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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

29. FEBER 2016

CHRONIK

133210

38000

O

BERKÄRNTNER

Wöchentlich besser informiert.

Beachten Sie die heutigen Beilagen im Oberkärntner Volltreffer:

DIE KRAFT AM LAND

GUT GERÜSTET FÜR DEN

FRÜHLNG!

(Teilbelegung Oberkärnten)

Große Zirbenwoche

von 4. bis 11. März 2016

(Teilbelegung Oberkärnten)

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Tel. 0664/5672203

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Möbelzentrum

Phänomen Natureis:

Backstage mit dem

bekannten Eismeister

Seit über 45 Jahren beschäftigt sich Norbert Jank mit

dem Phänomen Natureis am Weißensee. Lehrreiche

Jahre, in denen er sich ein Wissen von unschätzbarem

Wert angesammelt hat.

Der Weißensee gilt in der kal­

ten Jahreszeit als das Winter­

wunderland schlechthin. Der See

verwandelt sich zur größten prä­

parierten Natureisfläche Europas

und kann jährlich mit rund 80

Eislauftagen punkten. Das ver­

dankt man nicht nur der güns­

tigen Wetterlage auf 930 Meter

Seehöhe, sondern vor allem der

Arbeit eines Mannes und seines

Teams: Eismeister Norbert Jank.

Am Weißensee hört im Winter

alles auf sein Kommando: Er

gibt das Eis offiziell frei, sorgt

dafür, dass die Eisbahnen der

niederländischen Profi-Liga ge­

recht werden, bohrt bei ungüns­

tiger Witterung hunderte Löcher

ins Eis um Wasser abrinnen zu

lassen, schneidet mit der Motor­

säge kritische Stellen auf, ver­

senkt Auftriebskörper unter dem

Eis für Eventbühnen am See und

hält den See von Weihnachten

bis März befahrbar. Jank macht

den See im Winter zu dem, was

er ist: ein Eislauferlebnis der

Superlative.

Die Arbeit des Eismeisters

Norbert Jank beginnt mit sei­

ner Arbeit als Eismeister bereits

im November. „Ich beobachte,

wie und wann der See zufriert

und notiere alles ganz genau“,

erklärt der 69-Jährige. Bevor der

erste Schneefall kommt, markiert

er mit langen Fichtenzweigen

seine Routen am Eis, um zu wis­

sen, wo er welches Fahrzeug ver­

wenden darf um beim Räumen

der Bahnen nicht einzubrechen.

Denn was gemeinhin den Reiz

einer Winterlandschaft aus­

macht, ist des Eismeisters erklär­

ter Feind: Große Schneemengen.

Kehren, hobeln, sauber halten –

so das tägliche Geschäft des Eis­

meisters. Unterstützt wird er da­

bei von seinen Söhnen Bernhard,

Norbert jun. und Mitarbeiter Hu­

bert Stampfer. So sorgen sie ge­

meinsam für eine 12,5 Kilometer

lange und 15 Meter breite Natur­

eislaufbahn, die weit über die

Grenzen Österreichs hinaus be­

rühmt ist. Ohne diese Bahnen

könnte die „Alternative Hollän­

dische 11-Städte-Tour“ nicht

stattfinden. Wen wundert es also,

dass Norbert Jank in den Eislauf­

zentren der Niederlande quasi

ein Volksheld ist?

Ideenreiche Familie

Die Geräte für seine Arbeit

kann Norbert Jank nirgends kau­

fen, er konstruiert sie gemein­

sam mit seinen Söhnen Bernhard

und Norbert. Das Erfindertum

der drei Jank-Männer reicht da­

bei von einer eigens kreierten

Schneepflug-Form über den

sechs Meter breiten weltgrößten

Kehrbesen bis hin zur kreuz­

schonenden Motorsägen-Halte­

rung. Norbert Jank jun. ist

Schlosser-Meister,

Bernhard

Jank hat Maschinenbau studiert

und Norbert Jank sen. hat den

notwendigen Erfahrungsschatz

und eine ausgeprägte Vorliebe

für höhere Mathematik. Eine

Konstellation, die sich für den

Weißensee rechnet.

James Bond am Eis

In den 1960er-Jahren wollte

Norbert Jank mit seinen Pferde­

schlitten Gäste am Eis beför­

dern, daher musste er über die

Beschaffenheit stets Bescheid

wissen. So wurde er zum Eis-

Experten am Weißensee. 1987

erlangte seine Expertise erstmals

Berühmtheit, als die James Bond-Crew für Dreharbeiten von „Ein

Hauch des Todes“ amWeißensee

stationiert war. Man benötigte

einen Experten um die Dreh­

arbeiten am Eis sicher über die

Bühne zu bringen. Durch den

Film wurden auch die Nieder­

länder, die auf der Suche nach

einer Austragungsstätte für die

„Alternative

Holländische

11-Städte-Tour“ waren, auf den

See aufmerksam. Seit 1989 fin­

det diese nun amWeißensee statt

und musste noch nie abgesagt

werden. Wenn bei der „Alter­

native Holländische 11-Städte

Tour“ im Jänner bis zu 6.000

vor allem niederländische Eis­

läufer für Volksfeststimmung am

sonst so ruhigen Weißensee sor­

gen, ist die Arbeit von Norbert

Jank und seinem Team unver­

zichtbar. Hier muss alles für die

Profisportler passen. „Die hol­

ländischen Profis trainieren auf

400-Meter-Bahnen“,

erklärt

Norbert Jank. „Am See müssen

sie exakt die gleichen Bedin­

gungen vorfinden wie beim

Training. Der Radius der Kehren

muss genau übereinstimmen.“

Auch die Tragfähigkeit des Eises

wird genauestens berechnet und

an wichtigen Punkten durch

Hilfsmittel verstärkt: „Im Ziel­

bereich sammeln sich bei der

letzten Runde tausende Men­

schen um das Finale mitzuerle­

ben“, erzählt Norbert Jank. „Um

bei solchen punktuellen Belas­

tungen Sicherheit am Eis garan­

tieren zu können, braucht es

unsere Erfahrung und unsere

Vorarbeiten.“ Die Arbeit von

Norbert Jank und seinem Team

fasziniert über die Landesgren­

zen hinaus. Seine Expertise ist

international gefragt, bereitwil­

lig gibt er Auskunft über seinen

Beruf, den man nirgendwo an­

ders erlernen kann. Da das Inter­

esse am Eismeister jedes Jahr

wächst, können Jung und Alt seit

dieser Saison immer mittwochs

um 14 Uhr dem Meister über die

Schulter schauen. Dabei erzählt

er von seiner Arbeit, den Her­

ausforderungen am Eis und

beantwortet Fragen aller Art.

Fotos: Jank