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Seite 7

04/2017

Klimaschutz für jedermann – unterhaltsamer

Abend mit dem „Klimamönch“

Im bis auf den letzten Platz besetzten Mehrzwecksaal in Ass-

ling, verstand es Edmund Brandner, ein Lokalredakteur der

OÖ-Nachrichten, uns sein persönliches Experiment vom Kli-

maschutz darzustellen und zu erklären. Eineinhalb Stunden

fesselte er das Publikum, in seinem mit Fakten und Tatsachen,

aber mit Humor und satirischem Witz gewürzten Vortrag. Es

war nie langweilig oder wirkte gar belehrend oder zurechtwei-

send.

Wie wichtig das Thema Klimaschutz ist, unterstrich die Tatsa-

che, dass auch Pfarrer Andreas Huber und Bürgermeister

Bernhard Schneider anwesend waren, was uns als Veranstalter

auch sehr freute. Ein Dutzend Gäste kam auch aus dem Südti-

roler Pustertal, nämlich von Umweltschutzorganisationen aus

Bruneck und Olang.

Am Anfang erklärte uns E. Brandner seinen persönlichen

Zugang zum Klimaschutz. Er wollte nicht missionarisch wir-

ken, deshalb nannte er sich auch „Klimamönch“. Für ihn sind

Mönche Menschen, die versuchen, einfach zu leben und sich

auf das Wesentliche zu reduzieren. So war es auch für ihn

immer nur ein Versuch, zwar mit einem idealistischen Ziel,

aber auch mit dem Bewusstsein, nicht perfekt zu sein und

nicht hundertprozentig alle Vorgaben erfüllen zu können.

Vorab erklärte Brandner einige wissenschaftlich fundierte Tat-

sachen und Fakten über den weltweiten CO

2

(Kohlendioxid) –

Ausstoß . CO

2

ist unter anderem auch verantwortlich für die

Klimaerwärmung. So emitiert etwa Brasilien 1,8 Tonnen pro

Jahr und Einwohner, Österreich 11 Tonnen und die USA 19

Tonnen.

Das Ziel wäre, die weltweite Klimaerwärmung bei +2° C zu

deckeln. Dann dürfte aber die Pro-Kopf-Emission 2,5 Tonnen

pro Jahr nicht überschreiten. Das würde dann eine Reduktion

des CO

2

– Ausstoßes um 80 % bedeuten.

Barack Obama, der ehemalige US-Präsident, beschrieb die

Klimathematik wie folgt:

„Wir sind die erste Generation, die um die Problematik des

CO

2

-Ausstoßes Bescheid weiß und zugleich die letzte, die dar-

an etwas ändern kann.“

Wenn sich die Industriestaaten nicht rechtzeitig besinnen und

den CO

2

- Ausstoß nicht drastisch reduzieren, werden wir noch

Völkerwanderungen biblischen Ausmaßes erleben. Zu den

Kriegen, die viele Menschen schon jetzt in die Flucht treiben,

wird zunehmend der Druck durch den Klimawandel kommen.

Wohin sollten aber all die Menschen flüchten, die vor allem

aus Afrika kommen, wenn wir durch unsere egoistische Kli-

mapolitik ihre Lebensgrundlagen zerstören?

Und nun zu Brandners Experiment: Er zeigte nicht mit dem

Finger auf andere, sondern er stellte sich dem Selbstversuch.

Also handeln statt nur zu reden. Nach etlichen schlaflosen

Nächten, begann Brandner sein Klimaexperiment am 1. Jänner

2010.

Er musste natürlich auch seine Frau erst davon überzeugen,

die aber bereitwillig zusagte und auch mittat, obwohl sie nicht

wusste, was sie alles erwarten würde. Nur dem damals 13-jäh-

rigen Sohn wurde es freigestellt mitzumachen oder nicht.

Schließlich bedeutet CO

2

-Fasten, und sich zu reduzieren, eine

grundsätzliche Änderung des Lebensstiles.

Zuallererst verkaufte Brandner sein Auto und legte die Fahrt

zur Arbeit mit dem Fahrrad zurück. Für weitere Dienstfahrten

griff er jedoch auf das Auto seiner Frau zurück oder auf einen

Dienstwagen. Durch das Fahrrad entdeckte er wieder die

Langsamkeit und Entschleunigung. Die damit gewonnene Zeit

verbrachte er nun lieber mit seiner Familie und zudem kam er

nach der Arbeit auch viel entspannter nach Hause. Ebenso ent-

deckten er und seine Familie den örtlichen Nahversorger unter

anderem auch als Kommunikationszentrum und die nahelie-

genden Bauernmärkte als Lieferanten von wunderbaren regio-

nalen Bioprodukten.

Entrümpelung, sagte er, beginnt bekanntlich immer mit einer

Bestandsaufnahme im Kopf und dabei ist weniger oft mehr.

Was brauche ich wirklich? Was macht mein Leben aus? Wel-

che Dinge sind mir wichtig und worauf kann ich verzichten?

Interessant ist dabei, dass dann Werte übrig bleiben, die man

nicht kaufen kann, wie etwa: Familie, Freunde, Genuss, Zeit

für sich und andere, intakte Natur, Gesundheit, …

Daraus erkennt man auch, dass Lebensqualität und Lebens-

standard zwei ganz verschiedene Begriffe sind und oft mitein-

ander verwechselt werden. Mehr zu verdienen und sich viel

leisten zu können, muss nicht immer einhergehen mit einer

hohen Lebensqualität. Sie ist dann gut, wenn ich mich wohl

fühle, glücklich bin, weitgehend angstfrei leben kann, genie-

ßen kann, gute Freunde habe, wenig Stress habe, gesund bin,

das soziale Umfeld passt, usw.

Der Durchschnittsösterreicher nimmt täglich bis zu 6.000

Werbebotschaften wahr und konsumiert auch dementspre-

chend. Das passiert aber schon längst nicht mehr nur zum

eigenen Vorteil und zum Wohle der gesamten Menschheit.

Auf Flugreisen, die den ökologischen Fußabdruck immens

vergrößern, verzichten Brandner und seine Familie bis heute.

Fernreisen plant er seither mit dem Zug und entspannt sich

dabei mit einem Buch. Wichtig dabei sind auch die Dimensio-

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„Umwelt und bewusstes Leben“