GESCHICHTE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
AUGUST/SEPTEMBER 2018
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Den Göttern geopfert wurden
auch sehr viele Zinn-Blei-
Statuetten, die später den Hang
hinunterrollten. „Wir stießen
auf das fast gesamte antike Pan-
theon – wie etwa Jupiter,
Venus, Mars, Merkur, Minerva
und so fort.“
Größter Bestand an
Statuetten
Man zählte bislang einige
Hundert Bruchstücke. „Annä-
hernd komplett erhaltene Statu-
etten gibt es an die 20. Sie
lagen teilweise ganz oben im
Erdreich bis einen halben bis
dreiviertel Meter. Es dürfte
sich um den größten Bestand
solcher Statuetten überhaupt
handeln.“ Gefunden wurden
auch Münzen, Kleiderspangen,
Ohrringe, Armreifen etc.
Besonders spannend erachtet
Grabherr auch die entdeckte
Riesenpfosten-Grube mit sehr
großen Keilsteinen oberhalb
einer Terrassierungsmauer, auf
der wohl die Weihgaben depo-
niert waren. „Dort in der Grube
muss etwas sehr Großes einge-
setzt worden sein – so hoch wie
ein Maibaum.“ Am höchsten
Punkt der heiligen Stätte – auf
ca. 780 m fanden die Archäolo-
gen zudem eine Anlage, die
vermutlich ein ca. 11 m hoher
Holztempel war, aufgebaut auf
Steinplatten.
Grabungsende
Am steilen Hang fand man
zudem drei Terrassen, auf
denen wahrscheinlich einst
Holzgebäude standen. Woher
überall die Menschen zum Hei-
ligtum pilgerten, ist noch nicht
klar. „Es kann leicht sein, dass
sie nur von den umliegenden
Dörfern und Weilern kamen.“
Besonders stolz auf die bereits
erfolgten Grabungen ist auch
Sepp Kalser aus Leisach. Der
Heimatforscher und Schindel-
macher machte bereits im Vor-
feld auf dem „Frauenkloster
Bühel“ mehrere 100 Funde,
meldete dies der Universität
Innsbruck und dem Bundes-
denkmalamt und ebnete so den
Weg für professionelle Grabun-
gen. „Schon vor vier Jahren hat-
ten wir hier auf dem Bühel eine
kleine Grabung, um uns über die
Befundsituation zu orientieren“,
berichtet Grabherr. Heuer
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Knapp unterhalb des Erdreiches bis zu einem Dreiviertel Meter
tief wurden viele rund 2.000 Jahre alte Gegenstände entdeckt. Im
Bild eine keltische Lanzenspitze.
Ringgemme.
Norische Doppelknopf Fibel
1. Jahrhundert n. Chr.
Münze Kaiser Hadrian 117 bis
138 n. Chr.
Fotos: Martina Holzer
konnte man ca. 35.000 € für grö-
ßere Grabungen „auftreiben“,
die seit 9. Juli liefen und am 3.
August endeten. „Es gäbe hier
am Bühel aber noch viel zu ent-
decken. Aber es hängt eben alles
von Geld ab“, gibt Grabherr zu
bedenken.
Martina Holzer