FORSCHUNG
PUSTERTALER VOLLTREFFER
SEPTEMBER/OKTOBER 2017
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Gruppe, die schon sehr alt ist.
„Es gab sie ja schon im Erd-
altertum“, so Experte Heinz
Schatz von der Universität Inns-
bruck beim 11. internationalen
milbenkundlichen Kolloquium.
Eine Million Arten
Man schätzt, dass es weltweit
etwa eine Million Milbenarten
gibt, von denen aber erst ein
Bruchteil bekannt ist. Als Bei-
spiel ist die Erforschung der
Hornmilben genannt, einer
Gruppe von bodenlebenden
Tieren, die als Abbauer von
toter Streu und Pilzen eine
wichtige Rolle im Ökosystem
spielen. „Sie sind sehr wichtig
für die Humusbildung. Insge-
samt sind etwa 12.000 Horn-
milbenarten bekannt, aus Süd-
tirol bereits 400 Arten, von
denen mehrere erst kürzlich
in Südtirol entdeckt wurden“,
informiert Schatz.
„Es gibt so unglaublich viele
Hornmilben, dass man sagen
kann, dass das Gewicht aller
Hornmilben in Österreich un-
gefähr dasselbe ist wie das Ge-
wicht aller in Österreich leben-
den Menschen“, so Schatz.
Oder andersherum: Auf einem
Waldboden können sich auf
1 m² 20.000 bis 100.000 Horn-
milben tummeln, die ja winzig
klein sind. Der Name Horn-
milbe kommt im Übrigen vom
festen Panzer, den diese Mil-
benart ihr Eigen nennt.
Quälgeister
Die Quälgeister unter den
Milben sind für die Menschen
freilich u. a. die Hausstaubmil-
ben. „Sie fressen Haare, Schup-
pen und anderes mehr. Erst,
wenn sie sterben und ihre Kör-
perteile dann zerfallen, kann es
bei den Menschen zu einer All-
ergie kommen, indem sie diese
Teile wie Borsten einatmen.“
Auch die Zecken gehören zu
den Milben. „Die Weibchen
müssen mehrmals Blut von
Warmblütlern – auch von Re-
genwürmern – saugen, damit
sie überhaupt Eier produzieren
können. Damit man ihren Biss
vorerst nicht spürt, produzieren
sie Speichel. Auch die Gras-
milbe ist sehr lästig, weil die
Haut nach ihrem Biss beson-
ders juckt.“
Milbenarten gibt es unzählige. Etliche davon sind auch besonders nützlich.
An die 30 internationale Fachleute berichteten im September im Naturmu-
seum Südtirol über den aktuellen Forschungsstand rund um die Milben.
Milben können richtig spannend sein
Gamasina, eine Raubmilbe
(etwa 2 mm groß). Sie ernährt
sich von Insekten und anderen
Milben. Verwandte Arten
werden als Bekämpfer von
Pflanzenschädlingen
(Blattläuse, Rote
Spinne, etc.)
eingesetzt.
Foto: R. Hofer
Hornmilbe (Damaeus sp.).
Diese Tiere werden mehr als
1 mm groß und leben in der
Blattstreu. Sie spielen eine
wichtige Rolle als Verbreiter
von Bakterien und Pilzen zur
Bodenbildung. Foto: R. Hofer
Der welt-
bekannte
Milben-
spezialist
Heinz Schatz
und seine
Frau Sabine
sind Zoolo-
gen aus
Innsbruck.
Ihre wissen-
schaftliche
Tätigkeit
haben sie
auch auf
Südtirol aus-
geweitet. Auf
dem Foto
sind sie auf
einer Sam-
melexkur-
sion auf dem
Weißhorn in
Südtirol.
Foto: Vito
Zingerle
Plesiodamaeus craterifer, eine seltene Hornmilbe aus dem Mit-
telmeerraum, die in den Trockenstandorten Südtirols ihre nörd-
lichste Verbreitung hat (Länge etwa 1 mm).
Foto: K. Pfaller
Die meisten Menschen den-
ken beim Thema Milben an ne-
gative, oft juckende Reaktionen.
Für Wissenschaftler ist diese
Tiergruppe – eine Unterklasse
der Spinnentiere – jedoch eine
wichtige Quelle zur Erforschung
von Parasiten und Krankheits-
überträgern (z. B. Zecken,
Bienenmilben, Herbstbeiße).
Zudem liefern sie Informationen
zur Bewertung von unterschied-
lichen Lebensräumen (Wiesen,
Böden, Gewässer). Diese Viel-
falt macht sie auch für Nicht-
Milbenfachleute zu einer auf-
schlussreichen zoologischen