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Tod und Auferstehung geprägtes Du, das
er uns zum Heil schenkt.
Das Professorenkollegium sprach sich
wegen der reichen Kirchenväterzitate für
ein „sehr gut“ aus.
Literatur aus der Feder Aßlabers
Die Kanzeln vieler unserer Kirchen sind
geschmückt mit den Gestalten der lateini-
schen Kirchenväter: Ambrosius, Augusti-
nus, Hieronymus und Papst Gregor. Damit
will vermittelt werden, dass die Rückbe-
sinnung auf die Quellen des Glaubens heil-
voll ist und
„den ganzen Leib der Kirche
wie einen Morgenstern erleuchten lässt“.
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Man soll dem Schatz der Bibel und der
kirchlichen Überlieferung treu bleiben. Das
kann nicht in Ruck-Zuck-Aktionen ge-
schehen, sondern bedarf einer langen Be-
mühung. So war man auch im späten 19.
Jahrhundert damit beschäftigt, die Texte der
Kirchenväter zugänglich zu machen. Die
Sammlungen der lateinischen und grie-
chischen Kirchenväter wurden neu ver-
öffentlicht.
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Der Ruf nach der Rückkehr zu
den Quellen wird später auch als Motiv für
das II. Vatikanische Konzil bedeutend.
In dieser Tradition steht auch das be-
wundernswert präzise und kenntnisreiche
Buch Aßlabers:
„Die persönlichen Bezie-
hungen der drei großen Kirchenlehrer
Ambrosius, Hieronymus und Augustinus“
– erschienen 1908 in Wien.
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Die Sichtweise des Autors ist über-
raschend. Man würde eher eine systemati-
sche Erklärung der patristischen Lehraussa-
gen erwarten. Aßlaber legt den Schwerpunkt
auf die Beschreibung der gegenseitigen
Freundschaftsbeziehung und zieht daraus
Schlussfolgerungen:
Über das Nahverhältnis zwischen Am-
brosius und Hieronymus kann man wenig
Sicheres sagen. Festzustehen scheint, dass
beide etwa ein Jahrzehnt der Ausbildung
zum Redner in Rom verbrachten und spä-
ter sicher noch einmal bei einer römischen
Synode zusammentrafen.
Die Schwierigkeit liegt in der Frage der
Echtheit und Vollständigkeit der Brief-
korrespondenz.
Die beiden Persönlichkeiten können un-
terschiedlicher nicht sein: Ambrosius auf
dem Weg zum Staatsbeamten und später
als Bischof ein eifriger Förderer des Glau-
bens und Hieronymus, der sich ganz als
Mönch dem Studium, z. B. der Sprachen
widmet. Er spendet Ambrosius hohes Lob
und stellt ihn neben seinen geliebten Papst
Damasus. Die Vorliebe für das selbststän-
dige Denken, sein heftiges Temperament
und seine bildreiche Sprache
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erschweren
sein Verständnis, zumal ein gewisser Rufi-
nus den Ambrosius bei ihm verleumdet
hatte. Die Folgerung Aßlabers lautet: Hie-
ronymus verehrte Ambrosius als eine
Säule der Kirche, als Schriftsteller beur-
teilte er ihn nach seinen Werken (S. 31).
Aßlaber gelingt es, Elemente zu beschrei-
ben, die – nun am Beispiel des Augustinus –
behutsam zur reifen Glaubensentscheidung
führen können. Dieser hatte nach seiner An-
kunft in Mailand und der Übernahme einer
Professur sofort Bischof Ambrosius besucht,
der auf ihn wegen der Herzlichkeit einen
großen Eindruck machte (siehe: Confessio-
nes). Dessen Predigten hörte er oft wegen
der glänzenden Rednergabe an. Mit der
Form floss aber auch der Inhalt mit ins Herz.
Er fand nun den katholischen Glauben als
vernünftig, gerade wegen der Bibelausle-
gung. Aßlaber folgert:
„Viele der Worte des
Ambrosius blieben gewiss auch als Samen-
korn in seiner Seele geborgen, bis die
Winterstürme des Zweifels vorüber waren,
um dann aufzugehen und herrliche Frucht
zu tragen“
(S. 36).
Die Mutter des Augustinus, Monika,
nahm eine behutsame Vermittlerrolle zwi-
schen den beiden ein. Die Gläubigen konn-
ten beobachten, wie ihr Bischof täglich in
tiefer Ergriffenheit die Hl. Schrift studierte.
Besonders ein Ereignis erregte Aufsehen:
Während einer Prozession geschah die
wunderbare Heilung eines stadtbekannten
blinden Mannes durch Ambrosius.
Eindrucksvoll waren der Taufunterricht
durch einen Priester und als Höhepunkt die
Taufe (Osternacht 387).
„Wie weinte ich
[Augustinus]
unter deinen Hymnen und
Gebeten, heftig bewegt durch die Stimmen
deiner lieblich tönenden Kirche. Diese
Stimmen ergossen sich in mein Ohr und die
Wahrheit träufelte nieder in mein Herz;
Hoch wallte das Feuer der Inbrunst, meine
Tränen flossen und mir war so wohl
dabei.“
(S. 47)
Freundschaft und Vertrauen blieben ein
Leben lang auch im fernen Nordafrika
(S. 59).
Die ausführliche Darlegung der kriti-
schen Sichtung der Briefliteratur zwischen
Augustinus und Hieronymus im genannten
Buch soll hier nicht von großem Interesse
sein, vielmehr das bemerkenswerte Bemü-
hen des Augustinus, der den Kontakt zu
Hieronymus immer wieder gesucht hat. Es
zeigte sich ein schroffer Charakter, da seine
Bibelauslegung nicht immer akzeptiert und
dass im Abendland das Gerücht verbreitet
wurde, Augustinus habe eine Schrift gegen
ihn verfasst. Durch Sendung eines Boten
und durch Briefe soll ein geistiges Band
der Freundschaft mit dem Einsiedler von
Bethlehem geknüpft werden. Es muss auch
aufrichtig Kritik vertragen, wenn es im
herzlichen Ton geschieht (S. 70). Ungüns-
tige Verhältnisse und das Treiben böswilli-
ger Menschen haben die Intensität der
Freundesliebe nie ganz besiegt. Die Sorge
um die Reinheit des Glaubens und der
OSTTIROLER
NUMMER 4/2015
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HEIMATBLÄTTER
Blick in die Pfarrkirche St. Alban in Windisch-Matrei (i. O.), in der Peter Aßlaber im
Sommer 1902 seine Primiz feierte.
Foto: Guillermo Vargas
Priesterseminar in Brixen; Ansichtskarte, um 1910.
(Sammlung Ute Pizzinini, Völs)
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