Vom Sozialprojekt zum Bildungsauftrag
Seit fast zehn Jahren engagiert sich Reinhild Wendl aus Obervellach für ein Projekt in Tansania. Sie sammelte in Kärnten viele Nähmaschinen, lehrte den Frauen in Arusha/Momella das Schneidern und gründete eine Berufsschule. Jetzt haben die ersten jungen Frauen die dreijährige Schule abgeschlossen.
Jedes Jahr sammelt Reinhild Wendl, von ihren Schützlingen liebevoll „Mama Wendi“ genannt, bei ihren Freunden, um die Kosten für diese Ausbildung zu finanzieren. Mit Hilfe von Helga Spitzer aus Spittal erstellte sie Lehrpläne und überwachte den Fortschritt vor Ort. Die dreijährige Berufsschule endete mit einer staatlichen Prüfung. „Die jungen Frauen erhielten eine sehr gute Ausbildung und können ihren Lebensunterhalt nun selbst verdienen“, erklärt Wendl. Unterrichtet wurden die Schülerinnen nicht nur im Handwerk der Damenkleidermacher, sondern auch in kaufmännischen Fächern, in Englisch und am Computer. Im Dezember endete die dreijährige Ausbildung für zehn Frauen. Die Graduation wurde mit einem großen Fest gefeiert, an dem sogar der Unterrichtsminister von Tansania teilnahm. Er zeigte sich begeistert und hat bereits Pläne, den Lehrplan von Reinhild Wendl auch bei einem anderen Projekt des Landes anzuwenden. Die Obervellacherin zeigt sich jetzt noch gerührt von der Dankbarkeit, die ihr beim Schulschlussfest entgegengebracht wurde und erzählt voll Stolz, dass ihr erster Lehrling, dem sie in Momella das Schneiderhandwerk beibrachte, bereits zum zweiten Mal den Designerpreis von Nordafrika gewann und ihr zu Ehren seine im Vorjahr geborene Tochter „Wendy“ nannte.
Africa Amini Alama
Die Berufsschule ist nur ein Teil der Initiative „Africa Amini Alama“, die von DDr. Christine Wallner 2009 ins Leben gerufen wurde. Mittlerweile gibt es dort u. a. ein Krankenhaus, ein Waisenhaus, drei Volksschulen sowie eine Frauenwerkstätte. Diese Schneiderei nutzen rund 50 Frauen. Genäht wird neben landesüblicher Kleidung auch Bettwäsche für Kranken- und Waisenhaus sowie Schuluniformen. Auch hier gibt es Unterstützung von Reinhild Wendl. „Jeweils 1.000 Euro erhalten jedes Jahr das Krankenhaus, das Schulzentrum und das Waisenhaus von den Spendengeldern meiner Gönner. Mit der Auflage, dass für dieses Geld in der Schneiderwerkstatt die benötigten Sachen angefertigt werden“, sagt sie und kontrolliert diese Ausgaben penibel.
Wollmützen für afrikanische Waisen
Zwei Mal im Jahr fährt die Obervellacherin für etliche Wochen nach Arusha/Momella, um sich über den Fortschritt des Projekts zu informieren und ihr Können weiterzugeben. Doch auch wenn sie im Mölltal ist, lässt sie die Liebe zu ihren afrikanischen Schützlingen nicht los. Sie sammelt fleißig Spenden – immerhin kostet ein Schuljahr knapp 10.000 Euro. Für die nächsten drei Jahre ist die Schule bereits gesichert. Nebenbei bringt sie dort angefertige Kleidung, Taschen und auch Schmuck der Massai mit, die man bei ihr käuflich erwerben und damit das Projekt unterstützen kann. Und wenn sie wieder nach Tansania fliegt, hat sie in ihrem Gepäck zahlreiche Wollmützen, liebevoll angefertigt von Herta Loipold aus Flattach. Über die freuen sich die Waisenkinder ganz besonders, denn „wenn man an Afrika denkt, glaubt man, es ist überall heiß. Aber wir befinden uns auf einer Seehöhe von 1.700 Metern, umgeben von Sechstausendern, da kann es ganz schön kalt werden“