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tionen (z. B. 2000 Dokumentationszen-
trum für Moderne Kunst in St. Pölten) be-
deutet für den Kunstschaffenden Fritz
Ruprechter den konkreten Teil seines Kon-
zeptes fortzuführen – den Weg der Fass-
barkeit seiner Arbeit für den voranstehen-
den Menschen entdeckbar bzw. erreichbar
zu machen.
Synergien als Vorstellung für die
Kunst – Das Kunstbuch
ImArbeitsprozess der letzten Jahrzehnte
entstanden vorwiegend in Werkgruppen
zusammengefasste Bildwerke, denen Fritz
Ruprechter nur in sehr wenigen Ausnah-
men seriellen Charakter zuschreibt – Blät-
ter, die in Reihenfolge in einem Monat
oder an jedem Tag eines Jahres entstanden
und in diesem Sinn als nicht trennbares
Konvolut aufzufassen sind (z. B. 365 Tages-
studien, präsentiert 2008 im Künstlerhaus
Wien, 2009 im Museum der Wahrnehmung
in Graz).
Die emotionale wie auch die kognitive
Grundstruktur des konsequent künstlerisch
Suchenden findet im Tun ihre zufrieden-
stellende Reflexion. Die sehr erfolgreiche
Zusammenarbeit mit kreativ ambitionier-
ten Menschen, mit Theoretikern und
Schriftstellern (z. B. Walter Tschokke, Fer-
dinand Schmatz) und Fotografen (z. B.
Margherita Spiluttini, Mirjana Risti´c-
Damjanovi´c, Paul Prader, Michael Gold-
gruber), weiters mit Grafikern (z. B. Walter
Bohatsch, Martin Tiefenthaler, Wolfgang
Homola, Walter Pamminger, Clemens
Schedler) oder mit dem Architektenteam
Henke und Schreieck, lassen in diesen im-
pulsgebenden Konstellationen weiteres
Projektieren zu. Sie öffnen damit Synergien
zwischen den Disziplinen und ermöglich-
ten so in den letzten Jahren das Entstehen
einer Reihe von Kunstbüchern. In diesem
dynamischen Gefüge erhält das Kunstbuch
den Stellenwert des autonomen Kunstpro-
duktes. Ausgewählte Bildzyklen Fritz
Ruprechters werden nicht in schematisier-
ten Katalogreihen auf die Ausstellungs-
situation hin exemplarisch erschlossen,
sondern mit der spezifischen Eigenwillig-
keit und Differenziertheit ihrer Projektan-
den bearbeitet und bibliografisch einge-
fangen. Und nicht von ungefähr wurde
2011 das Buch „Viel/Falten“ von Fritz
Ruprechter und Walter Pamminger, er-
schienen im Vorarlberger Bucher Verlag,
mit dem Preis des „Schönsten Buches
Österreichs 2010“ prämiert.
Fritz Ruprechter spricht über seine
Lebenseinstellung nicht von der inneren
Kontemplation, die ihn begleitet oder be-
herrscht, sondern von der manuellen Kon-
zentration, die seine Aufmerksamkeit als
Kunstschaffenden fordert und schließlich
unverzichtbarer Teil seines Weges gewor-
den ist.
Anmerkungen:
1
Ferdinand S
CHMATZ
, Phänomenale Gedichte zu Fritz
Ruprechter, in: Fritz R
UPRECHTER
(Hg.), Arbeiten von
1998 bis 1999, Wien 1999, S. 52, 53.
2
Theo van D
OESBURG
, Die Grundlage der konkreten
Malerei, in: Charles H
ARRISON
/Paul W
OOD
(Hgg.),
Kunsttheorie im 20. Jahrhundert, Ostfildern-Ruit 2003,
S. 441.
3
In diesem Zusammenhang danke ich Fritz Ruprechter
für unser ausführliches Gespräch in seinemAtelier in
Maria Lanzendorf bei Wien im Oktober 2014.
4
Walter P
AMMINGER
, work in progress, in: QUART
Heft für Kultur Tirol, Nr. 20/2012, S. 47-59.
5
Ausschnitt aus: Margherita S
PILUTTINI
, in: Fritz R
UP
-
RECHTER
(Hg.), Räume Spaces, Budapest 2013, S. 27.
Gesamte Bilddokumentation:
©Eleonora Bliem-Scolari
OSTTIROLER
NUMMER 3/2015
4
HEIMATBLÄTTER
Die Vielfältigkeit der Diagonalen – konturiert oder allein durch die Überlagerung der Farbbahnen entstanden, lassen die Blau- und
Brauntönungen Teil des Raumes werden. Entstanden ist diese Mischtechnik nach 2008.
(Atelier Fritz Ruprechter)
Margherita Spiluttini zählt zu den renommiertesten Architekturfotografinnen ihrer Zeit.
Ihre vielfältigen Aufnahmen sind Teil des publizierten Kunstaustausches mit Fritz
Ruprechter. Gezeigt wird hier eine Interaktion der Bilder 2007 mit der Raumsituation in
der säkularisierten Kirche St. Peter an der Sperr (Wiener Neustadt), konzipiert mit dem
Architektenteam Henke und Schreieck.
5
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autorin dieser Nummer: Mag.
phil. Eleonora Bliem-Scolari, A-6020 Inns-
bruck, Dr.-Stumpf-Straße 45a; E-Mail:
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
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