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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

25. FEBER 2019

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Kritischer Kartograph des Dorf- und Landlebens

Engelbert Obernosterer,

Mitschig/Hermagor:

Der bekannte Kärntner Schriftsteller Engelbert Obernosterer hat im Vorjahr nach zahlreichen Buchpublikationen als jüngstes Werk

„Die Decke“ (Kitab-Verlag) veröffentlicht.

Der in Mitschig/Hermagor leben-

de Autor ist überaus produktiv, so

wird er heuer im Herbst im Wie-

ser-Verlag ein neues Buch mit

dem Titel „Auch Krawattenträger

sind Naturereignisse“ herausbrin-

gen. Obernosterer wurde 1936

als siebentes Kind eines Lesach-

taler Bergbauern (in Frohn bei

St. Lorenzen) geboren. Er be-

suchte

das

Priesterseminar

Tanzenberg und arbeitete an ver-

schiedenen Volks- und Haupt-

schulen des Gailtales und als

Kunsterzieher am Gymnasium

Hermagor. Er erhielt mehrere

Literaturpreise (u. a. österreichi-

sche Staatsstipendium für Litera-

tur und Humbert Fink-Preis).

„Formulierend, Formulierungen

verwerfend und zu neuen anset-

zend wühle ich mich durch das

Oberflächengeröll der lokalen

und beruflichen Wichtigkeiten

durch, hinab in Richtung Kind,

das ich hätte sein mögen“,

schreibt er in seinem Buch „Nach

Tanzenberg“. Das Dorf- und Land-

leben genauestens und aus eige-

ner, ungewohnter Perspektive

beobachtend, beschreibt er es in

zahlreichen, kritisch-satirischen so-

wie doppelbödigen Miniaturen. Im

Buch „Die Decke“ liest man: „Dient

die gebräuchliche Sprache von sich

aus dem Erfassen und Verwerten

des Beobachtbaren, so gilt mein

Achten mehr dem, was verdeckt

davon geschieht.“ Seine

Schriften nennt er ein-

mal als „Interpretati-

onen der kleinen Un-

regelmäßigkeiten inner-

halb meines bürger-

lichen Lebens“. Nicht

um Harmoniestreben

geht es ihm, vielmehr

interessieren ihn die

Sprengung von ge-

schlossenen

Weltbil-

dern und das Elemen-

tare

(vor

Kultivie-

rungen). Seinem Buch

„Schutzbehauptungen“

stellte er somit den Satz

voran: „Alle Behaup-

tungen sind Schutzbe-

hauptungen, sind Ge-

hirnschutz vor dem,

was vor ihnen war.“

Obernosterer

wurde

auch einmal als Karto-

graph der ländlichen

Verhältnisse bezeich-

net. Bezeichnend und ideenreich

sind auch seine Prosasplitter so-

wie Aphoristisches, auch im Buch

„Die Decke“. U. a. liest man darin:

„Unter der Decke der Zivilisation

sind die Erwachsenen immer

noch Kinder und dankbar, wenn

das Kindliche in ihnen angespro-

chen und zu neuem Leben er-

weckt wird. Wie leuchten die mü-

den Augen der Greisin auf, wenn

sie eines der Enkelfotos vor die

Brillen bekommt; das Furchen-

system des Gesichts verändert

sich auf eine Weise, dass man

kurz das kindlich arglose Mäd-

chen erkennen kann, das sie ein-

mal war.“ „Die Decke“ wurde

jüngst auch in szenischer Lesung

im Kulturverein Mauthen präsen-

tiert. Einmal notierte der (selbst-)

ironische und widerständige Au-

tor: „Wieder ist eine Woche vor-

bei, in der ich nicht viel mehr ge-

dacht und gesagt habe als ein

paar Mal: Na sowas!“ Sein erstes

Buch – 1975 erschienen (Neuauf-

lage 2009) – war „Ortsbestim-

mung“.

Karl Brunner

Erlös von Bauernball Hermagor gespendet

Da die bäuerliche Bevölkerung im Gailtal durch die Unwetterkatastrophe 2018 besonders schwer betroffen war, ent-

schloss sich die Bezirksleitung des Bauernbundes dazu, den gesamten Erlös des Bezirksbauernballs in Hermagor

zu spenden und das Ergebnis noch aus Rücklagen zu verdoppeln. 4.000 Euro gingen an die besonders betroffenen

Gebiete in Rattendorf und im Lesachtal.

„Weil‘s die Heimat ist“, unter

diesem Motto stand der diesjäh-

rige Bezirksbauernball, eröffnet

wurde er mit den schwungvollen

Liedern des Frauenchors Vorder-

berg. Den Tanzabend gestalteten

„Igor und seine Oberkrainer“ so-

wie die Band „3L“ aus dem Les-

achtal. In der Disco lustwandelte

man mit trachtigem Alpenrock.

„Es entspricht unserem bäuer-

lichen Selbstverständnis ein ab-

geschlossenes Erntejahr mit ei-

ner fröhlichen Festveranstaltung

zu würdigen, wenngleich auch

so manche Laune der Natur un-

seren Beruf immer wieder auf

die Probe stellt“,

meinte Bauernbund

Bezirksobmann KR

Johann Lugger. Die

Kulinarik

zeigte

sich mit der Bu-

schenschänke „Ste-

fan“ von der regio-

nalen Seite. Als Eh-

rengäste begleiteten

diese Veranstaltung

u. a. LR Martin

Gruber, LK-Präsi-

dent Johann Möß-

ler und Hausherr

Bgm. Siegfried Ro-

nacher.

Die Einnahmen des Bauernballs in Hermagor wurden gespendet. V. l.: Markus

Lopez (FF Rattendorf), Bgm. Johann Windbichler, KR Johann Lugger, GR Mo-

nika Ploner, KR Mathias Themeßl.

Foto: Bauernbund