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OSTTIROLER

NUMMER 10/2015

3

HEIMATBLÄTTER

Hygienikern vertretenen Richtung „unter

schweren Kämpfen“ durchgesetzt hätten.

12

Für medizinische Laien ist die Auflis-

tung der wichtigen Erkenntnisse in Hiblers

Forschungsarbeiten kaum erfassbar:

13

„Aber auch alle seine übrigen Arbeiten,

die sich mit den verschiedensten anderen

Problemen der Infektionskrankheiten be-

schäftigen, so mit solchen, die die Eite-

rungserreger der Cerebrospinalmeningitis

und der Gonorrhoe, der Influenza, die pyä-

mische Soorinfektion, den multilocularen

Echinococcus des Gehirns und die durch

Anaërobeninfektion vom Mittelohr aus ent-

standene Abszeßbildung im Kleinhirn betref-

fen, sie alle tragen das Gepräge jenes tiefen

Dranges nach Erkenntnis, der den Fragen

nicht ausweicht, sondern mit allen Mitteln

ihrer Lösung zustrebt und damit Leistungen

von unvergänglicher, grundlegender, kurz ge-

sagt, von klassischer Bedeutung schafft. – In

diesen seinen Forschungsarbeiten suchte und

fand Emanuel v. Hibler seine Befriedigung.“

Hiblers letzte wissenschaftliche Publi-

kationen, bereits für den Druck vorbereitet,

erschienen erst nach seinem Tod.

Aufgrund seiner wissenschaftlichen Ver-

dienste wurde Emanuel von Hibler im Jahr

1909 zum außerordentlichen Professor für

pathologische Anatomie mit dem Lehr-

auftrag für Infektionskrankheiten ernannt.

Erst knapp vor seinem Tod wurde ihm die

Leitung einer am Pathologischen Institut

errichteten bakteriologischen Untersu-

chungsstelle übertragen. Sein wissen-

schaftlicher Eifer soll ihn dazu getrieben

haben, nach der eigentlichen Arbeit am In-

stitut noch bis tief in die Nacht hinein in

seinem Laboratorium Untersuchungen

durchzuführen. Er fühlte sich mit der Inns-

brucker Universität so eng verbunden, dass

er eine ihm angetragene sehr gut bezahlte

Stelle als Prosektor an einem auswärtigen

großen Krankenhaus ausschlug.

Emanuel von Hibler und seine

Heimatstadt

Hibler, beruflich in Innsbruck tätig, blieb

seiner Geburtsstadt Lienz zeitlebens verbun-

den.

14

Nach dem Tod seines Vaters Eduard

am 17. Dezember 1903 wurde ihm der ge-

samte Familienbesitz mit dem „Löwenhaus“

in der Rosengasse und dem „Hibler-Garten“

überschrieben. In der Osterzeit und den gan-

zen September über hielt er sich jeweils in

Lienz auf.

„Wir sehen ihn noch vor uns“ –

heißt es in einem Beitrag in der Lienzer Zei-

tung

– „wie er sich im Frühling um die

Bäume seines Gartens bemühte oder wie er

an Herbsttagen mit der Angel zu den Ufern

der Drau und weit hinein ins Iseltal wan-

derte. …Von seiner Kindheit her, noch durch

seinen Vater, eingeführt in diese und jene Be-

tätigungen und Uebungen des Landlebens,

gewann er schon in früher Jugend Neigung

und Fähigkeit für die verschiedensten

Fertigkeiten und Arbeiten des praktischen

Lebens überhaupt, was ihm später bei seinen

wissenschaftlichen Arbeiten sehr zu statten

kam; … – In seiner in unserem Berglande

verlebten Jugendzeit mit ihren Körper und

Sinne kräftigenden, den Geist zu Mut und

Ausdauer stählenden Einflüßen wurzelt die

hohe Energie und der unermüdbare Eifer,

mit denen Emanuel v. Hibler von jeher seine

wissenschaftlichen Ziele verfolgte, die ihm

eigene, immer an ihm bestaunte Rastlosig-

keit, die endlich in so verhängnisvoller Weise

selbst noch während des Beginnes der tödli-

chen Infektionserkrankung fortbestand, …“

Seinen weiteren „Zerstreuungen“ dürfte

Hibler wohl auch bei den Lienz-Aufent-

halten nachgegangen sein:

„Beherrscht von

dem idealen Erkenntnisdrange des Men-

schengeistes suchte er auch seine Erholung

niemals im Bereiche seicht oberflächlicher,

nichtigen Zerstreuungen; er schaffte sich

am liebsten durch die Beschäftigung mit

Werken der Dichtung und Philosophie und

durch körperliche Anstrengungen, durch

Uebungen auf dem Turnboden, durch Rad-

fahrten und auf einsamen Anglerwegen;

verhältnismäßig nur selten gönnte er sich

zeitraubende Bergbesteigungen und grö-

ßere Ausflüge; in seinen letzten Lebens-

jahren waren ihm die liebste Erholung an-

strengende Skifahrten.“

Im selben Artikel werden Hiblers Be-

scheidenheit die zurückgezogene Lebens-

führung und sein schlichtes, bescheidenes

Wesen hervorgehoben. Er habe in Lienz

auch nie über seine Arbeiten und Leistungen

gesprochen, weshalb die meisten Lienzer

gar nicht gewusst hätten, welch bedeutender

Mann immer wieder unter ihnen lebte.

Prof. Dr. Emanuel von Hibler (1865-1911)

in der Porträtaufnahme eines unbekannten

Fotografen.

(Lienz, Privatbesitz)

„Untersuchungen über die pathogenen

Anaëroben“, Titelseite der wichtigsten

wissenschaftlichen Publikation von Dr.

Emanuel von Hibler, erschienen in Jena

1908.

Rep.: Meinrad Pizzinini

Todes-

anzeige für

Prof. Dr.

Emanuel

von Hibler,

veröffent-

licht in

den „Inns-

brucker

Nachrich-

ten“ vom

24. Juni

1911.

Rep.:

Meinrad

Pizzinini

Emanuel von Hibler – ein Opfer

seines Berufs

Das Ende des hervorragenden Wissen-

schaftlers, erst im 46. Lebensjahr stehend,

kam plötzlich und unvermutet, letztlich in

Ausübung seines Berufs. In einem Nachruf

wird der Hergang der tödlichen Krankheit be-

schrieben.

15

Am 16. Juni 1911 habe Hibler

vor und mit Studenten die Sektion einer be-

sonders interessanten Leiche vorgenommen.

Es wurde bestätigt, dass er weder bei der

Obduktion noch bei der Demonstration der

Leichenpräparate verletzt worden sei, den-

noch habe er am folgenden Tag Schmerzen

am Rücken des Mittelfingers der linken Hand

verspürt, die mittels Wasserstrahl-Luftpumpe

zum Absaugen von eingedrungenen Infekti-

onserregern bekämpft wurden. Zunächst

stellte sich der Erfolg ein, jedoch trat in der

folgenden Nacht eine Schwellung der

Lymphdrüsen der linken Achselhöhle auf.

Hibler ließ sich nicht von einer Bergtour mit