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Tourismus-Randbemerkungen

Dez. 2017

Unter den Stammgästen beim Bi-

chele war auch ein kinderloses Ehepaar

aus Wien. Als ich elfjährig gefirmt wer-

den sollte, bot sich der Mann an, mir

Pate zu machen. Mit dem Angebot war

auch ein mehrtägiger Aufenthalt in

Wien verbunden.

Der Vater meines Paten holte mich

zu Hause ab. Ich machte meine ers-

te große Reise mit der Bahn. Der Zug

hatte viel Verspätung. Als wir in Wien

angekommen waren, fuhr keine Stra-

ßenbahn mehr. Deshalb musste ich die

erste Nacht auf einer Liege gemeinsam

im Schlafzimmer mit dem alten Herrn

und seiner Frau verbringen. Ich konnte

nicht einschlafen - war es die Aufregung

oder die miefige, abgestandene Luft?

Doch als die alte Dame dann auch noch

auf den Nachttopf ging, war an Schlaf

überhaupt nicht mehr zu denken. Die

Firmung fand am 23. Mai 1953 statt.

Es war Pfingstsamstag. Am Vorabend

machte man mir mit einer Brennsche-

re Locken. Vergebens! In der Früh war

mein Haar glatt wie immer.

Am Morgen fuhren wir zu dritt, mein

Göt, seine Frau und ich in einem schön

geschmückten Auto zum Stephansdom.

Der Dom war schwarz. Er hatte in den

letzten Kriegstagen schwere Brandschä-

den erlitten und war erst 1952 wieder

neu eingeweiht worden. Ich war von

der Größe der Kirche beeindruckt. Als

Geschenk bekam ich ein kleines Gebet-

buch, das alljährlich am Hl. Abend zum

Einsatz kommt und eine Taschenuhr,

die ich auch noch besitze. Wir fuhren

auf den Kahlenberg zum Essen.

Die folgenden Tage stand “Wien

kennenlernen“ am Programm: Prater,

Schönbrunner Tiergarten, Belvede-

re, usw. Das Kutschenmuseum ist mir

noch in bester Erinnerung.

Nach Hause fuhr ich allein.

Randbemerkungen zu Tourismus in Tristach

Bis zur Jahrtausendwende war Tristach ein echter

Tourismusort, seh- und hörbar. An lauen Sommer-

abenden schlenderten Heerscharen von Gästen

durch das Dorf, Gäste saßen auf der Hausbank

und unterhielten sich mit Einheimischen, im Gast-

haus musste auf einen freien Tisch gewartet wer-

den, in den Gärten wurde gegrillt und bei Prozes-

sionen säumten Schaulustige den Weg. Über die

„Fremden“ gibt es viele Gschichtln, nette, lustige

und sonderbare. In loser Folge will der Koflkurier

davon erzählen.

Die Firmung des Zoier Friedl