KULTUR
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2018
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So richtig „tillgarisch“
können die Mitglieder
der Heimatbühne Ober-
tilliach auf der Bühne
nicht sprechen, denn
der Prozentsatz der aus-
wärtigen Gäste ist recht
hoch, und man muss
„verständlich“ bleiben.
So manchen „Tillga
Wortbrocken“ können
sich die Theaterspieler
aber nicht verkneifen.
Der Tourismus bringt es mit
sich, dass man auf den heimi-
schen Volksbühnen nicht immer
den vollen Dialekt „herauskeh-
ren“ kann. Das gilt besonders
für die Heimatbühne Obertilli-
ach. Denn gerade in der kleinen
Gemeinde im Tiroler Gailtal ist
der Dialekt besonders ausge-
prägt und der Prozentsatz Aus-
wärtiger bei den Aufführungen
hoch. „Das ist zwar schade, dass
Obmann Peter Paul Lienharter
(73). „Aber auf so manchen
‚Tillga Wortbrocken‘ verzichten
wir dennoch nicht“, setzt er
schmunzelnd nach.
Franzi ist das Urgestein
Er ist schon lange dabei –
früher immer wieder einmal
wir nur das touristische Um-
gangsdeutsch sprechen können,
aber unsere Einheimischen
haben Verständnis dafür. Denn
fast jedes Haus im Ort hat eben-
falls mit Gästen zu tun und
muss mit ihnen entsprechend
verständlich sprechen“, erklärt
mit Unterbrechungen, seit No-
vember 1999 eigentlich stän-
dig. „Ich gehöre aber nicht
zum Urgestein.“ Im Gegensatz
zu Franzi Kammerlander (81).
Sie spielte schon als 13-Jäh-
rige bei Volksstücken mit.
Theater gespielt wird in
Obertilliach seit langem. Vor
der Neugründung der Theater-
gruppe im Jahr 1977 weiß man
etwa von einer Aufführung aus
dem Jahr 1914. Damals wurde
in der Zeitung „Lienzer Nach-
richten“ erstmals schriftlich
über die Aufführung des Stü-
ckes „Notburga“ berichtet.
„Hierbei war von einem
‚Erstlingsversuch‘ die Rede.
von Martina Holzer
Blick hinter
die Kulissen
Deshalb kann man nicht an-
nehmen, dass vor dieser Auf-
führung das darstellende Spiel
in Obertilliach überhaupt ge-
pflegt wurde, da es das brauch-
tümliche Stubenspiel (z. B. Ni-
kolaus- und Fasnachtsspiele)
in fast allen Tiroler Dörfern
seit jeher gegeben hat.“
Erste behördliche
Spielgenehmigung
Mündlichen Berichten kann
man entnehmen, dass in der
Zwischenkriegszeit im Gast-
haus Unterwöger das Drama
„Andreas Hofer“ aufgeführt
wurde. Der damalige Pfarrer
Kleinlercher wirkte als Leiter
und treibende Kraft. Von
seinem Nachfolger Pfarrer
Jeller und dessen Haushälterin
ging in den Nachkriegsjahren
die Hauptinitiative für eine
Theatertätigkeit aus. 1947 gab
es in dem Zusammenhang auch
die erste behördliche Spielge-
nehmigung, ausgestellt von der
Bezirkshauptmannschaft Lienz.
In früheren Zeiten spielte man
in Obertilliach mit Vorliebe
Dramen. „Meist Wilderer-
stückln. Auch Sterbefälle gab
es auf der Bühne. Doch mit
aufkommendem Tourismus
machte man einen Schwenk ins
zeitlose, lustige Genre“, be-
richtet Lienharter. Das heurige
Stück „Im Pfarrhaus ist der
Teufel los“, das derzeit im
Kultursaal Obertilliach aufge-
führt wird, hat allerdings auch
Ernstes zum Inhalt.
Max & Leo
Die jüngsten Mitspieler
beim aktuellen Stück sind die
Zwillinge Max und Leo Ober-
erlacher (geboren 2005). „Die
Eltern haben mit dem Theater-
spiel nichts zu tun. Ich kam auf
die Burschen zu und fragte bei
ihnen an. Mittlerweile sind sie
vom Theaterspielen sehr be-
geistert“, freut sich Lienharter.
Fakten & Daten
Obmann:
Peter Paul Lienharter
Spielleiter:
Georg Klammer
(nur für die heurige Saison)
aktive Mitglieder:
15 bis 20
Neugründung:
November 1977
Derzeit:
„Im Pfarrhaus ist der Teufel
los“ (22. Feber sowie
8. und 25 März,
Beginn: 20 Uhr,
Platzreservierung im
Tourismusbüro Obertilliach).
Der volle Dialekt bleibt
„unter Verschluss“
Heimatbühne Obertilliach
Franzi Kammerlander ist mit
ihren 81 Jahren das älteste ak-
tive Mitglied der Heimatbühne
Obertilliach.
V. l.: Max
Ober-
erlacher,
Peter Paul
Lienharter,
Leo Ober-
erlacher.
Bei der
neuen
Komödie
der Heimat-
bühne
Obertilliach
bleibt kein
Auge
trocken.
Foto:
Carina
Maurer