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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

11. JULI 2016

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Mit der Gail auf Du und Du

Dipl.-Ing. Hannes Poglitsch,

Hermagor/Fürnitz

Die Gail ist sein Arbeitsgebiet: Seit 1994 ist Dipl.-Ing. Hannes Poglitsch (Jg. 1964) Leiter der Unterabteilung Wasserwirtschaft Herma-

gor (der Abteilung 18 – Wasserwirtschaft Land Kärnten).

Der ausgebildete Kulturtechni-

ker und Wasserwirtschaftler und

sein Team (12 Mitarbeiter in der

Bauleitung, 19 an Baustellen, da-

von zwei vom Landeswasserbau-

hof) sorgen sich intensiv um die

optimale „Zähmung“ und Ge-

staltung dieses mitunter sehr

wilden Flusses. Die Unterabtei-

lung Hermagor beschäftigt saiso-

nal (in der Regel von März bis

Dezember) Bauarbeiter. Mit die-

sen Arbeitern werden die Gailin-

standhaltung (v. a. Mäharbeiten

und Ausfreiungsarbeiten) und

diverse Baustellen in Eigenregie

umgesetzt. Zusätzlich werden

Privatfirmen durch Anmietung

von Geräten im Eigenregiebau

oder durch Gesamtvergabe be-

schäftigt.

„Die Überschäumende“

Es ging und geht darum, diesen

Fluss „lebendig und sicher“ zu

machen. Der Vorläufer der der-

zeitigen Unterabteilung war die

sogenannte „Gailbauleitung“, ein

Begriff der landläufig nach wie

vor gerne verwendet wird. Der

Wasserwirtschaft steht auch ein

Bauhof in Hermagor zur Verfü-

gung. Die Gail, in sie münden an

die 80 Wildbäche, ist ein beson-

derer Fluss, der beste Güteklas-

sen aufweist. Eine wunderschö-

ne Flusslandschaft, vielfältiger

Lebensraum und attraktiver Er-

holungsraum. Sie durchfließt das

Tiroler und Kärntner Lesachtal

sowie das Gailtal und ist 122 km

lang. Der Name Gail bedeutet so

viel wie „die Überschäumende“,

„die Überschwemmende“. Nicht

zu Unrecht: immer wieder haben

verheerende

Überschwem-

mungen enorme Schäden an Ge-

bäuden, Infrastruktur und Land-

wirtschaft angerichtet. Die Gail-

bauleitung entstand in Folge der

Überschwemmungen des Jahres

1823, wo man begann Regulie-

rungsprojekte auszuarbeiten. Die

systematische Regulierung der

großen Flüsse Kärntens begann

im Gailtal. 1875 wurden die

Gailflussregulierung gesetzlich an-

geordnet und das Gailregu-

lierungsunternehmen ins Leben

gerufen. Die Gailregulierungs-

arbeíten waren und sind ein

Entwicklungsprozess,

wichtige

Anlagenteile, wie Ring- und Quer-

dämme wurden in den letzten

Jahrzehnten errichtet, ebenso

wurde ein starkes Augenmerk auf

die Sanierung von Dämmen

gelegt. Das Aufgabengebiet von

Poglitsch und seinem Team be-

trifft nicht nur den Hochwasser-

schutz, sondern auch die Sied-

lungswasserwirtschaft (Wasserver-

sorgung, Abwasserentsorgung).

Bei all den Aufgaben, so Poglitsch,

sei immer die umfassende Infor-

mation und Kommunikation mit

allen Beteiligten wesentlich. Auch

auf das gute Zusammenwirken

mit den Gemeinden sowie mit der

Wildbach- und Lawinenverbauung

werde größter Wert gelegt, so

Poglitsch.

Wandel in der

Wasserwirtschaf

Anhand der Gail zeigt sich auch der

Wandel der Wasserwirtschaft und

der Arbeitsmethoden. Musste an-

fangs fast nur händisch gearbeitet

werden, dann wurden große Regu-

lierungsarbeiten erst viel später

durch das Aufkommen und den

Einsatz von Maschinen in effizi-

enter Weise ermöglicht. Ging es

am Beginn um die Sicherung der

Lebensgrundlagen für die Bevölke-

rung (Bodenerhalt, Hochwasser-

schutz für die Siedlungen), so hat in

den letzten Jahrzehnten die

Bedeutung von Ökologie, Natur-

schutz und auch Erholung am

Gewässer zugenommen. Große

Restruktuierungs- und Renaturie-

rungsmaßnahmen wurden durch-

geführt. Ein interdisziplinäres Ge-

wässerbetreuungskonzept wurde

Anfang der 1990er-Jahre erarbei-

tet, das Hochwasserschutz, Ökolo-

gie sowie Naherholungsmöglich-

keiten bestmöglich verbindet.

„Ziel war und ist es, der Gail so

viel Raum und Dynamik zurückzu-

geben, dass sie ihr Bett möglichst

selber offen halten kann“, erklärt

Gewässerexperte Poglitsch den

großen Wandel. Die Herausforde-

rung besteht darin, neue Erkennt-

nisse, Methoden und Bauten auf

dem letzten Stand der Technik in

der Praxis umzusetzen. Hervorzu-

heben sind beispielsweise die

Life-Maßnahmen, die in das Natu-

ra 2000-Europaschutzgebiet Gört-

schacher Moos-Obermoos einge-

bettet wurden, womit Natur-

schutz und Schutzfunktionen

verbunden wurden. Ein großes

Hochwasserschutzprojekt

in

Kötschach-Mauthen ist im Finale.

Als Nächstes werden Hochwasser-

schutzmaßnahmen an der Gail im

Bereich von Watschig, Vorderberg

und Nampolach in Angriff genom-

men, geplant werden derzeit

Maßnahmen an der Gössering zur

Verbesserung des Hochwasser-

schutzes für Hermagor und die

Ortschaften im Gitschtal. Für

Gailfluss-„Manager“ Poglitsch ist

die Gail mehr als nur Arbeitsge-

biet: „Ich freue mich, dass ich ein

so vielseitiges und interessantes

Arbeitsgebiet im Gailtal vorfinde.

Das Gailtal mit seinem Fluss ist

für mich auch ein wesentlicher

Teil meines Lebens“. Er sieht sich

auch als großen Berg-, Natur- und

Umweltfreund. Er lebt in Fürnitz

bei Villach in seinem Elternhaus.

Mit seiner Gattin Susanne hat er

drei Kinder. Zeitlebens hat er sich

auch gerne der Musik und speziell

dem Chorgesang (A-capella Chor

Villach) sowie dem Sport (Fußball,

Laufen, Langlaufen) gewidmet.

Hobbymäßig betreibt er eine

Landwirtschaft im Oberen Gailtal,

wo er Kärntner Brillenschafe hält

und züchtet. Freude findet der

Wasserwirtschafter und Amts-

sachverständige in seiner Freizeit

auch an der Produktion eigener

Lebensmittel.

Karl Brunner

„Gailfluss“-Manager mit vielen Interessen: Dipl.-Ing. Hannes Poglitsch.

Foto: kb