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KULTUR

PUSTERTALER VOLLTREFFER

FEBER/MÄRZ 2018

37

So richtig „tillgarisch“

können die Mitglieder

der Heimatbühne Ober-

tilliach auf der Bühne

nicht sprechen, denn

der Prozentsatz der aus-

wärtigen Gäste ist recht

hoch, und man muss

„verständlich“ bleiben.

So manchen „Tillga

Wortbrocken“ können

sich die Theaterspieler

aber nicht verkneifen.

Der Tourismus bringt es mit

sich, dass man auf den heimi-

schen Volksbühnen nicht immer

den vollen Dialekt „herauskeh-

ren“ kann. Das gilt besonders

für die Heimatbühne Obertilli-

ach. Denn gerade in der kleinen

Gemeinde im Tiroler Gailtal ist

der Dialekt besonders ausge-

prägt und der Prozentsatz Aus-

wärtiger bei den Aufführungen

hoch. „Das ist zwar schade, dass

Obmann Peter Paul Lienharter

(73). „Aber auf so manchen

‚Tillga Wortbrocken‘ verzichten

wir dennoch nicht“, setzt er

schmunzelnd nach.

Franzi ist das Urgestein

Er ist schon lange dabei –

früher immer wieder einmal

wir nur das touristische Um-

gangsdeutsch sprechen können,

aber unsere Einheimischen

haben Verständnis dafür. Denn

fast jedes Haus im Ort hat eben-

falls mit Gästen zu tun und

muss mit ihnen entsprechend

verständlich sprechen“, erklärt

mit Unterbrechungen, seit No-

vember 1999 eigentlich stän-

dig. „Ich gehöre aber nicht

zum Urgestein.“ Im Gegensatz

zu Franzi Kammerlander (81).

Sie spielte schon als 13-Jäh-

rige bei Volksstücken mit.

Theater gespielt wird in

Obertilliach seit langem. Vor

der Neugründung der Theater-

gruppe im Jahr 1977 weiß man

etwa von einer Aufführung aus

dem Jahr 1914. Damals wurde

in der Zeitung „Lienzer Nach-

richten“ erstmals schriftlich

über die Aufführung des Stü-

ckes „Notburga“ berichtet.

„Hierbei war von einem

‚Erstlingsversuch‘ die Rede.

von Martina Holzer

Blick hinter

die Kulissen

Deshalb kann man nicht an-

nehmen, dass vor dieser Auf-

führung das darstellende Spiel

in Obertilliach überhaupt ge-

pflegt wurde, da es das brauch-

tümliche Stubenspiel (z. B. Ni-

kolaus- und Fasnachtsspiele)

in fast allen Tiroler Dörfern

seit jeher gegeben hat.“

Erste behördliche

Spielgenehmigung

Mündlichen Berichten kann

man entnehmen, dass in der

Zwischenkriegszeit im Gast-

haus Unterwöger das Drama

„Andreas Hofer“ aufgeführt

wurde. Der damalige Pfarrer

Kleinlercher wirkte als Leiter

und treibende Kraft. Von

seinem Nachfolger Pfarrer

Jeller und dessen Haushälterin

ging in den Nachkriegsjahren

die Hauptinitiative für eine

Theatertätigkeit aus. 1947 gab

es in dem Zusammenhang auch

die erste behördliche Spielge-

nehmigung, ausgestellt von der

Bezirkshauptmannschaft Lienz.

In früheren Zeiten spielte man

in Obertilliach mit Vorliebe

Dramen. „Meist Wilderer-

stückln. Auch Sterbefälle gab

es auf der Bühne. Doch mit

aufkommendem Tourismus

machte man einen Schwenk ins

zeitlose, lustige Genre“, be-

richtet Lienharter. Das heurige

Stück „Im Pfarrhaus ist der

Teufel los“, das derzeit im

Kultursaal Obertilliach aufge-

führt wird, hat allerdings auch

Ernstes zum Inhalt.

Max & Leo

Die jüngsten Mitspieler

beim aktuellen Stück sind die

Zwillinge Max und Leo Ober-

erlacher (geboren 2005). „Die

Eltern haben mit dem Theater-

spiel nichts zu tun. Ich kam auf

die Burschen zu und fragte bei

ihnen an. Mittlerweile sind sie

vom Theaterspielen sehr be-

geistert“, freut sich Lienharter.

Fakten & Daten

Obmann:

Peter Paul Lienharter

Spielleiter:

Georg Klammer

(nur für die heurige Saison)

aktive Mitglieder:

15 bis 20

Neugründung:

November 1977

Derzeit:

„Im Pfarrhaus ist der Teufel

los“ (22. Feber sowie

8. und 25 März,

Beginn: 20 Uhr,

Platzreservierung im

Tourismusbüro Obertilliach).

Der volle Dialekt bleibt

„unter Verschluss“

Heimatbühne Obertilliach

Franzi Kammerlander ist mit

ihren 81 Jahren das älteste ak-

tive Mitglied der Heimatbühne

Obertilliach.

V. l.: Max

Ober-

erlacher,

Peter Paul

Lienharter,

Leo Ober-

erlacher.

Bei der

neuen

Komödie

der Heimat-

bühne

Obertilliach

bleibt kein

Auge

trocken.

Foto:

Carina

Maurer