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‘s Blatt‘l
Dezember 2015
Einem Kraftwerkspoinier zum Gedenken
Max Hechenblaikner wurde als äl-
testes von 8 Kindern des Ehepaares
Andrä und Maria Hechenblaikner
(geb. Ellinger aus Thal), in Ainet ge-
boren. Sein Vater stammte aus Ebbs
im Tiroler Unterland, war gelernter
Elektriker und kam eines Tages im
Jahr 1919 mit einer kleinen Turbine im
Rucksack in Alkus beim Lercherbauer
an. Damit beginnt die Geschichte der
Familie Hechenblaikner in Ainet.
Max besuchte die Volksschule in Ai-
net und lernte anschließend Elektriker
bei seinem Vater, der zwischenzeit-
lich schon eine Werkstatt besaß. Die
Technik hat ihn immer schon interes-
siert. Bereits als Schüler war er allem
Neuen gegenüber aufgeschlossen,
sehr umtriebig und geschäftstüchtig.
Neben der Technik galt seine be-
sondere Leidenschaft dem Thea-
terspiel. Max war Mitbegründer und
erster Spielleiter der Theatergruppe
„Hinterbergler“. Er war auch ein Jahr-
zehnt lang Mitglied der Musikkapelle
Ainet und sprachgewandter Ausrufer
bei den Christbaumversteigerungen.
Abrupt unterbrochen wurde dieses
Leben durch die Einberufung zur Deut-
schen Wehrmacht und den folgenden
Kriegsdienst als Funker in Griechen-
land und Jugoslawien. Nach einem
Heimaturlaub befand er sich bei der
Rückreise an die Front im letzten Wag-
gon des Zuges, welcher bei Oberdrau-
burg wegen eines unterspülten Bahn-
dammes in die hochwasserführende
Drau kippte. Max geriet dann gegen
Ende des Krieges in der Nähe von
Rom in die Gefangenschaft, aus der
er halb verhungert 1946 heimkehrte.
Die Nachkriegszeit war vom Wie-
deraufbau geprägt. Das noch wäh-
rend des Krieges begonnene Wohn-
haus beim Haiglbachkraftwerk wurde
fertiggestellt. Max legte die Meister-
prüfung als Elektrotechniker ab und
errichtete gemeinsam mit seinem Va-
ter an die 40 Kraftwerke in Osttirol und
Oberkärnten, darunter viele Werke im
hochalpinen Gelände. Ursprünglich
fuhr man noch mit dem Motorrad zu
den teils weit entfernten Baustellen.
Dann hat er bald - als einer der ersten
in Ainet - ein Auto angeschafft. Die
Leidenschaft für schöne Autos hat ihn
ein Leben lang begleitet.
Max hatte auch den ersten Fern-
sehapparat in Ainet. Die Olympi-
ade 1960 konnten viele Freunde
im „Gantsch-Infang“ mitverfolgen,
weil nur dort Funkempfang war. Bei
der Olympiade 1964 konnten dann
schon zahlreiche Aineter in der alten
Werkstatt bei einer schwarz-weiß-
Übertragung mitzittern und den Sieg
unseres Landsmannes Pepi Stiegler
feiern.
Im Jahre 1954 übernahm die Fir-
ma Hechenblaikner die Stromver-
sorgung von der Gemeinde Ainet
und baute diese sukzessive aus. In
den Jahre 1958 bis 1980 erfolgte der
Bau der Kraftwerksstufen im Daber-
graben. Im Zuge der Hochwasserka-
tastrophen 1965 und 1966 vernich-
tete der Daberbach alle bis dorthin
errichteten Kraftwerksstufen und
damit die wirtschaftliche Existenz
der Firma Hechenblaikner. Hechen-
blaikner war in Osttirol der größte
Privatgeschädigte dieser Hochwas-
serkatastrophen.
Unverdrossen
wurden die Kraftwerke wieder auf-
gebaut. Im Jahre 1970 erfolgte dann
der Neubau eines Wohnhauses mit
Werkstatt, Verkaufs- und Bürorä-
umlichkeiten. Max stand bis zum
Schluss jeden Tag in der Werkstatt
und im Büro. Als Arbeitgeber hat er
zeitweise 8 und mehr Mitarbeiter be-
schäftigt und insgesamt 22 Lehrlinge
ausgebildet. Er war auch viele Jahre
Bezirksinnungsmeister der Elektriker,
viele Jahrzehnte Wirtschaftsbundob-
mann von Ainet und Umgebung und
gehörte auch dem ersten, noch von
der Bezirkshauptmannschaft bestell-
ten, Gemeinderat von Ainet an.
Im Jahre 1948 heiratete Max He-
chenblaikner zum ersten Mal. Die
kinderlos gebliebene Ehe mit Käthe
Giehrath wurde wieder geschieden.
Aus seiner zweiten Ehe mit Helga
Steinlechner (1956) stammen die
Kinder Adrian und Doris. Ziehtochter
Angela komplettierte die Familie.
Im Jahr 1988 verstarb seine gelieb-
te Frau Helga an einem unheilbaren
Krebsleiden, ein Jahr später ver-
schied sein Sohn Adrian. Diese bei-
den Schicksalsschläge haben Max
sehr lange bedrückt. Die Lebens-
freude kehrte erst wieder zurück, als
er seine dritte Frau Michaela Zlöbl
aus Winklern kennen und lieben
lernte, um sie 1994 dann zu heiraten.
Beide verband bis zum Schluss eine
innige Beziehung. In Erinnerung blei-
ben wird das blaue Cabrio mit Micha-
ela am Steuer und Max mit seinem
kleinen Hund auf dem Beifahrersitz.
Nach einem Schlaganfall, am Freitag
den 24. April, verstarb Max Hechen-
blaikner wenige Tage später im 93. Le-
bensjahr. Ein langes und erfülltes Le-
ben ging damit zu Ende. Max Hechen-
blaikner war ein lebensbejahender,
aufgeschlossener, tatkräftiger Mensch,
der andere begeistern und mitreißen
konnte. Er hatte ein offenes Herz und
eine offene Hand, wenn es darum ging,
schnell und wirkungsvoll zu helfen. Er
war Förderer vieler Vereine, Großspen-
der bei der Sanierung der Kirchenfen-
ster und hat mehrmals die Buskosten
bei Pilgerfahrten übernommen. Der
Max, wie er in der Kurzform von allen
immer genannt wurde, war eine Aineter
Institution, einer der mit seinem Leben
und seinem Betrieb die Gemeinde we-
sentlich mitgeprägt hat. Er war beson-
ders stolz darauf, dass er für Ainet eine
von den großen Energiekonzernen un-
abhängige Stromversorgung aufbauen
konnte. Er war in allem und jedem ein
Pionier, einer der voran ging, der nicht
verzagte und der in jedem Rückschlag
den Auftrag für einen Neubeginn sah.
Max Hechenblaikner wird unverges-
sen bleiben, die vielen Geschichten,
die es über ihn gibt werden noch lange
erzählt werden.
Max Hechenblaikner
Kraftwerkspionier in Ainet
geb. 28.11.1922
†
08.05.2015
Wir veröffentlichen an dieser Stelle - natürlich mit freundlicher Ge-
nehmigung des Urhebers - einen (leicht gekürzten) Nachruf auf eine
Persönlichkeit, welche auch die wirtschaftliche Entwicklung unserer
Gemeinde wesentlich mitgeprägt hat. Herzlichen Dank an Bürgermei-
ster Karl Popeller für die Überlassung seines Skriptums!