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Der österreichische Dichter und Essayist
Ferdinand Schmatz erlaubt in einem seiner
sechs „Phänomenalen Gedichte zu Fritz
Ruprechter“
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, sich erste und doch vage
Vorstellungen über das Prozesshafte einer
Werksentstehung zu machen. Es sind
kleine Gedichte, Beschreibungen, die
nach der Begegnung zweier Künstler weg-
begleitend im Gedächtnis haften bleiben
und gleichsam als Randnotizen ausklin-
gen.
Gedicht 2
der schnitt in das wachs brennt nur auf.
die farbe,
grau, ist an leuchten nach. und nach
findet sich
im schwarz so etwas (wie ein docht,
abwasch an den
händen, verwachst).
Gedicht 4
jäh ist glänzig nur so
kurz stets was strahlt
verlischt die zeit da
zwischen löscht sie
sich gerinnend
was erinnerung wachs
tafelnd gewesen
Man kann es hier durchaus schon vor-
wegnehmen, aber das grundlegende Prin-
zip des Zugangs zur Kunst und der künst-
lerischen Arbeit Fritz Ruprechters, der
1950 in Matrei in Osttirol geboren wurde
und heute in Maria Lanzendorf in Nieder-
österreich lebt und arbeitet, liegt in dem
sprichwörtlich konstruierten Weg dorthin.
Die Idee ist, die Eigenständigkeit dieser
autonomen Form der Kunstdarbietung nun
aus der Position des kunstbeobachtenden
NUMMER 3/2015
83. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Fritz Ruprechter im Herbst 2014 in seinem Atelier in Maria Lanzendorf bei Wien.
Eleonora Bliem-Scolari
Fritz Ruprechter –
Interaktives als Teil konkreter Kunst
Menschen zu erkennen, sie durchwegs zu
begreifen und schließlich dem mehr oder
weniger ausgeprägten Fassbaren im Bild
mit offener Einstellung und Akzeptanz zu
begegnen.
Von der Vielfalt der Erfahrung
zum Konkreten
Seine künstlerische Ausbildung führte
Ruprechter 1972 zuerst nach Wien an die
Hochschule für angewandte Kunst, ein Jahr
später jedoch an die Akademie Minerva im
niederländischen Groningen, wo er, nach
einem zwischenzeitlichen kurzen Studien-
aufenthalt in der School of Art im irischen
Cork, 1976 in Holland das Diplom für
Malerei und Grafik erwarb. Ein erstes Aus-
landsstipendium ermöglichte ihm, im Jahr
1977 Ägypten in all seinen kulturellen und
sozialen Facetten kennen zu lernen und,
Geschnittene Streifen, hier aus dem Werk-
stoff Schmirgelpapier, zeigen zusammenge-
fasst das Prinzip der konkreten Kunst Fritz
Ruprechters; Oktober 1995.
(Privatbesitz)
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