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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
6. MAI 2019
CHRONIK
Harald
Angerer
Kommentar von
Keine gemeinsame Sprache
In den beiden Info-Veranstaltungen
zum ASFINAG-Autobahnrastplatz
nahe Seeboden und den ge-
räuschmindernden Maßnahmen
am Verbund-Kraftwerk in der Rot-
tau zeigten sich zwei grundsätzlich
ähnliche Fälle. Zwei Bürgerinitiati-
ven, die mit ihren Anliegen an zwei
große Aktiengesellschaften heran-
traten. Anrainer befürchten, oder
erleben bereits, dass am eigenen
Wohnort die Lebensqualität deut-
lich zurückgeht. Hier geht es ans
Eingemachte, nicht nur der gemüt-
liche Sonntagnachmittag, sondern
Gesundheit und Wohlbefinden ste-
hen am Spiel. Etwa durch einen
dauerhaft erhöhten Umgebungs-
lärm oder einer höheren Feinstaub-
und Abgasbelastung. Messungen
und Gutachten wurden in Auftrag
gegeben, um gegen oder für die
Vorhaben Argumente in der Hand
zu haben. Nun werden diese Mes-
sungen und Gutachten von Exper-
ten ausgeführt und erstellt. Die
Sprache dieser Experten ist allge-
mein sehr schwer verständlich –
außer man besitzt eine einschlägige
Ausbildung. In den Info-Veranstal-
tungen wandten sich ASFINAG und
Verbund mit einer Reihe von Exper-
ten an die besorgten und emotional
aufgeladenen Bürger, die sie mit
ihren Messungen, Plänen, theore-
tischen Modelle und Berechnungen
umzustimmen versuchten. Grafiken
und Tabellen in einer schnellen Ab-
folge wurden an die Wand projiziert
– keine Zeit zu schauen und zu be-
greifen. Man bekommt wissen-
schaftlich erklärt, was einen subjek-
tiv stört. Es wurde keine gemein-
same Sprache gesprochen und über
die Ängste der Anrainer hinaus prä-
sentiert.
Den Autor erreichen Sie unter:
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Arzt
im Hausärztlichen Bereitschafts-
dienst an den Wochenenden und Fei-
ertagen über das Rote Kreuz unter
der Telefonnummer 141.
Mit der Nummer 14844 (ohne Vorwahl)
können Sie beim Roten Kreuz einen
Krankentransport anfordern.
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in Ihrer Nähe am
Wochenende und an Feiertagen Not-
dienst leistet, erfahren Sie bei allen
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Notarzt
Notruf
141
Apotheker-
dienste
Spittal:
Hubertus Apotheke,
Tiroler Straße 14, Tel. 04762/2333
(bis 17. Mai, 18 Uhr).
Millstatt:
See Apotheke,
Georgsritter-Platz 156, Tel. 04766/2130
(bis 11. Mai, 8 Uhr).
Möllbrücke:
Teurnia Apotheke,
Mölltalstraße 37, Tel. 04769/2234
(bis 11. Mai, 8 Uhr).
Gmünd: Heiligen Geist Apotheke,
Hauptplatz 9, Tel. 0676/3712779
(bis 11. Mai, 8 Uhr).
Obervellach:
Adler Apotheke,
Hauptplatz 53, Tel. 04782/2244
(ab 11. Mai, 8 Uhr).
Seeboden:
Jakobus Apotheke,
Hauptstraße 50, Tel. 04762/81602
(ab 11. Mai, 8 Uhr).
Greifenburg:
Laurentius Apotheke,
Bahnhofstraße 63, Tel. 04712/288
(ab 11. Mai, 8 Uhr).
Radenthein:
Paracelsus Apotheke,
Paracelsusstraße 2, Tel. 04246/2055
(ab 11. Mai, 8 Uhr).
Hermagor:
Adler Apotheke,
Hauptstraße 4, Tel. 04282/2066
(bis 13. Mai, 8 Uhr).
Lienz:
Bahnhofsapotheke,
Bahnhofsplatz 1, Tel: 04852/64130
(11. Mai).
Lienz:
Franziskus Apotheke,
Muchargasse 13, Tel. 04852/626650
(12. Mai).
Messungen zeigen Lärmverminderung,
empfundene Lärmbelastung besteht weiterhin
Zur Minderung des Pumplärms wurden im Verbund-Kraftwerk in der Rottau (Gemeinde
Reißeck) zwei „Resonatoren“ verbaut. In einer Info-Veranstaltung stellte die Verbund AG die
Ergebnisse der Gutachten vor. Die Messwerte weisen zwar keine Gesundheitsgefährdung
mehr auf, die Lärmbelastung besteht laut den Anrainern aber noch fort. Weitere Maßnahmen
seitens des Verbunds sind geplant.
Über 100 Interessierte, darun-
ter Vertreter der „Bürgerinitia-
tive für ein lebenswertes unteres
Mölltal“ und der umliegenden
Gemeinden versammelten sich
im Kultursaal in Mühldorf, um
den Bericht des Verbundes zu
den neu installierten schall-
mindernden „Resonatoren“ zu
hören. VomVerbund stellten sich
Josef Mayrhuber, Werksgrup-
penleiter der Kraftwerksgruppe
Malta/Reißeck, Umweltmedizi-
ner Dr. Hanns Mooshammer von
der Med Uni Wien, Messtechni-
ker Dipl.-Ing. Werner Schwaab
und Verbund-Projektleiter David
Gie ng den Fragen der Anwe-
senden. Die neu installierten
„Resonatoren“ sollen die Lärm-
belastung bei Pumpbetrieb ver-
ringern. Der erste „Resonator“
wurde 2017 verbaut und nach
einer Kontrollmessung ein wei-
terer bestellt und 2018 instal-
liert. Weitere Kontrollmes-
sungen fanden im Oktober 2018
statt, diese waren Grundlage für
die nun vorgestellten Gutachten.
Gemessen wurde in Kolbnitz
und in Mühldorf, mit dem Er-
gebnis einer Verminderung des
Störgeräusches um 19 Dezibel.
Messtechniker Werner Schwab:
„Wir sehen, dass die Reduktion
messtechnisch statt ndet.“ „Das
Pumpgeräusch ist für manche
hörbar, aber sollte zumutbar
sein“, so Mayrhuber. Daran dass
das markante Pumpgeräusch für
die Anrainer immer noch hörbar
ist, ließen diese keinen Zweifel.
Lästig, aber keine Gefährdung
Umweltmediziner Dr. Hanns
Mooshammer bezeichnete das
Lärmemp nden als ein „emotio-
nales Thema“. „Tieffrequenter,
anhaltender Lärm hat ein größe-
res Belästigungspotenzial“. Der
Umweltmediziner stellte eine
„deutliche Änderung“ des Geräu-
sches fest, räumte aber ein: „Die
subjektive Einschätzung ist nicht
einfach.“ Es gebe zwei Reak-
tionen darauf: „Man gewöhnt sich
daran, oder wird dafür sensibili-
siert – es wird immer lästiger.“
Es bestehe jedoch keine Gesund-
heitsgefährdung mehr. Reißecks
Vize-Bgm. Johan Paul Unter-
weger wandte ein, man habe die
„Hoffnung, dass der Resonator
bessere Ergebnisse bringt, aber
das Emp nden der Bevölkerung
spiegelt nicht wider, was die
Messergebnisse sagen.“ Hier sei
ein Worst Case-Szenario einge-
treten: „Laut Gutachten ist das
Geräusch unter der Gesundheits-
gefährdung, aber es ist noch im-
mer da.“ Er regte an, eine Dauer-
schallmessung durchzuführen,
als einen Schritt zur Offenheit,
der vom Verbund gemacht wer-
den könne. Es wurden mehrmals
Zweifel an der Richtigkeit der
Messungen kundgetan, die zu be-
stimmten Zeiten und nicht wäh-
rend des Winters bei gefrorenem
Boden durchgeführt wurden.
Weitere Maßnahmen geplant
Bgm. NR Erwin Angerer
(Mühldorf) lobte die Arbeit der
Bürgerinitiative, räumte aber ein,
dass man mit Emotionen hier
nicht weiter komme. Positiv
merkte er an, dass der Verbund
bereit sei, mit den Resonatoren
und neuen Pumpen gegen die
Lärmentwicklung
anzugehen,
stellte aber konkret die Frage
nach der Wirksamkeit der Maß-
nahmen. Laut Projektleiter Gie-
ng werde mit den neuen Pumpen
eine Geräuschverringerung um 60
Prozent erreicht. Die neuen
Pumpen hätten aber auch einen
geringeren Wirkungsgrad. Der
Einbau erfolge frühestens ab
Ende des nächsten Jahres, man
rechnet mit einem halben Jahr
Umbauzeit. Nach der Evaluierung
der ersten neuen Pumpe werde
man mit der zweiten starten.
Mayrhuber bat die Bevölkerung
um Geduld: „Es geht noch was,
aber es dauert.“ Gemeinderat Elke
Steinwender (Reißeck) „Wir sind
nicht gegen den Verbund und
stehen hinter den Beschäftigten,
aber wir spüren nicht viel an
Besserung. Unser Anliegen soll
ernst genommen werden.“
Bgm. Erwin Angerer stellte die Frage nach der Wirksamkeit der Maßnah-
men. Neben den „Resonatoren“ sollen auch neue geräuschärmere Pumpen
im Kraftwerk verbaut werden.