JUGEND
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2017
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Familie, Arbeit, Politik,
Religion, Sexualität: In
einer Jugendstudie
nahm man die Südtiroler
Jugendlichen zu den je-
weiligen Themen ge-
nauer unter die Lupe.
Eine neue Astat-Jugend-
studie wirft ein Licht auf
die Südtiroler Jugendlichen, ihre
Werte, Selbstwahrnehmung und
Zukunftsplanung. Das Ergebnis
ist durchwegs positiv. „Die Ju-
gendlichen sind sich der Heraus-
forderungen bewusst, denen sie
sich stellen müssen“, erklärte
LR Waltraud Deeg. „Sie geben
zudem dem Streben nach Glück
und der Familie einen weitaus
höheren Stellenwert als der Kar-
riere und dem Verdienen von
Geld.“ Auch die Beziehung mit
den Eltern und der Familie sei
größtenteils sehr gut.
Mehrsprachigkeit
wichtig
Die Daten der ASTAT-Studie
belegen auch, dass sich die Ju-
gend in Südtirol in einemWan-
del befindet und bereit ist, die
neuen Chancen für die Zukunft
zu nutzen. „Es handelt sich um
eine Generation, die der Mehr-
sprachigkeit einen immer hö-
heren Stellenwert einräumt, die
das Vorhandensein mehrerer
Kulturen als einen Reichtum
wahrnimmt und mit Begeiste-
rung an Kulturveranstaltungen
teilnimmt“, stellte LR Christian
Tommasini fest.
47-prozentige
Beteiligung
Für die Erhebung wurden an
die 4.000 Namen aus den Melde-
registern gezogen und an-
schließend den jeweiligen Ju-
gendlichen (12 bis 25 Jahre) ein
Online-Fragebogen
zuge-
schickt. Gesamt sendeten über
1.800 einen ausgefüllten Fra-
gebogen retour. Dies entspricht
einer Rücklaufquote von 47 %.
LR Florian Mussner merkt
noch an, dass europaweit das
Interesse an politischem Enga-
gement nachlasse. „Die Ju-
gendstudie ist für alle Beteilig-
ten eine gute Basis, um das In-
teresse an der Politik wieder zu
stärken“, betont er.
In Südtirol lebten aktuell an die
81.700 (etwa 42.000 männliche und
39.700 weibliche) Jugendliche im Alter
von zwölf bis 25 Jahren. Die Jugend-
quote ist in den städtischen Gemeinden
– allen voran in Bozen und Meran –
etwas niedriger als in den ländlichen.
Der Anteil der ausländischen Jugend-
lichen liegt bei 8,5 %, das sind etwa
7.000 Personen.
Die Jugendstudie gibt Aufschluss
über folgende Aspekte:
Familie: Die Südtiroler Jugendlichen
leben am häufigsten in einer klassi-
schen Kernfamilie, die sich im Schnitt
aus vier Mitgliedern zusammensetzt.
Ein Drittel der 25-Jährigen hat das El-
ternhaus bereits verlassen. Die Bezie-
hung zu den Eltern wird von den meis-
ten Jugendlichen positiv bewertet, ins-
besondere das Verhältnis zur Mutter.
Der Umgang mit den anderen
Die große Mehrheit der Jugendlichen
hat einen mehr oder weniger großen
Freundeskreis. Man trifft sich am liebs-
ten zuhause (60,5 %), aber auch in öf-
fentlichen Lokalen (53,6 %) oder im
Freien (33,8 %). Beim Ausgehen sind
öffentliche Verkehrsmittel die erste
Wahl der Jugendlichen. Fast alle Südti-
roler Jugendlichen – in erster Linie die
deutschsprachigen – verkehren vor-
zugsweise mit Menschen derselben
Sprachgruppe. Jugendliche in den
Städten haben allgemein mehr Freunde
aus anderen Sprachgruppen, als Ju-
gendliche am Land.
Meinungen über die Schule
Etwa 60 % der Ober- und Berufs-
schüler sind der Meinung, dass die
zweisprachige Ausbildung eine Stärke
des Südtiroler Schulsystems sei. Den
Unterricht eines oder mehrerer Fächer
in einer Zweitsprache erachten 46,4 %
als sinnvoll, aber nur für 12,1 % der
Schüler zählt die Zweitsprache zu den
drei interessantesten Fächern.
Kultur und Freizeit
Mit ihrer Freizeit sind 71,9 % der Ju-
gendlichen zufrieden. Im Durschnitt be-
suchen die 12- bis 25-Jährigen neun Kul-
turveranstaltungen im Jahr. 82,1 % lesen
in ihrer Freizeit mindestens ein Buch im
Jahr und 77,2 % lesen mindestens ein
Mal in der Woche eine Tageszeitung.
72,1 % der Jugendlichen treiben Sport.
31,2 % sind Mitglied in mindestens
einem Verein, der kein Sportverein ist.
Die digitale Welt – Kompetenzen
und Nutzung
73,5 % der Jugendlichen sind täg-
lich im Internet. Den allermeisten, näm-
lich 90,7 %, ist bewusst, dass die In-
ternetnutzung Risiken mit sich bringen
kann. 74,2 % nehmen an sozialen Netz-
werken teil und 72,3 % verwenden On-
line-Enzyklopädien.
Arbeit
Von den 57.900 Jugendlichen im
Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind
17.900 erwerbstätig und 2.400 arbeits-
los. Die Zahl der Erwerbspersonen liegt
somit bei 20.300 Personen. 37.600 sind
nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv, da sie
noch zur Schule gehen oder studieren.
Verhältnis zu Südtirol
Die Landschaft ist der Aspekt Südti-
rols, der von den Jugendlichen am häu-
figsten positiv wahrgenommen wird
(83,6 %), gefolgt von der Küche (54,9
%), den Traditionen (47,3 %) und dem
wirtschaftlichen Wohlstand (38,6%).
Probleme, die am stärksten empfunden
werden, sind der Egoismus der Men-
schen (29, 8 %) und die hohen Le-
benshaltungskosten (27,3 %).
Politik
Das größte Interesse unter den Ju-
gendlichen besteht an der internationa-
len (41,2 %) und der europäischen
(39,2 %) Politik, für die Landespolitik
interessieren sich 34,7 % der Befrag-
ten. Jungen interessieren sich allge-
mein mehr für die Politik als Mädchen.
42,1 % denken, dass die Einwanderer
eine Bereicherung darstellen, während
49,5 % der Meinung sind, dass sie Kri-
minalität und Terrorismus bringen.
Wertehaltung und Lebensentwürfe
Bei den Fragen zu den Lebensent-
würfen belegt die Antwort „Glücklich
sein“ mit 90,2 % den ersten Platz. Der
Wunsch, eine eigene Familie mit Kin-
dern zu gründen, ist mit 74 Prozent
weiterhin weit verbreitet. Einen sicheren
Arbeitsplatz wünschen sich 69,3 % der
Befragten. Vergleichsweise wenig Zu-
spruch finden materialistische und
leistungsorientierte Lebensprojekte wie
„viel Geld haben“ (32,7 %) oder „Er-
folg und Macht haben“ (20,4 %).
Religion
Für mehr als ein Drittel, nämlich 35,3
%, spielt die Religion eine äußerst oder
ziemlich wichtige Rolle, für 34,8 % ist
Religion nicht sehr wichtig, und für
21,2 % hat sie keinerlei Bedeutung. 8,6
% wollten sich dazu nicht äußern.
Selbstwahrnehmung
88 % der Jugendlichen sind mit
ihrem Gesicht sehr oder zumindest ge-
nügend zufrieden. Die meisten fühlen
sich mit ihrem Körper wohl. Mädchen
sind im Allgemeinen bei ihrer Selbst-
wahrnehmung kritischer als Jungen.
Risikofaktoren
Jeder vierte männliche Jugendliche
ist im Laufe eines Jahres in gewaltsame
Auseinandersetzungen verwickelt, vor
allem in Diskotheken, Pubs oder auf
Partys. 22,3 % der Jugendlichen rau-
chen Zigaretten, der Alkoholkonsum
nimmt jedoch ab. 28,7 % der Jungen
und 23,7 % der Mädchen konsumieren
Cannabis, in der Altersklasse der 23-
bis 25-Jährigen haben etwa 40 % zu-
mindest einmal Cannabis probiert.
Liebe und Sexualität
38,2 % der Jugendlichen erklären,
eine feste Liebesbeziehung zu haben.
37,3 % der Befragten geben an, min-
destens einmal Gelegenheitssex gehabt
zu haben. Als wichtigste Informations-
quelle in Sachen Sexualität gilt das In-
ternet, wobei dieses von jungen Män-
nern (67,5 %) häufiger genutzt wird, als
von jungen Frauen (58,9 %).
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
So tickt Südtirols Jugend
Foto: Jerzy SawLuk /
pixelio.de