Virgen
Aktiv
Virgentaler Opferwidder
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„Schmäh“ geleitet und sein Enkel Ra-
phael zog die Lose. Die glückliche Ge-
winnerin des Opferwidders war Geno-
veva Mariacher aus Prägraten.
Der größte Arbeitsaufwand besteht aber
nicht darin, dass am Tag der Prozession,
am Weißsamstag, alles reibungslos über
die Bühne geht. Es sind vielmehr die
Vorbereitungen vieler Einzelpersonen,
seien sie organisatorischer oder prakti-
scher Natur, deren Arbeit und Hilfe in
diesen Brauch mit einfließen und ihn
somit erst bzw. immer noch ermög-
lichen. Sie bilden das Fundament für
den Opferwidderbrauch. Der „Lauant-
widder“, wie er umgangssprachlich noch
immer bezeichnet wird, hat einen stark
identitätsstiftenden Charakter. Er wird
oft und gerne mit dem Virgental assozi-
iert. Egal ob für die Einzelpersonen der
religiöse Hintergrund oder das gesell-
schaftliche Beisammensein wichtiger ist,
im Vordergrund steht die Gemeinschaft,
welche durch die Zusammenarbeit an
diesem Brauch gestärkt wird.
Der Opferwidder hat in Virgen und Prä-
graten einen großen religiösen, gesell-
schaftlichen und kulturellen Stellenwert
für die dort lebende Bevölkerung. Er wird
von den Einheimischen getragen und alle
Beteiligten liefern einen wichtigen Be-
standteil zum Erhalten des Brauches bei.
Der Virgentaler Opferwidder gilt heute
als ,typisch‘ für das Hintere Iseltal. Er ist
zu einem wesentlichen Teil der lokalen
Identität geworden und steht im Span-
nungsfeld zwischen Kontinuität und
Wandel wobei historisches Wissen über-
liefert wird. Während der gemeinschaft-
liche Prozessionszug in der Vergangenheit
dabei half, traumatische Erfahrungen von
Seuchen zu bewältigen, trägt er heute zur
Stärkung des lokalen Gemeinschaftsge-
fühls und Identität bei. Der Brauch hat
inzwischen auch außerhalb der beiden
Gemeinden des hinteren Iseltales Auf-
merksamkeit erlangt: Die Widderprozes-
sion nach Obermauern wurde 2015 in
das österreichische Verzeichnis des ,Im-
materiellen Kulturerbes der UNESCO‘
aufgenommen. Die offizielle Verleihung
dieser Auszeichnung an die Gemeinden
Prägraten und Virgen erfolgte am 26.
April 2015 in Oberösterreich.
Die Auseinandersetzung mit dem Brauch
aus kultur-und sozialanthropologischer
Sichtweise war für mich sehr spannend.
vergangenen Organisationsabläufen be-
schäftigt. Ein Kennzeichen des fast
400 Jahre alten Opferwidderbrauches ist
jedoch dessen Wandelbarkeit und An-
passungsfähigkeit an gegebene Zeiten.
Somit waren und sind Änderungen für
das Fortbestehen unausweichlich. Für
mich persönlich stellte die Forschung in
meiner Heimatgemeinde einen schönen
und erfolgreichen Ausklang für mein
Studium dar. Es war interessant zu sehen,
dass die Menschen aufgrund des Brau-
ches zusammenkamen und sich darüber
austauschten. Das bestehende Netzwerk
rund um den Brauch bildet meiner Mei-
nung nach eine stabile Basis für das Fort-
bestehen des Brauches und die Weiter-
gabe an die nächsten Generationen.
B.A. Ruth Grimm
Neben Themengebieten wie Weitergabe
von Tradition und „kulturelles Erbe“,
konzentrierte ich mich vorrangig auf die
aktuelle Organisationsform. Ich stellte
fest, dass sich die bestehende Literatur zu
diesem Brauch mehrheitlich mit den ver-
schiedenen Ursprungstheorien sowie mit
Großer Andrang bei der Verlosung der Preise.
Barbara, Dominik, Carina und Valentin Egger mit dem geschmückten Opferwidder.
Die heurige Opferwidderprozession fin-
det am
22. April
statt. Abgang bei der
Pfarrkirche Virgen ist um 8.15 Uhr. Der
Dankgottesdienst in der Wallfahrtskirche
Maria Schnee in Obermauern wird um
9.00 Uhr gefeiert. Anschließend findet
die Verlosung der Preise und des Opfer-
widders vor der Kirche statt. Die Frak-
tion Mitteldorf ist im heurigen Jahr für
die Vorbereitung verantwortlich. Opfer-
widderhalter ist Johann Oberwalder.