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CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

MÄRZ/APRIL 2017

38

Beinahe „Hand in

Hand“ schieden Mari-

anne und Johann Kon-

triner („Winkler Hons“)

aus Mittewald aus

ihrem Leben – nach 60

Ehejahren. Der Familien-

zusammenhalt stand

bei ihnen bis zuletzt an

oberster Stelle.

Dass das Ehepaar Johann und

Marianne Kontriner einmal fast

gemeinsam aus dem Leben

scheiden wird, ahnte wohl nie-

mand. Noch am 4. Feber freute

sich die Familie über die

Diamantene Hochzeit der bei-

den. Man feierte still und leise.

Glückliche Kindheit

Marianne und Johann konnten

ihren Kindern geben, was sie

selbst auch erlebt hatten: eine

glückliche Kindheit. Johann

(geb. 15. 11. 1929) wurde als

Sohn von Johann und Anna Kon-

triner auf dem Oberwinkler-Hof

in Kosten groß – im Kreise einer

großen Geschwisterschar. Wie

damals in vielen Familien, waren

die Zeiten entbehrungsreich und

die Volksschulzeit dauerte acht

Jahre. Immer schon packte er

viel auf dem Hof mit an. Bis zu

seinem 25. Lebensjahr war er

dort, dann ging er nach Aachen,

um in einem Kohlebergwerk zu

arbeiten. Doch die Sehnsucht

nach seiner Heimat und demAr-

beiten in der freien Natur waren

groß. Er kehrte zurück und

wurde Forstarbeiter. 1963 wech-

selte er dann zu den Bundesbah-

nen. „Er wollte einen ‚sichere-

ren‘ Job“, erzählt Sohn Werner.

Zuerst wurde Johann im Oberbau

eingesetzt, nach Ablegen von

Erkrankungen des Alters

machte dem Paar sehr zu schaf-

fen. Als Johann seinem irdi-

schen Dasein am 17. Feber mit

87 Jahren Lebewohl sagte,

folgte ihm Marianne einen Tag

danach – mit einem Lächeln im

Gesicht und mit 85 Jahren –

fast „Hand in Hand“.

Die beiden hatten sich bereits

1955 näher kennengelernt. Ihre

große Liebe zueinander führte sie

1957 vor den Traualtar. Sie

zogen in ihr Haus in Mittewald.

Doch es sollte sie bald ein

schwerer Schicksalsschlag tref-

fen. Ihr erstes Kind, die kleine

Annemarie, starb bei einem tra-

gischen Unfall. Nur wenige Stun-

den später brachte Marianne

dann ihr zweites Kind zur Welt.

Die Gefühlswelt der kleinen Fa-

milie wurde auf eine extrem harte

Probe gestellt. Bei der Taufe er-

hielt der Säugling, ein Mädchen,

dann den Namen seiner verstor-

benen Schwester. Oft hörte man

Marianne später sagen: „Glück

und Leid liegen nah beieinander.“

Fester Zusammenhalt

Als besonders großes Glück

empfanden es die Eheleute, dass

ihr Familienleben später noch

mit den Geburten von Werner,

Hildegard, Hans und Birgit be-

reichert wurde. „Mame und

Papa gaben uns den Halt und die

Erdung mit beiden Beinen im

Leben zu stehen. Wir gingen alle

unsere eigenen Wege, doch un-

sere Eltern waren und blieben

immer unser Mittelpunkt. Oft

saßen wir zusammen, beim Kar-

tenspiel, einem Glaserl Wein

und langen Gesprächen“, erzäh-

len die Kinder. Und jedes ein-

zelne Enkerl war ein Sonnen-

schein für die beiden, „das von

ihnen unendlich geliebt und

Prüfungen dann als Beamter in

der Dienststelle Tassenbach.

Geliebte Holzarbeiten

Das Arbeiten im Wald war

ihm sein Leben lang eine große

Freude. „Meist wurde er von

seinem besten Freund und

Schwager Lois Zeiner beglei-

tet.“ Auch war Johann Grup-

penkommandant der Freiwilli-

gen Feuerwehr Mittewald und

langjähriges Mitglied beim

ESV. Seine Heiterkeit, Hilfsbe-

reitschaft und Herzlichkeit

zeichnete ihn besonders aus.

Marianne (geb. 12. Oktober

1921) entstammte wiederum

einer Schusterfamilie. In Ober-

assling wuchs sie als Tochter

von Peter und Marianne Trojer

mit elf Geschwistern auf. Die

Familie führte ebenso ein be-

scheidenes Leben. Schon wäh-

rend ihrer Volksschulzeit waren

Geschichte und Singen ihre

großen Vorlieben. Nach der

Schule wurde sie Stockmädchen

im Krankenhaus von Bludenz,

später im Lienzer Spital. „Oft

erzählte sie von dieser Zeit, in

der sie es mit Freundinnen und

Freunden so lustig hatte.“

Auch in ihrer Pension hatten

es Marianne und Johann noch

25 Jahre lang richtig schön. Es

stand einiges auf dem Pro-

gramm: Ausflüge zu ihren „Git-

schen“ nach Nordtirol, eine

eindrucksvolle Fahrt nach

Lourdes, Radfahren und Lang-

laufen für den Papa. Daheim

bei Sohn Werner und seiner Fa-

milie war bis zuletzt ihr Le-

bensmittelpunkt. Mithelfen in

Haus und Garten, trotz Alter

und immer mehr Gebrechlich-

keiten, war ihnen stets eine

Selbstverständlichkeit.

Martina Holzer

Die Familie war für Marianne und Johann das Wichtigste in ihrem

Leben.

Marianne und Johann Kontriner

heirateten am 4. Feber 1957.

verwöhnt wurde.“ Auch in

schweren Zeiten hielten Eltern

und Kinder immer fest zusam-

men. Besonders auch in den

letzten Lebensjahren wurde das

Ehepaar von seinen Kindern in

Kooperation mit verschiedenen

Einrichtungen liebevoll umsorgt.

Ein fast gemeinsamer Abschied

Mitte

der

1970er-

Jahre

mit

ihren

Kindern

Werner,

Hans,

Hilde-

gard,

Birgit

und

Anne-

marie

(v. l.).