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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

28. SEPTEMBER 2015

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Er erforschte Leben und Werk von Peter Salcher

Dipl.-Ing. Günter Salcher,

St. Lorenzen:

Günter Salcher ist Physiker aus Leidenschaft. Der gebürtige Lesachtaler (Jg. 1939) aus St. Lorenzen machte Studien an der

TU Graz, wo er auch seine Titel Diplomingenieur und Doktor der Technik erwarb.

Am Institut für Experimental-

physik arbeitete Salcher rund

zehn Jahre, er war Oberassis-

tent am Institut, zudem Leiter

der feinmechanischen Werk-

stätte und Lehrbeauftragter.

Gerne erzählt er von den vielen

Experimenten, die er dort

selbst durchführte und die

dann auch in die Ausbildungs-

praxis übernommen wurden.

Mit großem Respekt erinnert er

sich an seinen damaligen Insti-

tutsvorstand Rudolf Gebauer

und erwähnt dessen Verdienste

um die Physik an der TU Graz.

Günter Salcher besuchte die

Volksschule in St. Lorenzen,

dann die Hauptschule in

Kötschach, absolvierte die

Fachschule für Maschinen-

schlosser in Innsbruck und die

Bundeslehranstalt für Maschi-

nenbau und Elektrotechnik in

Graz-Gösting, ehe er an der

Technischen Hochschule in Graz

studierte. Ab 1975 bis zu seiner

Pensionierung im Jahr 2000 war

er, familiär bedingt, wieder in

Kärnten und als Professor an

der HTL Villach in den Fächern

Mathematik, Physik, Darstel-

lende Geometrie und Program-

mieren tätig. In seinen Ferien-

zeiten fuhr er immer wieder

gerne ins Lesachtal, um seinem

Bruder Leo in dessen Gasthof

und Fleischhauerei zu helfen.

Gäste bedienen war ebenso an-

gesagt wie mit dem Auto

Fleisch ausliefern. Zu seinen

Hobbys zählt er Wandern, Berg-

steigen, Radfahren, was er jetzt

nur mehr eingeschränkt ma-

chen kann. Der frühere HTL-

Professor hatte nicht nur Rönt-

genkameras zur Messung von

Kristallgittern geplant, er ist

auch in der Bautechnik und

Bauphysik zuhause. Er weiß

technisch

Kompliziertes

zu

prüfen, zu berechnen und Rat

zu geben bei Fragen bezüglich

Schallmessungen, Wärmedäm-

mungen, Energiesparen usw.

Leben und Wirken von

Peter Salcher

1994 war ein markantes Jahr für

Günter Salcher. Er erhielt einen

Anruf bzw. eine Nachfrage sei-

tens des Ernst Mach-Instituts in

Freiburg/Breisgau bezüglich des

Physikers Peter Salcher. Von da

an begann er sich intensiv dem

Leben und Wirken seines Nah-

verwandten Peter Salcher (1848

– 1928) zu widmen. Peter Sal-

cher, ein Cousin seines Großva-

ters, war Professor an der k.u.k.

Marine-Akademie Fiume (heute

Rijeka), ein begeisterter Physiker,

Lehrer und Forscher, ein großer

Wissenschaftler. Mehr noch: Pe-

ter Salcher hat mit seinen ballis-

tischen Fotografie-Experimenten

in Zusammenarbeit mit dem

berühmten Physiker Ernst Mach

Wissenschaftsgeschichte

ge-

schrieben. Peter Salcher wurde

in der Kreuzen (Übergang Gailtal/

Windische Höhe ins Drautal) ge-

boren, wohin sein Vater aus dem

Lesachtal als Lehrer hinzog und

dann dort auch als Gastwirt tätig

war. Mach und Salcher erforsch-

ten das Verhalten von Objekten,

die mit Überschall fliegen. Diese

Erkenntnisse erweiterten die

Wahrnehmung der Menschheit

in bislang unbekannten Terrains

und ermöglichten so die Entwick-

lung von Abfangjägern und

Raketen. Salcher, der „hochbe-

deutende Bildner zahlloser See-

offiziersgenerationen“, verstarb

am 4. Oktober 1928, sein Grab

befindet sich auf dem Friedhof

Kozala/Rijeka.

Wissenschaftler

mit Leib und Seele

Günter Salcher hat maßgeblich

dazu beigetragen, dass Peter

Salcher nicht nur aus weitge-

hender Vergessenheit geholt,

sondern auch neu bewertet

wurde. Er hat sich durch die

Mitarbeit an Publikationen,

Symposien (etwa in Rijeka) und

Ausstellungen (z. B. in Zagreb,

Möderndorf/Hermagor) ver-

dient gemacht und damit den

hohen Stellenwert dieser For-

scherpersönlichkeit herausge-

arbeitet und belegt. Günter Sal-

cher – er lebt am Pressegger

See und in Villach bei seinem

älteren von zwei Söhnen – ist

nach wie vor wissenschaftlich

sehr interessiert und in Kontakt

mit vielen Fachkollegen. Auf

seine Vorfahren anspielend

meint er, dass es in seiner Fami-

lie sowohl die gastronomische

als auch die wissenschaftliche

bzw. physikalische gebe. Er

freue sich, dass er die Letztere

hochhalten könne und mit der

Aufarbeitung von Peter Salcher

und seines bedeutenden über-

ragenden Schaffens sei es auch

gelungen, einen wichtigen Bei-

trag für das Selbstbewusstsein

des Landes zu leisten, sagt Sal-

cher, selbst ein Wissenschaftler

mit Leib und Seele und ein be-

scheidener Mensch, dem man

gerne zuhört, wenn er von

physikalischen Experimenten

schwärmt und ihren prak-

tischen Nutzen in spannender

Weise zu erläutern versteht.

Karl Brunner