Vom Vermissen während Corona
Die meisten Menschen assoziieren mit dem Wort „vermissen“ ganz großes Kino. Aber es gibt natürlich viele triftige Gründe dafür, jemanden zu vermissen. Ich und bestimmt auch zahlreiche andere Musiker sowie Vereinsfunktionäre, vermissen in den letzten Wochen ihre Musikvereine.
Jeder, der auch sein ganzes Herzblut in dieses wundervoll-bereichernde Ehrenamt steckt, kennt dieses Gefühl. In einem Musikverein passiert neben der Musik unglaublich viel Soziales. Es sind die Menschen, die einem Verein ein Gesicht verleihen. Die zahlreichen Musikerinnen, Musiker und Marketenderinnen unserer Täler leisten einen wesentlichen Beitrag zu unserem Kulturleben. Folgendes habe ich einst für meinen Musikverein geschrieben, diese Worte beschreiben aber im Grunde genau die großartigen Dinge, die in einer Kapelle passieren und gelten für alle Vereinsmitglieder, die das Vereinsleben vermissen und sollen ein wenig daran erinnern, wie gesegnet man sich als Mitglied eines Musikvereins schätzen kann.
- Ich mag die Art und Weise, wie wir miteinander interagieren, kommunizieren – einfach musizieren,
- ich liebe die Stunden nach der Probenarbeit, wenn wir über das Leben, die Liebe und die Zukunft philosophieren.
- Ich von ganzem Herzen dankbar dafür, dass jeder Einzelne von euch so ist wie er ist,
- so individuell, ziemlich speziell, ist der Anlass intern oder auch offiziell, vielleicht sag ich es zu selten – ich will einfach, dass ihr das auch mal wisst.
- Ich finde es schön, dass wir gemeinsam Ziele finden und diese in die Tat umsetzen,
- denn der Weg ist das Ziel, ist er bis dorthin auch manchmal steinig, die Proben fordernd, besonders, wenn manche währenddessen ziemlich gerne schwätzen, ich will euch damit sagen - ich weiß unsere feine und ehrliche Dynamik wirklich sehr zu schätzen.
- Ich mag euren Blick fürs Detail, das unbeschreiblich schöne Miteinander zwischen Jung und Junggeblieben, ich freu mich so, dass sich über unseren Verein tiefe Freundschaften entwickelt haben, manche dadurch zueinander gefunden haben und sich seither lieben.
- Ich liebe es, wenn wir vor lauter Lachen Bauchschmerzen haben, nach durchzechten Nächten Kopfschmerzen und wenn vor Freude Tränen fließen, einfach dieses Gefühl, wenn´s läuft, jeder während des Musizierens das Gleiche spürt und wir dies mit all unseren Sinnen auch genießen.
- Ich mag es, dass ständig der Schmäh rennt und unsere gemeinsame Zeit humorgetränkt und redselig viel zu schnell verrinnt und dass sich jeder durch sein ganz besonders Wesen in unserer Gemeinschaft einbringt.
Ich glaube, man sollte viel öfters aus dem Herzen sprechen, veraltete Muster aufbrechen, sich weniger den Kopf zerbrechen, sich einfach gut absprechen, unserem Gegenüber noch besser zusprechen und manchmal vielleicht sogar die Regeln brechen – denn unsere Zeit ist hier und jetzt, die schönen Momente, an die wir gerade gerne zurückdenken kommen bestimmt bald wieder. Es ist schön, dass es einfach so viele Idealisten, Vordenker und Querdenker in einem Musikverein gibt. Deshalb lasst uns positiv bleiben: Zwar räumlich getrennt doch in den Herzen vereint und darauf hoffen, dass bald erklingen in unseren Proberäumen feine Blasmusiklieder.
Stefanie Glabischnig