HB 2015 03 - page 2

OSTTIROLER
NUMMER 3/2015
2
HEIMATBLÄTTER
reich an Erfahrungen, sich in seiner Vor-
stellung als Künstler zu festigen. Es sind
dann vor allem länger währende Studien-
reisen ins außereuropäische Ausland, die
als immanent wichtiger Part seine Lebens-
geschichte auszeichnen und heute durch-
aus als Voraussetzung für seine künstle-
risch authentische Präsenz einzustufen
sind. Mehrfach bereiste der Kunstschaf-
fende den südamerikanischen Kontinent,
dessen kulturelle Differenziertheit er unter
anderem mit seiner Frau kennenlernte, die
dort als Ethnologin selbst für mehrere
Jahre ihren Forschungsschwerpunkt setzte.
In diesem Sinn war der Interessensaus-
tausch von gemeinsamer Natur, und er
konnte dort fernab der typischen Urlaubs-
destinationen wiederholt das ethnolo-
gisch differenzierte Spektrum eines Kon-
tinents entdecken und in Erfahrung brin-
gen.
In weiterer Folge und aus spannender
Konsequenz daraus, erhielt Fritz Ruprech-
ter 2007 als „Artist in Residence“ in San-
tiago de Chile (Chile) im Rahmen des Pro-
gramms unter anderem den Auftrag, das
dort situierte Museum für Zeitgenössische
Kunst zu bespielen. Zu seinem Leben als
Kunstschaffender zählen neben einer aus-
gesprochen positiven Resonanz der kunst-
kritischen und kunsttheoretischen Welt vor
allem wichtige Ausstellungsbeteiligun-
gen und Personalen in internationalen
Galerien und Museen seit den 1970er-Jah-
ren. 2014 konnte er in Anerkennung seiner
Leistung als Künstler den Kulturpreis des
Landes Niederösterreich entgegen neh-
men.
Bereits während seiner Studienzeit in
den Niederlanden begann sich der junge
Künstler mit der Grundsätzlichkeit einer
zen-buddhistisch motivierten Lebensweise
auseinander zu setzen und gelangte aus
diesem anfänglich doch intellektuell zeit-
geistigen Kulturtrend herauswachsend, zu
einer heute mit Nachhaltigkeit praktizier-
ten, philosophisch und rational unterlegten
Erkenntniseinstellung. Wieder sind es zu-
erst erfahrungsreiche Studienaufenthalte,
die ihn nach Japan führten, wo – nebenbei
erwähnt – seit vielen Jahren auch sein Bru-
der lebt. In unserem durchwegs anerzoge-
nen Vorstellungskanon besticht dieses
Land sowohl in dessen kultureller wie
auch in seiner ideellen Erscheinung insbe-
sondere durch seine tradierte Gegensätz-
lichkeit.
Die Konzentration auf das
Wesentliche und das Mögliche
Es gibt keinen offensichtlichen Zugang
zu dieser Konstellation, vielmehr muss
man sich den Weg dorthin erarbeiten bzw.
jede Offensichtlichkeit hinterfragend ab-
wägen. – Als unverzichtbaren Teil seines
Lebens betrachtet Fritz Ruprechter seine
ganz im Sinn des fernöstlichen Grundge-
dankens entdeckte, nun fundierte Ausbil-
dung in der Technik des Kyudo, einer
Form des japanischen Bogenschießens.
Mit dem Wissen darum und der selbstbe-
herrschenden Akribie des Handwerks und
des Geistes gelang es ihm, sich bis zum
Meister zu perfektionieren. Gerade in der
nicht zu unterdrückenden Parallelität zwi-
schen den Prozeduren, die dann tatsächlich
zu einem zufriedenstellenden Ergebnis
führen – erkennbar am vollendeten Bild-
werk gleichsam, wie am exakten Verlauf
der Flugbahn eines Pfeiles – zeigt sich der
sprichwörtlich ornamentfreie, schnörkel-
ferne Arbeitsprozess des Künstlers. Im
erweiterten Sinn vermag sozusagen das
Kunstwerk, das frei von beherrschenden
Manierismen existiert, sich am ehesten der
inneren Ausdruckstendenz zu nähern. Die
konkret-konstruktive Annäherung an
Schichtsysteme umfasst zum Beispiel un-
vorhersehbare Farbüberlagerungen, wie sie
bei den Aquarellbildern entstehen können,
ebenso wie die nicht vorausplanbare Tex-
tur der mit opaken Farbmitteln erstellten
Bildtafeln. Vorgelegt und beschrieben
wird hier im Grunde genommen ein Bild-
aufbau, den Fritz Ruprechter als malender
und als grafisch arbeitender Künstler mit
variablen Techniken und unterschiedlicher
Formatausprägung für sich entwickelt
bzw. dann konsequent gefunden hat.
Konkrete Kunst – Frei von
Abstrahierung
Aber, es stellt sich im Überblick be-
trachtet, definitiv nicht die Frage nach dem
Inhaltsgehalt der Bilder! Kunsttheoretisch
gesehen bezieht sich das Konkrete seiner
Kunst auf die Tatsache, dass der Künstler
keine so genannten Abstrahierungen von
Bildinhalten vornimmt. Fritz Ruprechters
Einblick in das weitläufige Atelier in Maria Lanzendorf, das Teil einer umstrukturierten
Fabrik ist und die der Künstler mit anderen Mitbewohnern bereits vor einigen Jahr-
zehnten zu einem „Refugium“ adaptiert hat.
Strukturen – Diagonale und Schattierungen sind Teil der konkreten Kunst, im Sinn von Licht und Schatten, Minimalismus und Kon-
zentration.
1 3,4
Powered by FlippingBook