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CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JULI/AUGUST 2017

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„Ich habe dem Minister die

Position der Europaregion er-

klärt“, sagte der Südtiroler Lan-

deschef und forderte erneut

eine europäische Lösung der

Flüchtlingsfrage. „Wir müssen

das Problem an der Wurzel pak-

ken, es reicht nicht, die Symp-

tome zu behandeln.“ Was den

Brenner betrifft, sei die Lage

unter Kontrolle. Auch dank

einer hervorragenden Zusam-

menarbeit zwischen Italien und

Österreich. „Es ist auch absolut

nachvollziehbar, dass ein Land

die Kontrolle über seine eigenen

Grenzen haben möchte“, sagte

Kompatscher mit Blick auf die

Debatte über den militärischen

Einsatz am Brenner.

„Es kann so nicht

bleiben“

„Österreich ist bereit, die ei-

genen Grenzen zu schützen“,

bekräftigte auch Kurz, „so wie

es ist, kann es nicht bleiben“,

sagte er und forderte einmal

mehr einen Systemwechsel.

„Ich war von Anfang an gegen

ein Weiterwinken. Wer das un-

terstützt, gefährdet das Europa

der offenen Grenzen nach

innen. Es kann nicht sein, dass

Schlepper darüber entscheiden,

wer nach Europa zuwandern

darf und wer nicht“, so Kurz.

Ein grenzenloses Reisen durch

Europa sei nur dann möglich,

wenn die Außengrenzen gesi-

chert seien, stimmte Kompat-

scher ihm zu.

„Müssen zurückge-

schickt werden“

„Solange eine Rettung im

Mittelmeer mit einem Ticket

nach Mitteleuropa verbunden

ist, machen sich immer mehr

Menschen auf den Weg“, fuhr

Kurz fort. Um die gefährliche

Flucht weniger attraktiv zu

machen, müssten die aufgegrif-

fenen Menschen umgehend zu-

rückgeschickt werden, forderte

er. „Ziel muss es sein, die Mit-

telmeerroute zu schließen.“

Dass dies möglich sei, habe die

Schließung der Balkanroute

vor gut einem Jahr bewiesen.

Schon nach drei Tagen seien

nicht mehr 15.000 Menschen in

Griechenland angekommen,

sondern nur mehr rund 1.000.

In Italien sind nach UN-Anga-

ben im ersten Halbjahr 2017

fast 20 Prozent mehr Flücht-

linge angekommen als im Vor-

jahreszeitraum.

Beschlagnahme von

NGO-Schiffe

Die Vereinten Nationen

gehen davon aus, dass seit Jah-

resbeginn mehr als 83.000

Bootsflüchtlinge in Italien an

Land gingen. Den Vorstoß von

Innenminister Marco Minniti,

der angekündigt hatte, NGO-

Schiffe zu beschlagnahmen,

wenn die Hilfsorganisationen

sich nicht an die Regeln halten,

begrüßte der österreichische

Außenminister. „Ich halte es

für wichtig, dass NGOs ihre

Finanzen offenlegen müssen,

dass sie in libyschen Gewäs

sern nicht verkehren dürfen und

dass sie nicht mit Schleppern

zusammenarbeiten“, sagte Kurz

und erinnerte daran, dass er

wegen seiner Forderung nach

stärkerer Kontrolle der NGOs

vor wenigen Monaten heftig

kritisiert worden sei.

„Wir brauchen noch

stärkeren Schutz“

Bei einem Treffen von LH Arno Kompatscher und dem österreichischen

Außerminister Sebastian Kurz unlängst in Bozen ging es vor allem um die

Flüchtlingsfrage. Eine klare Aussage der beiden: Die EU-Außengrenzen

müssen noch stärker geschützt werden.

Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz und Landes-

hauptmann Arno Kompatscher bei der heutigen Pressekonferenz

in Bozen.

Foto: LPA/rm

„Solange eine Rettung im Mittelmeer mit einem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist, machen sich immer mehr Menschen auf den

Weg“, erklärte der österreichische Außenminister Sebastian Kurz in Bozen.

Foto: Yara Nardi/Italian Red Cross press office