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unantastbaren Autorität der Hl. Schrift
blieben. Aßlabers Buch schließt mit dem
Urteil, dass Augustinus beharrlich und
herzlich seinen beiden Zeitgenossen die
Verehrung bewahrte (S. 134).
Aus der Feder Aßlabers finden sich auch
unterschiedliche theologische Abhand-
lungen, deren Thematik die Theologie
auch heute noch beschäftigt:
• Das Sakrament der Taufe bei Tertullian
und dem hl. Cyprian, in: Priester-Konfe-
renz-Blatt Brixen XIX. Jg., 1907, S. 1-201.
Am Beispiel der beiden Kirchenväter er-
gibt sich die Frage, ob es Bedingungen
geben kann, die Taufe zu spenden. Diese
dürfen nicht zu lax oder zu rigoros sein.
Aßlabers Folgerung:
„Diesen altehrwür-
digen Zeugen ist es nie auch nur in den
Sinn gekommen, die Bedeutung der Taufe
herabzudrücken und diesem Sakrament
einen menschlichen Ursprung zuzumuten;
im Gegenteil, die überaus hohe Meinung
von denselben hat sie da und dort zu allzu
großer Strenge verleitet und in einen
rigoristischen
[strengen]
Irrtum geführt
.“
(S. 201)
• Die Marianische Kongregation im Pries-
terseminar, in: Priester-Konferenz-Blatt,
Brixen, XXVI. Jg., S. 87-136. Wir
erahnen hier wohl den Kern der Fröm-
migkeit Aßlabers: Die großen Ziele nicht
aus dem Auge verlieren und die un-
scheinbaren Pflichten erfüllen.
• Monismus und Wissenschaft, in: Priester-
Konferenz-Blatt, XXIV. Jg., 3-4; nach
Aßlaber kann die Materie nicht aus eige-
ner Kraft entstehen und ewig sein. Diese
Einsicht führe zur Erkenntnis Gottes (vgl.
S. 13).
• Modernismus, in: Priester-Konferenz-
Blatt, XXIII. Jg., S. 1-2; Die Anhänger
des Modernismus behaupten, dass die
Kirche eine selbstgemachte religiöse
Institution sei und alle biblischen Wun-
derberichte abzulehnen seien. Dem-
gegenüber baut Aßlaber auf die Kraft der
Offenbarung und Tradition.
• 2 Artikel kann man Aßlaber zuordnen
(er signierte diese Artikel aus Beschei-
denheit nicht, sie sind aber durch einen
übereinstimmenden Gedankenverlauf
eindeutig zuordenbar).
- Der Atheismus, in: Brixener Chronik,
XXIII. Jg., Nr. 2, S. 1f.
- Die Protestanten in Tirol (Buchbespre-
chung), Priester-Konferenz-Blatt, XXV.
Jg., Nr. 98, S. 1f.
Beeindruckende Erinnerungen an
ihren ehemaligen Professor
Der weltbekannte Sozialethiker Prof.
Johannes Messner (1891-1984) schreibt über
seinen damaligen theologischen Lehrer:
„Professor Aßlaber ist mir neben Sigismund
Waitz
20
in stärkster Erinnerung. Als Profes-
sor war er wunderbar, weil er in einzigarti-
ger Weise den Gehalt der Dogmatik mit sei-
ner Bedeutung für das Leben des Priesters
sichtbar zu machen wusste. Unvergesslich
sind mir seine Vorlesungen über die Eucha-
ristie (Messfeier). Alle waren wir zutiefst be-
eindruckt vom Glauben und der Spiritualität,
die aus seinen Worten sprach. Seine Pries-
terpersönlichkeit war mir in meinem ganzen
Priesterleben gegenwärtig wie die keines an-
deren Priesters, und dies, obwohl ich ihn nie
privat gesprochen habe.“
21
In den Lebenserinnerungen hat der le-
gendäre Regens des Paulinums, Johann
Kätzler (1891-1976), auf Anregung des
Verfassers auch seinen Eindruck von Prof.
Aßlaber beschrieben:
„Das Hauptgewicht des zweiten Studien-
jahres der Theologie lag auf der Dogmatik
mit den Inhalten: Gott, Christus und Erlö-
sung, Gnade und Sakramente. Da hatte ich
das Glück, den Professor Peter Aßlaber zu
haben. Seine Vorlesungen waren nahezu Be-
trachtungsstunden. Wenn er beim Vortrag zu-
weilen die Augen schloss und sich dem er-
habenen Inhalt überließ, sprang ein Funke
seiner Ergriffenheit auf uns Hörer über.
Wenn er von der Größe Gottes sprach, war
Ehrfurcht der Hintergrund; wenn er von sei-
ner Liebe redete, die den eigenen Sohn da-
hingab, lag Beglückung in seinen Worten;
wenn er von Christus redete, schwang Be-
geisterung mit; wenn er darlegte, wie Gott
einem jeden Menschen nachgeht und in sei-
ner Gnade zu sich erhebt, verband sich
Demut und Stolz zu einem einzigen Hochge-
fühl, und wenn er vom letzten Ziel des Men-
schen sprach, schien es, als ob er die Selig-
keit Gottes schon verkostete. Wahrlich, ein
herrlicher Lehrer! Ich möchte nur wünschen,
dass alle Professoren der Dogmatik, ja alle
Theologen von solchem Geist erfüllt wären.
Nicht umsonst hatte Prof. Quella Casa am
Gymnasium Aßlaber als seinen liebsten
Schüler bezeichnet, indem er in drastischer
Weise erklärte: Zuerst kommt mein lieber
Aßlaber, dann lange nichts, dann ein stin-
kender Misthaufen, dann erst die übrigen.“
22
Wir sind dankbar für alle, die mit ihrem
geschenkten Talent – aufbauend auf die
Hl. Schrift und die Tradition der Kirche –
etwas vom glühenden Glauben an Jesus
Christus vermitteln können. Zu ihnen hat
auch Prof. Peter Aßlaber gehört.
23
Anmerkungen:
1
Josef G
ELMI
, „Pietas et Scientia“ 400 Jahre Priesterse-
minar Brixen 1607-2007, Brixen 2007, S. 267f. (Siehe
auch das Register!).
2
Brixener Chronik, 27. Jg. (1914), Nr. 130a (11. Nov.),
S. 3f.
3
Nach einer Erzählung des Matreier Altbürgermeisters
A. Brugger (1903-1993).
4
Vgl. Josef W
EINGARTNER
, Heimat des Herzens, Inns-
bruck 1948, S. 115-160, über den Menschenschlag der
Matreier.
5
Brixener Chronik, 27. Jg. (1914), Nr. 131a (13. Nov.),
S. 1f.
6
Neben Aßlaber lehrte in Brixen eine weitere Osttiroler
Priesterpersönlichkeit als Professor: Dr. Josef Staller
(1828-1899) vom Moser in Huben (Gemeinde Matrei
i. O.) als Lehrer des Kirchenrechtes und der Moral-
theologie; vgl. Johannes B
AUR
, Das Brixner Priester-
seminar. Ein Blick in die Geschichte, Brixen (Selbst-
verlag) 1975, S. 45.
7
Vgl. Taufbuch der Pfarre Matrei in Osttirol, Bd.
X/105/19.
8
Vgl. Diözesanarchiv Brixen, Weiheprotokolle I, S. 194.
9
Vgl. Diözesanarchiv Brixen, Studienkataloge Priester-
seminar, 1899-1903.
10
Vgl. Diözesanarchiv Brixen, Konsistorialakte 1909, Fas-
zikel 10, Nr. 12.
11
Vgl. Sterbebuch der Pfarre Brixen 1914, S. 114; siehe
auch Brixener Chronik, 27. Jg. (1914), Nr. 131a (13.
Nov.), S. 1f.
12
J. B
AUR
(wie Anm. 6), S. 72.
13
Diözesanarchiv Brixen, Konsistorialakte 1909, Faszikel
10, Nr. 12.
14
Vgl. ausführlich in: M. K
EHL
, Und Gott sah, dass es gut
war: eine Theologie der Schöpfung, Freiburg 2006 und
Katholischer Katechismus, München, 1993, Nr. 295-
298.
15
Sitzung XIII, Kap IV.
16
Bonifaz VIII., Bulle aus dem Jahr 1295, zitiert in
Johannes L
AICHNER
, Jona-figura baptismatis, Saar-
brücken 2008, S. 3.
17
Z. B. Patrologia Latina, hg. von J. P. M
IGNE
, 217 Bde.,
Paris 1841-1964.
18
Verlag Mayer und Comp.
19
Die Gegner seien aus der Sicht des Hieronymus wie
Raben, die die bunten Farben der anderen Vögel ver-
spotten, während sie selbst schwarz sind (vgl. A
SSLABER
,
s. o. S. 22).
20
Dr. Sigismund Waitz (1864, Brixen – 1941, Salzburg)
wirkte als Professor für Moral von 1899 bis 1913 am
Brixner Priesterseminar, dann, zum Bischof geweiht, als
Generalvikar von Vorarlberg, ab 1925 als Apostolischer
Administrator von Innsbruck-Feldkirch und von 1934
bis zu seinem Tod als Erzbischof von Salzburg.
21
Brief an den Verfasser 1976.
22
42. Pauliner Jahresbericht (1974/75) 7: siehe auch Josef
W
EINGARTNER
, Unterwegs, Lebenserinnerungen, Inns-
bruck 1951, S. 28.
23
Ein besonderer Dank gilt allen, die mir bei dieser Arbeit
geholfen haben: dem Diözesanarchiv Brixen, der Frau
Prof. Dr. Magdalena Hörmann-Weingartner für die
Übertragung der Texte in die lateinische Schrift und
Herrn Pfr. DDr. J. Laichner für die technische Hilfe und
die Hinweise zu den Kirchenvätern! Für die redaktio-
nelle Hilfe einen herzlichen Dank an Dr. Meinrad Piz-
zinini und Dr. Heinz Wieser.
OSTTIROLER
NUMMER 4/2015
4
HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer: Msgr.
Prof. Dr. Josef Wolsegger, Domkurat zu St.
Jakob in Innsbruck, Pechestraße 12, A-6020
Innsbruck.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Panorama der Bischofsstadt Brixen; Ansichtskarte, um 1914.
(Sammlung Ute Pizzinini, Völs)
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