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2017
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„Wenn da Guggu schreit, dann war heuer „Heigazeit“
Das erste Halbjahr 2017 und seine „Phänomene“
„Selbst die ältesten Leut‘
können sich nicht erinnern,
dass es eine so lange Tro-
ckenheit gegeben hat“, mein-
te der „Gossacher“ Engelbert
am Kirchplatzl. Seit Novem-
ber 2016 fiel kein ausgiebiger
Niederschlag, weder in Form
von Schnee, noch von Regen.
Die Folge davon ist das Aus-
trocknen kleiner Gebirgsbä-
che, Hausquellen und Brun-
nen. Auch die Freiwillige
Feuerwehr Gaimberg ist mit
Tankwagen zur Bassinauffül-
lung bei verschiedenen An-
wesen mit hauseigener Quel-
le bereits unterwegs gewesen.
Es war das der heißeste Juni
seit 60 Jahren!
Die große Trockenheit führte
zu einem sehr frühem ersten
Schnitt. So wurde ringsum
ein Großteil der Heuernte
am letzten Maiwochenende
eingebracht, eben unter sehr
romantischem
Kuckucks-
rufen, was ja wirklich recht
selten ist. „Am 28. Mai ham-
ma zuerst der Preßlaber Rosl
ihr Jahrtagsmess‘ g’sungen,
dann sein ma zur Eröffnung
der „Bloshütte“ und ob vie-
re nochmittag homma dann
dank kräftiger Nachbar-
schaftshilfe des halbe „Ho-
amatl“ eingheigt“, so der zu-
friedene Altbauer Bartl beim
„Freimann“ bei der anschlie-
ßenden Jaus’n in froher Run-
de. Letzten Sommer war es
umgekehrt, da hatte man am
ersten Juliwochenende noch
keinen Halm im Stadel, es
war ein nasser Sommer.
Acht statt 25 Heuballen
Der Landwirt Norbert Dureg-
ger aus Gaimberg ist frust-
riert: „Ich habe 3,5 Hektar ge-
mäht. Letztes Jahr hab ich 25
Siloballen gehabt, heuer habe
ich nur acht Ballen.“ Auch
Kartoffel, Getreide und Mais
gedeihen nicht so, wie sie ge-
rade jetzt sollten. Betroffen ist
der gesamte Bezirk, bestätigt
der Obmann der Osttiroler
Landwirtschaftskammer Ing.
Konrad Kreuzer: „Ich habe
mit Kollegen aus allen Teilen
des Bezirkes gesprochen. Die
Situation ist überall ähnlich.“
(ORF Tirol) Auch auf den Al-
men schaute es bisher mager
aus, es kam teilweise erst spät
zum Almauftrieb, da einfach
das Wasser fehlte, sowohl
zum Wachstum der Vegetati-
on, als auch zum Tränken der
Tiere.
So war es ein guter Anfang
des
Ortsbauernobmannes
und Bürgermeisters Bernhard
Webhofer, einfach wieder
„Altbewährtes“
aufzugrei-
fen, aber sehr fortschrittlich
per SMS und Whatsapp zum
„Gebet um Regen“ am Mitt-
woch, den 21. Juni 2017 ein-
zuladen. Gar nicht wenige
Gläubige folgten dem Auf-
ruf und Pfr. Jean Paul sprach
am Herz-Jesu-Sonntag sehr
dankbar über „Gottes Zunei-
gung“, die sich in Form eines
verregneten Sonntagvormit-
tages zeigte. So ging pünkt-
lich zu Sommerbeginn die
anhaltende Dürre zu Ende.
In der vorigen Nummer der
„Sonnseiten“ grüßte ein blü-
hender Baum von der Ti-
telseite. Durch die milden
Temperaturen im März und
Anfang April stand in der
Karwoche alles in voller
Blüte. Und dann die nächste
Schlagzeile:
Obstbauern kämpfen mit
Feuer und Eis gegen Frost
Genau eine Woche früher als
2016, nämlich am 19. April
2017 kam es zu tiefen Tempe-
raturen und klaren Nächten -
eine fatale Mischung, die wie-
derum die Tiroler Obstbauern
vor Frostschäden wie im
Vorjahr zittern ließen. „Und
heuer ist es hier noch schlim-
mer gekommen, bei -6 Grad
war alles dahin, trotz Frost-
beregnung und „Räuchern“;
da hilft nix mehr“, so unser
Obstbauer Friedl Webhofer.
Er beklagt einen sehr großen
Ausfall bei den Äpfeln, von
der Versicherung zwar eini-
germaßen gedeckt, aber doch
ein großer Schaden. „Ohne
Hagelnetze und Frostbereg-
nung ist Erwerbsobstbau
nicht machbar“ sagt Friedl
und es sind das doch recht
kostspielige Anschaffungen.
Es gibt etwas an Birnen, die
hatten die Blüte schon hinter
sich, Nüsse sind aber definitiv
auch Mangelware.
Zu den heutigen Zeiterschei-
nungen gehört es, dass durch
die Medien „Ereignisse zu
Katastrophen“ gemacht wer-
den. Es war in früherer Zeit
wirklich als Katastrophe zu
sehen, wenn ein Hagelsturm
das Kornfeld vernichtete und
den kinderreichen Bauern-
familien ein „Hungerjahr“
drohte. So geschehen z. B.
am 20. Mai 1944. In diesem
Kriegsjahr legte ein Hagelun-
wetter hier viele Kornfelder
flach, vom „alten Idl“ ist der
Ausspruch „Hetz miassn ma
olle verhungern“ überliefert;
man bekam aber vom Reichs-
nährdienst Mehl zugeteilt, die
meisten Bauernfamilien ha-
ben „zsamm g’holfen“, noch
einmal gepflügt und eingesät!
Die anhaltende Dürre machte allen Bauern schwer zu schaf-
fen.
Frostberegung bei Apfelkulturen.
Foto: Jürgen Pistracher
(pistipixel.at)Foto: Gemeinde Gaimberg