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12

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

3. OKTOBER 2016

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Leidenschaft für Geschichte und Geschichten

Alexandra Bleyer,

Seeboden:

Die Seebodner Autorin versteht es, die Vergangenheit unterhaltsam und humorvoll aufzubereiten und stürmt mit einem Jäger-

krimi die Bestsellerlisten.

Die Historikerin Alexandra

Bleyer ist seit ihrer Kindheit

Büchernärrin. „Ich habe immer

gerne gelesen. Das liegt in der

Familie. Schon meine Mutter

hatte als Berufstätige wenig

Zeit, aber dennoch sah man sie

immer mit einem Buch in der

Hand“, erzählt die 41-Jährige.

Der Schritt vom Schreiben zum

Lesen erfolgte im Teenager-

alter mit ersten Geschichten

und

„Schubladenromanen“.

Ausgehend von ihrer Doktorar-

beit, die sich mit der antinapo-

leonischen Propaganda Öster-

reichs 1809 befasst, publizierte

sie 2013 ihr erstes Sachbuch

„Auf gegen Napoleon“. Darin

untersucht sie die europä-

ischen Volkskriege gegen Na-

poleon, vom spanischen Gue-

rillakrieg über den Tiroler Frei-

heitskampf mit Andreas Hofer

und den Russlandfeldzug bis zu

den deutschen Befreiungskrie-

gen. Übrigens: Oberkärnten

war ein paar Jahre Teil des

französischen Empire, die

Grenze verlief bei Villach. Im

thematisch

anschließenden

Buch „Das System Metternich“

befasst sie sich mit dem Wie-

ner Kongress und dem politi-

schen System des berühmten

Staatskanzlers. Im Residenz

Verlag erschienen, als humor-

volle Geschenkbücher in edler

Ausstattung angelegt, erzäh-

lende Kulturgeschichten zur Ehe

und zum Elterndasein. „Drum

prüfe, wer sich ewig bindet“ er-

scheint demnächst in einer süd-

koreanischen

Lizenzausgabe;

das neueste Werk, „Eltern wer-

den ist nicht schwer …“, zeigt

augenzwinkernd auf, dass sich

Eltern von der Antike bis zur

Gegenwart mit Trotzalter und

Pubertät herumschlagen muss-

ten und sich wie Erasmus von

Rotterdam schon in der frühen

Neuzeit Gedanken machten, un-

ter welchen Bedingungen man

am besten Kinder zeugt (nie-

mals im Vollrausch!).

Mörderisch

Bei Alexandra Bleyers Vorliebe

für Krimis blieb es folgerichtig

auch nicht beim Lesen: Gemein-

sam mit Dorothea Böhme ver-

fasste sie einen für Einheimi-

sche wie Gäste interessanten

kriminellen Freizeitplaner für

Kärnten – „Wer mordet schon in

Kärnten?“. Elf humorvolle Kurz-

geschichten werden durch 125

Freizeittipps ergänzt. Im Möll-

taler Jägerkrimi „Waidmanns-

dank“, wochenlang in den öster-

reichischen

Bestsellerlisten,

wird der Jäger zum Gejagten.

Derzeit entstehen neue Pro-

jekte wie ein Sachbuch zur

Kriegspropaganda und die

Fortsetzung von „Waidmanns-

dank“. Doch damit nicht genug:

Als erfahrene Autorin und

Schreibberaterin begleitet sie

im Einzelcoaching und in Klein-

gruppen Autorinnen und Auto-

ren von Sachbüchern und bel-

letristischen Werken von der

ersten Ideen bis hin zur Ver-

lagssuche. „So viele Oberkärnt-

nerinnen und Oberkärntner

haben Talent zum Schreiben

und tolle Ideen. Das hat sich

zuletzt beim Kurzgeschichten-

wettbewerb in Winklern ge-

zeigt“, ist Bleyer begeistert. Sie

hilft dabei, das handwerkliche

Rüstzeug wie Spannungsbo-

gen, Erzählmuster usw. zu er-

lernen, gibt Textfeedback und

Tipps zu Publikationsmöglich-

keiten. Ein mehrteiliger Krimi-

workshop mit Abschlussveran-

staltung beginnt am 4. Oktober

in der Stadtbücherei Spittal.

Wer Alexandra Bleyers „mör-

derische Energie“ kennen ler-

nen will, hat dazu auch am

Donnerstag, 6. Oktober, eben-

falls in der Stadtbücherei Spit-

tal, Gelegenheit bei einer Dop-

pellesung mit Andrea Nagele.

Beginn um 19.30 Uhr.

Foto: Kati Solwold

HEITERES

AUS ALTER ZEIT

Zwei in ähnlicher

Mission

Im Spätherbst war es vor vielen

Jahren in einem Lesachtaler Ort

üblich, dass Schafe und Ziegen

überall auf den Feldern des Ortes

weiden konnten. Am Abend ka-

men sie dann wieder in ihre eige-

nen Ställe. Einen Sonderstatus hat-

te allerdings der Ziegenbock. Im

Rahmen seiner „Dienstobliegen-

heit durfte er sich im Bedarfsfalle

in allen Ställen aufhalten. Eines

Abends trieb ihn die Neugierde

durch die nur angelehnte Tür in

ein Plumpsklo. Dann jedoch fiel

die Tür ins Schloss. Befreit wurde

er auf recht kuriose Weise: Zu die-

ser Zeit war im Ort eine Partie Ti-

roler Holzknechte untergebracht.

Einer dieser wackeren Naturbur-

schen hatte die Absicht, ausge-

rechnet bei diesem Haus „fens-

terln“ zu gehen. Als er gerade in

der Nähe des Plumpsklos das

„Sölderle“ (Balkon) erklimmen

wollte, hörte er aus dem Klo Ge-

räusche. Er witterte sofort Gefahr

und hielt mit aller Gewalt die

„Häusltür“ zu. Nach einer Weile

flüsterte er: „Oftan bold du ma

sogsch wer du bischt, loß i di aus-

sa“. Allerdings bekam er daraufhin

keine Antwort. Er hielt die Tür wei-

ter mit aller Kraft zu. Der wackere

Tiroler sah dass es hier ohne

Kampf nicht abgehen werde. Er

nahm all seinen Mut zusammen,

riss die Tür auf – und heraus kam

mit erhobenem Haupt sein ver-

meintlicher Rivale, der Ziegen-

bock. Da trafen sich nicht zwei

Rivalen, aber vielleicht zwei in fast

ähnlicher Mission!

R. H.

Kurzmeldung

Chorkonzert

Die Singgemeinschaft Kamering mit

Chorleiter und Sprecher Franz Pusa-

vec lädt zum Chorkonzert am Sams-

tag, 8. Oktober, um 20 Uhr, in das

Kulturhaus Feistritz/Drau. Neben

einem abwechslungsreichen Pro-

gramm der Kameringer mit ihrem Ge-

mischten und Männerchor können

als internationale Gäste das Dravo-

grajski Sekstet, ein Männer Sing- und

Spielensemble aus Unterdrauburg in

Slowenien, das in Molzbichl schon

aufhorchen ließ, begrüßt werden.