GESCHICHTE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
AUGUST/SEPTEMBER 2018
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Oberhalb von Lienz ist
ein Forscherteam der
Uni Innsbruck dabei ein
heidnisches Heiligtum
freizulegen. Es ist älter
als Aguntum, diente als
Opferplatz für die Göt-
ter und wurde von Hei-
matforscher und Schin-
delmacher Sepp Kalser
aus Leisach entdeckt.
Vor rund 2.000 Jahren
thronte der heilige Bezirk
(Temenos) auf einem steilen
Hügel am Fuße des Lienzer
Hochsteins – umschlossen von
einer möglicherweise bis zu
5 m hohen und mehrere 100 m
langen Steinmauer, die den hei-
ligen Bezirk von der restlichen
Welt abgrenzte. Das Heiligtum
bestand bereits vor der Römer-
stadt Aguntum, die unter Kaiser
Claudius Mitte des 1. Jahrhun-
derts n. Chr. gegründet worden
war. „Man kannte solche
Heiligtümer bislang noch nicht.
Es ist großartig, was wir hier
fanden“, erzählt Grabungsleiter
Assoz.-Prof. Gerald Grabherr
begeistert. Mit einem Team aus
Forschern untersucht er die
Fundstelle.
Sehr gut erhalten
Die heilige Stätte wurde ca.
500 Jahre lang genutzt und ist
Ein faszinierender Fund:
Die Statuette Victoria
aus Mitte 1. Jahrhundert
n. Chr.
Eber mit Opferband (Weihegabe).
Sepp Kalser (r.) mit einem gefundenen Losstab.
Wofür dieser Losstab verwendet wurde, ist unge-
klärt. Er wird auch als Zauber- oder Orakelstab
beschrieben, den man bislang nur an Opfer- und
Heiligenplätzen fand und der nur von Priester
oder Priesterinnen verwendet werden durfte.
Links Priv.-Doz. Christian Gugl (Stv.-Direktor
der Österr. Akademie der Wissenschaften) und
Grabungsleiter Assoz.-Prof. Gerald Grabherr
(Mitte).
Pustertaler sorgte für Sensation