Lesachtal - Vom Mühlensterben zum immateriellen Weltkulturerbe


Vom Mühlensterben zum immateriellen Weltkulturerbe

Durch die Rettung der Mühlen vor über 40 Jahren und das Handwerk des richtigen Getreideanbaus, Mahlens und Backens in den hauseigenen Öfen, welches weiterhin betrieben wird, erhielt das Lesachtal im Jahr 2010 die besondere Auszeichnung zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO „Lesachtaler Brotherstellung“.

Im „Tal der hundert Mühlen“, so wird das Lesachtal heute noch genannt, waren Wassermühlen nicht nur traditionelle Hilfsmittel für das Mahlen von Getreide, sondern sie wurden vielfältig in der Landwirtschaft eingesetzt. Die Bauern nutzten die Kraft des Wassers neben dem Kornmahlen zum Betreiben von Pflügen und Aufzügen, Dreschmaschinen und Sägewerken. Zur Hochblüte, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, klapperten bis zu 200 Mühlen an den rauschenden Bächen des Lesachtals. Zunehmende Industrialisierung, die Erschließung der Talschaft mit Strom sowie der Rückgang von angebauten Getreideflächen führte dazu, dass nach und nach immer mehr Mühlen ungenützt blieben. Doch im Lesachtal gelang es diese Tradition zu einem gewissen Grad zu bewahren und sogar zu einem touristischen Aushängeschild zu machen.

„Nicht nur Museum“

Am Mühlenwanderweg Maria Luggau klappern noch fünf voll-funktionsfähige Wassermühlen, in denen heute noch das Korn für das Lesachtaler Bauernbrot gemahlen wird. Für den Erhalt der Wassermühlen setzt sich der Mühlenverein Maria Luggau ein. Dieser wurde in den 1970ern gegründet, ursprünglich, um das Wasserrecht aufrecht zu erhalten, erzählt die ehemalige Volksschullehrerin Brigitte Lugger, die von Anfang an im Verein mit dabei war. Seitdem wurden die Mühlen wieder revitalisiert. Sie werden von den Bauern selbst genutzt, um Korn zu malen, in den Sommermonaten ist sogar eine eigene Müllerin angestellt. Zum Erhalt der Mühlen tragen auch Spenden und Einnahmen von Führung bei. Brigitte Lugger freut es, dass diese Zeugnisse früherer Zeit nicht nur als Museum dienen, sondern wieder ins Wirtschaftsleben der Landwirte eingebunden sind. Führungen am Mühlenwanderweg finden übrigens von Juni bis Ende September statt (freitags, 10 Uhr oder nach Absprache mit dem Mühlenverein Tel. 04716/269).

Mit den Mühlen hat vor rund 20 Jahren auch der Getreideanbau im Lesachtal wieder an Bedeutung gewonnen, nachdem er mehrere Jahrzehnte fast aus dem Tal verschwunden war. Aus dem Getreide, hier Weizen und Roggen, entsteht das bekannte Lesachtaler Brot. Natürlich wird nicht nur mit den alten Mühlen gearbeitet, sondern auch moderne Technik eingesetzt. Das Lesachtaler Brot ist mittlerweile sehr bekannt, es wurde 2010 als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet und ist heute ein Aushängeschild der Slow Food Travel – Region. 2018 wurde es auch mit „Slow Food Presidio“-Siegel ausgezeichnet, das heißt als „besonders schützenswert“ anerkannt. Seit rund sechs Jahren gibt es auch den Verein „Gemeinschaft Lesachtaler Brot“ (Obmann Hans Untergugenberger), der sich um eine geschützte Herkunftsbezeichnung einsetzt und das Lesachtaler „Brothandwerk“ hochhält.  

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