Schneelasten auf den Dächern sind teilweise kritisch
In großen Teilen Oberkärntens fiel in diesem Winter bisher zwei bis dreimal so viel Schnee wie in einem „normalen“ Winter und dieser befindet sich meteorologisch erst in der Halbzeit. Besonders in Ortschaften in mittleren Höhenlagen sind die Normen für die Schneelast auf den Hausdächern bereits überschritten. Es wird abgeschaufelt.
Während im Raum Spittal oder Hermagor sich noch kaum jemand um die Schneelasten am Dach kümmert, wird in Kötschach-Mauthen oder im Mölltal bereits fleißig abgeschaufelt, besonders, weil in diesem Winter noch zusätzlicher Neuschnee zu erwarten ist und die Schneelasten in vielen westlichen Gemeinden bereits zu hoch sind. „Das Gewicht der aktuellen Schneemenge auf den Dächern ist enorm und überschreitet die Schneelast, die für statische Berechnungen herangezogen wird, vielerorts beträchtlich“ so Zimmermeister Albert Reiter aus Lainach, der bei diesen Fällen als Fachmann hinzugezogen wird. In der Gemeinde Rangersdorf wurde laut einer aktuellen Schneemessung auf den Dächern rund 410 kg Schnee pro Quadratmeter gemessen. „Für ein Wohnhaus mit 200 m2 bedeutet das, dass in etwa 80 Tonnen Schnee am Dach liegen, auf Betriebsgebäuden mit 1.000 m2 wirken 400 Tonnen Schneelast auf die Konstruktion“, gibt Reiter zu bedenken. Wieviel Schnee ein Dach vertragen muss, hängt vom Standort, sagt der Experte. Das reicht von 300 kg am Quadratmeter in Stall bis 535 kg in Heiligenblut. Rund 600 kg pro Quadratmeter liegen aktuell auf einigen Dächern im Lesachtal, informiert Christoph Oberluggauer, der die Schneelasten in seiner Gemeinde aufzeichnet. Hier gilt auch eine höhere Schneelast-Norm, nämlich 886 kg pro Quadratmeter. „Wir haben solche Winter schon gehabt, das ist keine Einmaligkeit“, meint Oberluggauer. Rund die Hälfte der Lesachtaler habe die Dächer bereits vorsorglich vom Schnee befreit.
Zur Räumung verpflichtet
„Zurzeit sollte jeder Hausbesitzer sein Dach im Auge behalten, um auffällige Veränderungen an der Holzkonstruktion zu erkennen. Bei Bedarf soll man eine qualifizierte Person, wie einen Zimmermeister oder einen Statiker zu Rate ziehen, um die Belastung zu prüfen“, meint Reiter. Größere Probleme gibt es in den tieferen Lagen, da die Dächer schwächer ausgelegt sind. Flachdächer solle man eher abräumen als Satteldächer. Da ungewiss ist, wieviel Schnee heuer noch dazukommen wird, sei man sei gut beraten, wenn man sein Dach von den großen Schneemengen befreit. Hier gab es bereits häufig Anfragen über eine Kostenübernahme durch Versicherungen, weiß Versicherungsmakler Reinhold Niescher aus Steinfeld. „Eine prinzipielle Ablehnung der Übernahme der Kosten durch die Versicherung ist nicht korrekt“, sagt er. Es käme darauf an, ob eine sogenannte „Schadensverlagerung“ nachgewiesen werden könne. Diese trete ein, wenn im Falle eines Einsturzes ein noch größerer Schaden für die Versicherung entstehen würde. Grundsätzlich gehöre aber die Schneeräumung am Dach zu den Obliegenheiten von Hausbesitzern. Bei grober Fahrlässigkeit kann es aber sein, dass die Versicherung den so entstandenen Schaden nicht übernimmt. Ob Schneeschaufelkosten übernommen werden, müsse aus den bestehenden Verträgen festgestellt werden.
Schwierige Arbeit
Professionelle Firmen übernehmen zumeist die Schneeräumarbeiten. Diese können sich auch als schwierig herausstellen, weiß Josef Lackner, Chef der „Seilhandwerker“ aus Heiligenblut. „Der Schnee vom Dezember ist zur Eisschichte geworden, was am vergangenen Wochenende kam ist auch schon hart. Wir kommen stellenweise mit der Schneeschaufel nicht mehr hinein.“ Der Schnee muss oft mit Sägen erst zerteilt und dann in Blöcken abgelassen werden. Firmen wie die „Seilhandwerker“ haben im Moment „Arbeit ohne Ende“, berichtet Lackner. Im Moment müsse man drei bis vier Tage warten, bis die Räumtrupps Zeit haben. „Ich könnte locker auf 40 oder 50 Leute aufstocken“, meint er. Die Preise für eine Schneeräumung sind ganz unterschiedlich, Lackner konnte keine Quadratmeterpreise nennen, es sei unterschiedlich, ob man ein Satteldach oder ein Flachdach hat. In der Regel muss man mit 800 bis 1.500 Euro rechnen, um das Dach abzuräumen.