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Im Dezember 1865, vor 150

Jahren, wurde Emanuel von

Hibler geboren, dessen Name

in der medizinhistorischen

Literatur und in der Benen-

nung einer Straße in seiner

Heimatstadt Lienz überliefert

ist. Diese befindet sich be-

zeichnenderweise in der Nähe

des Allgemeinen öffentlichen

Bezirkskrankenhauses im

nördlichen Teil der Stadt.

Die Familie

(von) Hibler in Lienz

E. v. Hibler entstammt

einer alten Lienzer Familie,

die gegen Ende des 16. Jahr-

hunderts in Tirol auftaucht.

Um 1580 sind die Brüder

Hans und Sebastian Hibler

(Hübler) mit ihrer Schwester

Anna aus Farchant bei Par-

tenkirchen im Werdenfelser

Land nach Tirol eingewan-

dert.

1

Sie waren Kinder des

Müllermeisters Sebastian

Hibler, der 1597 gestorben ist.

Während Hans als Müller bei der Mühle des

Lienzer Bürgerspitals wirkte, fungierte Se-

bastian als Hoffischer von Schloss Bruck im

Dienst der Freiherren von Wolkenstein und

Rodenegg, Inhaber der Herrschaft Lienz.

Nachdem der herrschaftliche Jäger und

Waldmeister, sein Schwiegervater, gestorben

war, erfüllte er ab 1599 auch dieses Amt.

Die Schwester Anna heiratete den Lienzer

Bürger und Kürschner Thoman Hättinger

(Höttinger). Am Ende des 16. Jahrhunderts

scheinen noch weitere Hibler auf, die sich

nicht ein- bzw. zuordnen lassen.

Die Hibler, durch Generationen in das

Lienzer Stadtgeschehen voll integriert, er-

lebten einen wirtschaftlichen Aufstieg und

übten verschiedene gewichtige Funktionen

aus. Ab den 1730er-Jahren wirkten die

Hibler u. a. als Postmeister der Thurn und

Taxis‘schen Post beim Gasthaus zum

Schwarzen Adler

2

, heute Restaurant-Cafè

Adlerstüberl. – Ein Zweig der Familie ließ

sich in der Marktgemeinde Sillian nieder.

3

Der Rentmeister der Herrschaft Lienz,

Hans Hibler, erwarb im Jahr 1686 den alten

Ansitz der Familie Plumpf von Lebmanns-

port in der Lienzer Rosengasse (Rosengasse

Nr. 7). In der Herrschaftsverwaltung hatte

sich das Rentamt mit den wirtschaftlichen

Verhältnissen zu befassen und war damit

auch für die Urbarverwaltung, die Kontrolle

der zahlreichen der Herrschaft zustehenden

Einnahmen zuständig.

4

Im Jahr 1653 war

die Verwaltung der Herrschaft Lienz vom

Tiroler Landesfürsten dem königlichen

Damenstift in Hall im Inntal übertragen

worden. – Christoph Plumpf, von 1638 bis

1651 Lienzer Stadt- und Landrichter, war

im Jahr 1641 mit dem Prädikat „Leb-

mannsport“ (= Löwen-Porta) geadelt wor-

den, wie seine Behausung nun genannt

wurde. Bis zum Abbruch des Hauses im

Jahr 1965 waren zwei renaissancehaft ge-

malte aufsteigende Löwen zu beiden Seiten

des Hauseingangs zu sehen, die sicherlich

aus dieser Zeit stammten.

5

Auf die Plumpf

folgten als Besitzer Wilhelm

Walter zu Herbstenburg

(1660) und Marx Kletten-

hammer (1671). Von diesem

hat Hans Hibler den adeligen

Ansitz erworben.

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Ein Nachkomme war Franz

Michael Hibler (1741-1814),

der, wie schon ein Ahne, als

Rentmeister der Herrschaft

Lienz fungierte. Als das Haller

Damenstift unter Kaiser Joseph

II. im Juni/Juli 1783 aufgeho-

ben wurde, versteigerte man

einen Großteil der Liegen-

schaften. Unter anderem wurde

der sog. Untere Schlossmair-

Hof versteigert. Franz Michael

Hibler war der einzige Interes-

sent, der ihn am 19. März 1789

um den Ausrufpreis von 8.110

Gulden erwerben konnte. Auch

nach dem Ende des Haller Da-

menstiftes verwaltete Hibler

das Rentamt der nun landes-

fürstlichen Herrschaft Lienz

mit einem ansehnlichen Ein-

kommen. In der Folgezeit

wurde der Schlossmair-Hof umgestaltet,

wobei er nun sein herrschaftliches Aussehen

bekam. Den Turm erhielt der Ansitz, heute

„Iselhof“ genannt, erst im Jahr 1890.

7

In den politisch turbulenten Jahren der

Napoleonischen Ära wurde auch Tirol in das

unmittelbare Kriegsgeschehen einbezogen.

Mit dem Friedensvertrag von Pressburg (26.

Dezember 1805) am Ende des Dritten Koaliti-

onskrieges musste Österreich die Grafschaft

Tirol an Bayern abtreten, das mit 1. Jänner

1806 in den Rang eines Königtums aufstieg. –

Franz Michael Hibler, begütert und auf Stei-

gerung seines Ansehens bedacht, suchte nun in

München um Erhebung in den Adelsstand an,

der ihm auch gewährt wurde. Das Adelsdiplom

wurde am 14. September 1808 ausgestellt.

8

Das Adelsprädikat „zu Lebmannsport“ nahm

auf sein Vaterhaus, den Ansitz „Lebmanns-

port“ Bezug. Auch nach der Erwerbung des

Unteren Schlossmair-Hofes wurde der Ansitz

in der Rosengasse behalten und als Wohnhaus

für die weitverzweigte Familie auch benötigt.

NUMMER 10/2015

83. JAHRGANG

OSTTIROLER

HEIMATBLÄTTER

H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “

Gedenktafel für Prof. Dr. Emanuel von Hibler; Bronzeguss, 60 x 76 cm,

entworfen vom Innsbrucker Bildhauer Franz Josef Lieber, ehemals ange-

bracht am Geburtshaus des Wissenschaftlers in der Lienzer Rosengasse.

(Lienz, Privatbesitz)

Foto: Meinrad Pizzinini

Meinrad Pizzinini

Emanuel von Hibler (1865-1911)

Bedeutender Bakteriologe und Opfer seines Berufs