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NUMMER 6/2009

77. JAHRGANG

OSTTIROLER

HEIMATBLÄTTER

H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “

Magdalena Hörmann

Professor Franz Helmer (1909-1990)

Zur Ausstellung seiner Farblinolschnitte in der Galerie Diogenes in Lienz

Es hat immer

Künstler gegeben,

die sich in der Stille

entwickelt haben

und die im konzen-

trierten Vor-sich-

Hinarbeiten voll

aufgegangen sind.

Die äußere Lebens-

führung war dann

meist sehr zurück-

gezogen und unauf-

fällig, meist gab es,

wenn kein Vermö-

gen da war, einen

Beruf oder eine Ne-

benbeschäftigung,

die einen über die

Runden brachte,

immer war ein gro-

ßes Maß an persön-

licher Bescheiden-

heit vorhanden, ge-

paart mit hohen bis

höchsten Ansprü-

chen, wenn es um

die eigene Arbeit

ging. Mag sein, dass

die mit technischem

Aufwand besonders

verbundenen graphi-

schen Künste ein

solches Charakter-

bild von Ausdauer

und einer gewissen

Lebensisoliertheit

besonders gefördert haben, es lässt sich

jedenfalls an Biographien der Großen ihres

Faches wie es Giorgio Morandi oder vor

ihm Odilon Redon oder der späte Ensor

waren, gut festmachen, auch der deutsche

Karl Rössing wäre hier einzureihen und

aus dem näheren Umfeld fällt natürlich der

Bozner Carl Moser mit seinen wunder-

baren Holzschnitten ein.

Welch erstaunliches Werk in der Stille

eines sehr einfachen Lebens und fast unbe-

merkt von der Öffentlichkeit mitten in Inns-

bruck entstehen konnte, davon legt die vom

Stadtmuseum Innsbruck übernommene

lang in Innsbruck

wohnhaft. Zeichnen

und Malen waren

ihm schon als Bub

sehr wichtig, in

Artur Kanetscheider

hatte er einen ihn

stets fördernden Zei-

chen- und Musik-

lehrer. Nach Schul-

abschluss nahm er

eine Lehrstelle bei

der Wagner‘schen

Buchdruckerei als

Ätzerlehrling in der

chemigraphischen

Abteilung an, wo er

Strich- und Farbät-

zung und Klischee-

herstellung lernte

und in der Folge

auch als Chemigraph

angestellt wurde. Ab

1936 war er Chemi-

graph bei der Gra-

phischen Kunstan-

stalt Tyrolia (heutige

Verlagsanstalt Tyro-

lia) und arbeitete

hier bis zu seiner

Pensionierung im

Jahr 1969.

Wie für viele

künstlerische „Ne-

benberufler“ jener

Jahre, war auch für

Franz Helmer die Kunstschule Toni Kirch-

mayr in Innsbruck eine ausgezeichnete

Ausbildungsstätte, dazu kamen Lernstudien

bei den Malern Hugo Grimm, Carl Walter

Kühn und Rudolf Katzung. Das selbststän-

dige künstlerische Arbeiten entwickelte

sich neben dem Beruf kontinuierlich, Be-

schäftigung mit Kunst erfüllte seine Frei-

zeit, sein Denken, seine ganze äußerlich so

bescheidene Existenz. Nach der Pensionie-

rung folgten fast zwei Jahrzehnte, so lang

es die Gesundheit und seine Polyarthritis

erlaubten, einer völligen Hingabe an seine

„Schnitte“ wie er sagte. Denn inzwischen

Ausstellung in der Galerie Diogenes in

Lienz ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Es

handelt sich um die druckgraphischen Ar-

beiten von Franz Helmer, eines gebürtigen

Osttirolers, die als kostbare kleine Bot-

schaften aus der Welt des Farblinolschnittes

zu gelten haben und in der Ausstellung in

schöner und sorgfältiger Auswahl präsen-

tiert werden. Die äußeren Daten über Hel-

mer sind schnell erzählt. Er wurde am 22.

März 1909 in Lienz geboren, übersiedelte

mit seiner Mutter schon mit zwei Jahren

nach Innsbruck, besuchte hier die Volks-

und Bürgerschule und blieb sein Leben

Ahornlaub im Herbst, Farblinolschnitt, 15,3 x 15,3 cm, Handdruck, 1978.