Stall im Mölltal - Weidetierrisse schon in der Ortschaft


Weidetierrisse schon in der Ortschaft

Über Ostern wurden in der Gemeinde Stall mehrere Weidetiere von einem mutmaßlichen Wolf gerissen. Auch mitten im Ortsgebiet gab es mutmaßliche Wolfs-Sichtungen, eine in der Nähe eines Schulweges. 60 Landwirte und Anrainer wandten sich jetzt mit dem Bürgermeister an die Behörden, um eine raschere Entnahme von Wölfen zu erwirken.

Nach mehreren Wolfssichtungen ist die Mölltaler Gemeinde in Aufruhr. Eltern sind besorgt, Schulkinder hätten mitten im Ort einen Wolf gesehen und für einige Landwirte fängt das Weidejahr mit einem Wolfsproblem an. Diesmal aber nicht auf der Alm, sondern mitten in der Ortschaft. „Gleich bei vier Bauern wurden Tiere gerissen“, erzählt Altbäuerin Maria Kerschbaumer, vulgo „Stoaner“, die auf einem Bauernhof etwas außerhalb von Stall Pferde und Ziegen hält. Die Altbäuerin fühlt sich vor den Kopf gestoßen: „Ich trau mich nicht mehr, die Tiere rauszulassen aber über das Wolfsproblem wird nicht geredet“. Bis jetzt – denn der Wolf kommt in Stall bis in den Ort, es gab mehrere Sichtungen, ein Tier wurde beim Friedhof gesehen, dann von Schulkindern in der Nähe einer Bushaltestelle, es kursiert auch ein Video, auf dem möglicherweise ein Wolf am Waldrand zu sehen ist. Eine klare Sprache sprechen aber die gerissenen Schafe der Landwirte: Bei Hermann Loipold wurden in der Nacht von Ostermontag auf Dienstag drei Schafe gerissen, eines bei Karl Pussnig, und vier bei Hubert Egger, erzählt Sohn Michael Kerschbaumer, der in Stall einen Hof mit rund 100 Schafen bewirtschaftet. Die Wolfsexperten des Landes waren schon da, um DNA-Proben zu nehmen und die Risse eindeutig zuordnen zu können. Einstweilen gilt für Meister Isegrim die Unschuldsvermutung.

Almsaison so kaum möglich

Im Vorjahr haben laut Kärntner Almwirtschaftsverein insgesamt 11 nachgewiesene Wolfsindividuen ca. 100 Nutztiere gerissen, auf vier Almen wurden erstmals Schafe vorzeitig ins Tal gebracht. Aber jetzt, wo die Tiere wieder auf die Weiden kommen, scheint es mit den Wölfen auch im Tal loszugehen. Maria Kerschbaumer versucht in der Nacht das Radio laufen zu lassen, es soll den Wolf abschrecken. Auch die Zäune hat sie mittlerweile erhöht und sie schläft bei offenem Fenster, da die Tiere Lärm machen, wenn ein Wolf sich nähert. „Mittlerweile hat man schon Erfahrung, aber ich bin bei jedem Geklapper in der Höhe“, sagt die Altbäuerin. Problematisch wird es bei einem größeren Viehbestand, wie ihn Michael Kerschbaumer hat: „Ich habe 100 Schafe im Stall und kann sie nicht rauslassen, wie es jetzt üblich und notwendig wäre“. An einen Almauftrieb sei nicht zu denken. „Dann könnte ich sie gleich wieder heruntertreiben. Der Wolf kommt die Tiere ja schon im Siedlungsgebiet abholen und zeigt keine Scheu mehr“, so Kerschbaumer, der auch Jäger ist. Es sei traurig, wenn man zuhause keine Ruhe mehr hat.

60 Landwirte für „Entnahme auf Sicht“

Nach den Rissen gab es vergangenen Mittwoch ein Treffen zwischen Bgm. Peter Ebner und 60 besorgten Bauern, Jägern und Anrainern, die von Sachsenburg bis Heiligenblut kamen. Der Tenor: Die Kärntner Wolfsverordnung, die vergangenen Herbst erlassen wurde und unter bestimmten Bedingungen eine Entnahme von Problemwölfen oder Risikowölfen zulässt, sein zu wenig. Sie fordern einen Wolf „auf Sicht“ erlegen zu können. Bgm. Ebner steht dafür mit dem Agrar- und Jagdreferenten LR Martin Gruber in Kontakt. Dieser meinte, dass die Wolfsverordnung nicht umgangen werden könne und erteilte einem sofortigen Abschuss eine Absage, obwohl er die Sorgen der Bevölkerung verstehe. Eine Begutachtung sei dazu nötig und vorher Vergrämungsschritte zu setzen. Bgm. Ebner: „Wir haben ein Problem, wenn Schüler am Morgen vor die Haustüre treten und ein Wolf ihnen über den Weg läuft. Dafür muss es eine Lösung geben“, die Situation sei so für die Landwirte und auch für die ganze Bevölkerung nicht tragbar.


Weitere Bilder:
In der Gemeinde Stall spricht man von mittlerweile 14 Nutztierrissen durch einen mutmaßlichen Wolf. DNA-Proben wurden genommen. Bild: privat
In der Gemeinde Stall spricht man von mittlerweile 14 Nutztierrissen durch einen mutmaßlichen Wolf. DNA-Proben wurden genommen. Bild: privat
Risse gab es auch in der Gemeinde Flattach. Foto: privat
Risse gab es auch in der Gemeinde Flattach. Foto: privat
In der Gemeinde Stall spricht man von mittlerweile 14 Nutztierrissen durch einen mutmaßlichen Wolf. DNA-Proben wurden genommen. Bild: privat

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