Gemeindezeitung - page 10

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leisacher
gucklöcher
christel gönitzer: natur im herzen
Man wird freundlich von zwei rötlich-weiß
gefleckten Katzen willkommen geheißen, die
neugierig um die Beine streichen, wenn man
das Haus von Gerd und Christel Gönitzer in
Leisach-Gries betritt. Der nächste Eindruck
wird von den Bildern bestimmt, die die
Wände im Stiegenaufgang, im Korridor und
in den Zimmern schmücken. Der Wohnraum
strahlt Gemütlichkeit und Wärme aus, die
Küche vermittelt das Gefühl, dass hier gern
gekocht und gearbeitet wird, und wenn der
Blick nach oben schweift, weitet sich der
Brustkorb angesichts des hölzernen Gebälks
des offenen Dachstuhls und man vergisst bei-
nahe, dass man sich in einem geschlossenen
Raum befindet.
Die Wärme des Holzes und der Farben, die
einen im Haus umfängt, charakterisiert auch
die Malereien der Hausherrin, die ihr Talent
erst in späteren Jahren entdeckt hat. Ihr Vater
ist der bekannte osttiroler Maler Franz
Wimmer, der bereits 1967 verstarb, und erst
nachdem sie des Öfteren auf ihn und mög-
liche künstlerische Gene angesprochen wor-
den ist, hat sich Frau Gönitzer in der Malerei
versucht. Sie hatte Freude daran, besuchte
Fortbildungen wie die Sommerakademie in
Toblach und entwickelte einen eigenen Stil,
den die Bewunderer ihrer Kunst zu schätzen
wissen. Ihre Lieblingsmotive sind Landschaf-
ten und Blumen, die sie mit Aquarell- oder
Ölfarben auf Papier bzw. Leinwand zaubert.
Perspektive, Technik und Farbgebung machen
die persönliche Handschrift der Künstlerin
aus, und wenn man die Bildergalerie in
ihrem Haus betrachtet, versteht man, was sie
damit meint. Sie liebt warme Erdfarben und
lässt trotz naturalistischen Stils der künstleri-
schen Freiheit ihren Raum.
Das erste Mal präsentierte sie ihre Werke
2003 im Zuge einer Gemeinschaftsausstel-
lung in Toblach, ein Jahr darauf folgte bereits
die erste Soloausstellung und heute kann sie
schon stolz auf dreizehn Vernissagen zurück-
blicken. Zuletzt waren ihre Malereien im
Tirolerhof in Dölsach und in Heiligenblut zu
sehen. Einige Leisacherinnen und Leisacher
können sich vielleicht daran erinnern, dass
Frau Gönitzer 2008 im Hanserhof ihre Bilder
ausgestellt hat, ein Ambiente, in dem ihre
Landschaften besonders zur Geltung gekom-
men sind. Die naturalistische Malerei liegt
Frau Christel Gönitzer am Herzen, doch
auch zeitgenössischen Kunstwerken kann sie
einiges abgewinnen. Eher schwer tut sie sich
mit abstraktem Schaffen, da es bei solchen
Werken oft nicht möglich ist, die Handschrift
der Künstlerin bzw. des Künstlers zu erken-
nen. Und darauf legt sie großen Wert.
Seit 1999 genießt Frau Gönitzer die Pension.
Zuletzt war sie im Büro der Brauerei Falken-
stein beschäftigt – eine anspruchsvolle und an-
gesehene Arbeit, die sie ausgefüllt hat.
Begonnen hatte sie ihre berufliche Laufbahn
mit einer dreijährigen Lehre als Drogistin bei
Erlach in der Drogerie zum Kreuz in Lienz. Es
war eine angenehme Lehrstelle und eine
schöne Zeit, auch wenn sie damals einmal in
der Woche in die Schule nach Innsbruck fah-
ren musste, was anstrengend und kostenauf-
wändig war. Lange übte sie ihren erlernten
Beruf nicht aus, da sie früh heiratete und bald
ihre beiden Kinder Marco und Cornelia zur
Welt kamen. Nach gescheiterter Ehe war sie
als junge Frau gezwungen, ihre Kinder alleine
großzuziehen und Geld zu verdienen. Des-
halb entschied sie sich für das Gastgewerbe,
wo sie unter anderem im Hotel Traube als
Kellnerin tätig war. Sie hat darunter gelitten,
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