem Gott-

vertrauen getragen.

Lange waren die Zuständigkeiten

zu Hause klar verteilt: Burgl war

sozusagen die Innenministerin,

sorgte für die Kinder, Haus und Garten.

Anda war der Außenminister, der bei den

Vereinen des Dorfes, vor allem bei der Musik-

kapelle im Einsatz war. Gemeinsam haben

sie mit viel Fleiß und Sparsamkeit ihren Kin-

dern eine gute Ausbildung ermöglicht und

ihren Weg mit Stolz und Gebet begleitet.

In der Pension ihres Mannes hatte Burgl ihre

große Liebe Anda endlich in ihrer Nähe. Mit

„gloserischer“ Gastfreundschaft konnten sie

nun miteinander ihre treuen Urlaubsgäste

bewirten.

Ihren Lebensabend verbrachte Burgl in stiller

Freude über ihre zwölf Enkel und sechs

Urenkel. Bestens versorgt wurde sie dabei

von ihrem Anda, der mit 90 Jahren noch in

die „Kochlehre“ ging, um für seine Burgl für

Leib und Seel‘ sorgen zu können.

Für ihre Kinder war das selbstverständliche

Vertrauen ihrer Mama in das Leben und auf

Gott beeindruckend und prägend, die Erfül-

lung der vielfältigen „religiösen übungen und

Pflichten“, manchmal auch eine ziemliche

Herausforderung. Der Glaube hat Burgl in

schweren Zeiten – auch noch an der Grenze

des Erduldbaren – getragen.

Am 28. Dezember 2014 – also vor fast fast

Jahren – stürzte sie dann beim Kirchgang so un-

glücklich, dass sie aufgrund ihrer Verletzungen

einer dauerhaften Pflege bedurfte. Liebevoll

wurde sie vor allem von Marianna und Andréa,

den zwei rumänischen Pflegerinnen, ihrem

Anda und Sohn Peter betreut und gepflegt.

Am 8. Dezember 2017, dem Fest der Unbe-

fleckten Empfängnis Mariens, verließ Burgl

dann frühmorgens diese Welt und kehrte zu

ihrem Schöpfer heim.

Dekan Bernhard Kranebitter

LEBENSLAUF VON NOTBURGA ZANON, DER „GLOSER BURGL“

Notburga Zanon †