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keine Rettung mehr möglich sei, besonders

als noch eine septische Lungen- und Rippen-

fell-Entzündung auftrat. Emanuel von Hibler

verstarb am Freitag, 23. Juni, um 4 Uhr Früh.

Eine Todesanzeige erschien in den „Inns-

brucker Nachrichten“ am Samstag, 24. Juni

1911.

16

An diesem Tag fand die Verabschie-

dung in der städtischen Leichenkapelle unter

großer Beteiligung von Kollegen und Fach-

kräften an der Universität, der Studenten-

schaft und mehrerer Vereine statt. Der Rek-

tor, Univ.-Prof. Dr. Kalinka, hielt eine

Ansprache. – Nach Überführung des Leich-

nams nach Lienz erfolgte die Beisetzung am

Montag, 26. Juni, am Städtischen Friedhof.

Mehrere Professoren, der Lienzer Gemein-

derat, Verwandte und weite Bevölkerungs-

kreise nahmen daran teil.

17

Knapp acht Jahre

vorher war hier Emanuel Hiblers Vater be-

stattet worden. Später wurden im Familien-

grab noch die Mutter und zwei Schwestern

beigesetzt. Die Grabstätte wurde als Hib-

ler‘sches Familiengrab 1985 aufgelassen,

konnte aber identifiziert werden.

18

Sowohl in Innsbrucker Universitätskreisen

als auch in der Stadt Lienz reifte der Wunsch,

dem angesehenen Gelehrten und bedeutenden

Lienzer ein Denkmal zu setzen. Zwei Jahre

nach seinem Tod brachte man sowohl im Hör-

saal des Pathologisch-anatomischen Instituts

als auch am Geburtshaus in der Lienzer Ro-

sengasse eine Gedenktafel an. Die beiden

Bronzetafeln in ziemlich übereinstimmender

Form mit dem Porträt E. v. Hiblers und einer

Beschriftung wurden vom Innsbrucker Bild-

hauer Franz Josef Lieber (1878-1925) gestal-

tet und in der Erzgießerei A. Brandstetter in

München gegossen. – Die Lienzer Gedenkta-

fel wurde ohne jede größere Feier am 14. Ok-

tober 1913 am Erker von Hiblers Geburts- und

Vaterhaus angebracht

19

und durch Eintragung

ins Grundbuch der Stadtgemeinde Lienz zu

Besitz und Schutz übergeben:

20

„In ihr ge-

winnt Lienz ein Kunstwerk, dem in jeder Be-

ziehung besondere, ideale Bedeutung inne-

wohnt. … In unserer Stadt ist damit dauernd

das Gedächtnis an einen der hervorragends-

ten und besten ihrer Söhne aufrechterhalten,

der ihr allzeit zu Stolz und Ehre gereicht …“

Wissenschaftliche Publikationen (in Auswahl):

– Mittheilungen über zwei Tetanusfälle, Sonder-Abdruck

des Berichtes über die Wander-Versammlung des Verei-

nes der Ärzte Deutsch-Tirols in Imst den 22. Juli 1893

aus der ö. ärztl. Vereinszeitung 1893, Nr. 16, S. 1-4

– Ueber das konstante Vorkommen von Spaltpilzein-

schlüssen in den Zellen bei Eiterungsprozessen des Men-

schen nebst experimentellen Beiträgen zur Kenntnis und

diagnostischen Bedeutung solcher Befunde. Mitteilung

aus dem pathologisch-anatomischen Institut der k. k.

Universität Innsbruck, in: Centralblatt f(ür) Bakteriolo-

gie, Parasitenkunde u(nd) Infektionskrankheiten, I. Ab-

teilung, XIX. Bd., 1896, Nr. 2/3, S. 33-50, Nr. 4/5, S.

113-136 (mit jeweils 2 Tafeln)

– Beiträge zur Kenntnis der durch anaërobe Spaltpilze er-

zeugten Infektionserkrankungen der Tiere und des Men-

schen sowie zur Begründung einer genauen bakteriolo-

gischen und pathologisch-anatomischen Differential-

diagnose dieser Prozesse. Vorläufige Mitteilung aus dem

pathologisch-anatomischen Institute an der k. k. Uni-

versität Innsbruck, in: Centralblatt für Bakteriologie, Pa-

rasitenkunde und Infektionskrankheiten, Erste Abteilung,

XXV. Bd., 1899, S. 1-44

– Ueber einen Fall von Pyämie mit Soorinfektion. Mitteilung

aus dem pathol(ogisch)-anatom(ischen) Institute der k. k.

Universität Innsbruck, in: Centralblatt f(ür) Bakteriologie,

Parasitenkunde u(nd) Infektionskrankheiten, I. Abteilung,

XXXVI. Bd., 1904, Nr. 4, S. 505-520 (mit Tafeln)

– Über die Differentialdiagnose der pathogenen Anaëro-

bien, in: Verhandlungen der Deutschen Pathologischen

Gesellschaft auf der neunten Tagung, gehalten zu Meran

vom 24.-27. September 1905, Jena 1905, S. 118-130 (mit

2 Tafeln)

– Bakteriologischer Bericht über drei Fälle von Zerebro-

spinalmeningitis. Aus dem pathologisch-anatomischen

Institut der k. k. Universität Innsbruck, in: Wiener klini-

sche Wochenschrift, XX. Jg., 1907, Nr. 32, S. S. ??

– Untersuchungen über die pathogenen Anaëroben, über

die anatomischen und histologischen Veränderungen bei

den durch sie bedingten Infektionserkrankungen des

Menschen sowie der Tiere und über einige nichtpatho-

gene Anaërobenarten. Studien aus dem pathologisch-

anatomischen Institut der k. k. Universität Innsbruck,

Jena 1908

– Zur Kenntnis der anaëroben Spaltpilze und deren Diffe-

rentialdiagnose nebst einem Bestimmungsschlüssel in 2

Tabellen. Mitteilung aus dem pathol(ogisch)-anatomi-

schen Institut zu Innsbruck nach einemVortrag in der Sit-

zung des Naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines

vom 2. März 1909, in: Berichte des Naturwissenschaft-

lich-medizinischen Vereines in Innsbruck, XXXII. Jg.,

1909 (Sonderabdruck)

– Ein primärer mehrherdiger Echinococcus multilocularis

(alveolaris) des Gehirns. Mitteilung aus dem

pathol(ogisch)-anatomischen Institut der k. k. Universi-

tät Innsbruck, in: Wiener klinische Wochenschrift, XXIII.

Jg., 1910, Nr. 8 (16 Seiten) und Nr. 10 (2 Seiten) (Sepa-

ratabdrucke)

– Rauschbrand, in: Handbuch der pathogenen Mikroorga-

nismen, 4. Bd., 2. verm. Aufl., Jena 1912, S. 788-818

(mit 3 Tafeln)

– Zur Kenntnis der pathogenen Anaëroben. Ein Klein-

hirnabszeß, bedingt durch einen anaëroben Spaltpilz, bei

chronischer eiterig-jauchiger Otitis, Sinusthrombose und

Carcinomentwicklung im rechten Felsenbein. Mitteilung

aus dem Institut für pathologische Anatomie der k. k.

Universität Innsbruck, in: Centralblatt f(ür) Bakteriolo-

gie, Parasitenkunde u(nd) Infektionskrankheiten, I. Ab-

teilung, 68. Bd., 1913, Heft 3/4, S. 257-287

OSTTIROLER

NUMMER 10/2015

4

HEIMATBLÄTTER

Fotografie des ehemaligen Hibler-Famili-

engrabes am Städtischen Friedhof ober-

halb der Pfarrkirche St. Andrä; Aufnahme

um 1980.

(Sammlung Mag. Gertrud Porth, Innsbruck)

Anmerkungen:

1

Josef O

BERFORCHER

, Skizze zur Geschichte der Stadt

Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter (OHBl.), 20. Jg., 6-

7/1952, unpag. [S. 4-5, hier S. 5]. In diesem Beitrag heißt

es irrtümlich, die Hibler seien aus Vorchet eingewandert,

was auf eine falsche Eintragung im Verfachbuch des

Stadtgerichtes Lienz zurückzugehen scheint. – Samm-

lung Josef Oberforcher, Regesten „Hibler“ (Auszüge aus

Verfachbüchern, Ratsprotokollen usw.) im Museum der

Stadt Lienz Schloss Bruck).

2

Josef W

INDHAGER

, Die Post in Lienz, in: Lienzer Buch.

Beiträge zur Heimatkunde von Lienz und Umgebung

(= Schlern-Schriften 98), Innsbruck 1952, S. 71-78. – In

diesem an sich interessanten Artikel scheint der Name

„Hibler“ irrtümlicher Weise durchgehend als „Hilber“!

– Über das traditionsreiche Haus siehe Leopold Molinari,

Bemerkenswerte Gebäulichkeiten von Alt-Lienz, in:

OHBl, 13. Jg., Lieferung 1, S. 1-3.

3

Rudolf G

RANICHSTAEDTEN

-C

ZERVA

, Die drei Brüder Hib-

ler, in: OHBl, 27. Jg., 7/1959, unpag. [S. 2 f.].

4

Nikolaus G

RASS

, Die Verwaltung Osttirols im 17. und 18.

Jahrhundert, staatswiss. Diss., MS, Innsbruck 1940, S. 18 f.

5

Rudolf G

RANICHSTAEDTEN

-C

ZERVA

, Die Plumpf von Lö-

wenport, in: OHBl, 26. Jg., 7/1958, unpag. [S. 4]. –

Sammlung Josef Oberforcher, Regesten „Plumpf“ und

„Ansitz Lebmannsport“ (wie Anm. 1).

6

Sammlung Oberforcher (wie Anm. 5).

7

Rudolf G

SCHLIESSER

, Zur Geschichte des Iselhofes, in:

OHBl, 28. Jg., 10/1960, unpag. [S. 3]; Meinrad P

IZZININI

,

Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz 1982, S. 266 f.; ders.,

Osttirol. Der Bezirk Lienz (= Österreichische Kunstmo-

nographie, Bd. VII), Salzburg 1974, S. 226 f.; Die Kunst-

denkmäler des politischen Bezirkes Lienz (= Österrei-

chische Kunsttopographie, hg. vom Bundesdenkmalamt,

Bd. LVII), Teil I: Bezirkshauptstadt Lienz und Lienzer Tal-

boden, Horn 2007, S. 449. – Sammlung Josef Oberforcher,

Regesten „Unter-Schloßmayr“ und „Hibler“ (wie Anm. 1).

8

Original des Adelsbriefes in Lienzer Privatbesitz. – Ab-

bildung und kurze Abhandlung bei P

IZZININI

, Lienz-Buch

(wie Anm. 7), S. 281; Die tirolische Nation 1790-1820,

Katalog der Landesausstellung im Tiroler Landesmu-

seum Ferdinandeum 1984, S. 267 f.; 750 Jahre Stadt

Lienz 1242-1992, Katalog der Jubiläumsausstellung im

Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck, S. 102 f. – Die

Bestätigung des Adels von österreichischer Seite erfolgte

für Franz Michael Hiblers Söhne am 2. September 1821.

9

Für die Ermöglichung der Einsichtnahme in die umfang-

reichen Hibler-Stammbäume und manche Anregungen und

Tipps sei Frau Mag. Gertrud Porth (Innsbruck), der Brun-

ecker-Linie der Hibler entstammend, herzlich gedankt.

10

Taufbuch der Stadtpfarre Lienz, Tom. VI, 1837-1878

(Pfarr-Archiv Lienz, XIII. Aa). – Dieses Datum ist das

ausschließlich richtige. In der Literatur scheinen auch der

15. und der 24. Dezember 1865 auf.

11

Gedenkschrift aus Anlass der Anbringung einer Ge-

denktafel auf E. v. Hiblers Geburtshaus (Abdruck eines

Beitrags in der Lienzer Zeitung vom 14. Oktober 1913,

28. Jg., Nr. 82, 3. Beilage).

12

Nachruf von Prof. G. A. P

OMMER

in: Innsbrucker Nach-

richten, 58. Jg., 1911, Nr. 218, S. 17. – Prof. Pommer war

übrigens mit E. v. Hibler verwandt, er hatte seine

Schwester Charlotte geheiratet; die Ehe blieb kinderlos.

13

Wie Anm. 12.

14

Alle Zitate siehe Anm. 11.

15

Der Nachruf wurde von Prof. G. A. P

OMMER

verfasst und in

der Lienzer Zeitung vom 1. Juli 1911 abgedruckt: Lienzer

Zeitung, 26. Jg., 1911, Nr. 26, 5. Beilage. – Nach dem Ab-

leben E. v. Hiblers erschienen mehrere Nachrufe, z. B.: All-

gemeiner Tiroler Anzeiger, IV. Jg., 1911, Nr. 153, S. 6; Neue

Tiroler Stimmen, 51. Jg., 1911, Nr. 153, S. 1 f. Auch in Fach-

zeitschriften des In- und Auslandes wurde des Gelehrten ge-

dacht. – In der späteren Literatur scheinen Kurzbiographien

von Hibler auf: Franz K

OLLREIDER

, Lienzer Bildnisse, in:

OHBl., 20. Jg., 11/1952, unpag. [S. 6]; Österreichisches Bio-

graphisches Lexikon, II. Bd., Graz-Köln 1959, S. 311 (In irr-

tümlicher Weise wird hier als Geburtsort nicht Lienz, sondern

„Linz a. d. Donau“ angegeben, wobei sich dieser Fehler in

der weiteren Literatur verfolgen lässt, u. a. bei Franz H

UTER

,

Professoren und Dozenten aus dem Lande Österreich ob der

Enns an der Universität Innsbruck1818-1918, in: Mitteilun-

gen des oberösterreichischen Landesarchivs, Bd. 14, 1984, S.

465-475, hier S. 473 f.); Franz H

ÖLBING

/Wulf S

TRATOWA

, 300

Jahre UNIVERSITAS OENIPONTANA. Die Leopold-Fran-

zens-Universität zu Innsbruck und ihre Studenten. Zur

300-Jahr-Feier hg. von der Österreichischen Hochschüler-

schaft an der Universität Innsbruck, Innsbruck 1970, Nr. 178;

P

IZZININI

, Lienz-Buch (wie Anm. 7), S. 428; 750 Jahre Stadt

Lienz, Kataog (wie Anm. 8), S. 177.

16

Innsbrucker Nachrichten, 58. Jg., 1911, Nr. 143, S. 10.

17

Bericht über die Feierlichkeiten in: Lienzer Zeitung, 26.

Jg., 1911, Nr. 26, unpag. [S. 2].

18

Grabstelle AF-WAND-112, seit 1985 Familiengrab Kra-

ler-Bergmann (Wassermann). – Für die Identifizierung

der Grabstätte und für die das Haus Rosengasse Nr. 7 be-

treffenden Nachforschungen im Bereich der Stadtge-

meinde Lienz sei besonders Frau Alexandra Steiber von

der Stadtamtsdirektion Lienz herzlich gedankt.

19

Meldung in: Lienzer Zeitung, 28. Jg., 1913, Nr. 82,

unpag. [S. 3].

20

Wie Anm. 11.

IMPRESSUM DER OHBL.:

Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.

Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren

verantwortlich.

Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-

ter“ sind einzusenden an die Redaktion des

„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,

A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.

einer Gesellschaft abhalten; plötzlich auftre-

tendes hohes Fieber ließ ihn jedoch umkeh-

ren. In der folgenden schlaflosen Nacht stieg

das Fieberthermometer auf 40° Celsius. Er

wurde in das Krankenhaus gebracht und Pro-

fessor Schloffer selbst nahm die Operation

vor. Auch die anderen Ärzte der chirurgischen

Klinik bemühten sich um ihren Kollegen

Emanuel von Hibler. Die Untersuchung des

Gewebes zeigte den Befall durch Kokken-

paare, bösartige Jugendformen von Strepto-

kokken. Den Fachleuten war nun klar, dass