Hermagor - Visionen gibt es genug für die Gailtalbahn


Visionen gibt es genug für die Gailtalbahn

Auf Einladung der Gailtalbahn Betriebs-GmbH - dahinter steht der Verein „Gailtalbahn“ - und der Österreichischen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (ÖVG) wurden einen Nachmittag lang Pläne und Visionen über eine zukunftstaugliche, mögliche Nachnutzung der Eisenbahnstrecke von Hermagor bis Kötschach-Mauthen gewälzt.

Seit gut fünf Jahren schon fahren auf der ÖBB-Strecke zwischen Hermagor und Kötschach-Mauthen keine Züge mehr. Nach der Einstellung des Personenverkehrs formierte sich der Verein „Gailtalbahn“ und dieser setzt sich seither für den Erhalt und die Nachnutzung der 31 km langen Bahnstrecke ein. Mittlerweile hat der Verein – Obmann ist Eisenbahntechniker Andreas Mühlsteiger – 200 Mitglieder und betreibt seit zwei Jahren eine durchwegs attraktives und gut angenommenes touristisches Angebot auf der Strecke: die „Gailtal Draisine“. Heuer verzeichnete der Verein gut 2.000 Draisinen-Fahrten und steigende Nachfrage, so Mühlsteiger. Deshalb möchte man über weitere Möglichkeiten der (touristischen) Nutzung zumindest nachdenken. Dazu fanden sich in den Räumlichkeiten der WK-Bezirksstelle Hermagor Verkehrsexperten des ÖVG, Vertreter aus den angrenzenden Gemeinden, Vereinsmitglieder und Interessierte (auch via Zoom) ein, um Visionen über eine mögliche Zukunft der Bahnstrecke zu wälzen.

Bahn als Erlebnisbereich

Seine Vorstellungen von einer möglichen Nutzung teilte Unternehmer Wilfried Klaus (AAE-Naturstrom) aus Kötschach-Mauthen, der auch Unterstützer und Mitglied des Vereins „Gailtalbahn“ ist. Ein Akku-betriebener Zug als Anschlussbahn wäre demnach eine Möglichkeit, denn mittlerweile gebe es Akku-Züge mit Reichweiten bis zu 185 km. Darüber hinaus brauche es ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept für die Tourismusregion mit einer Mio Nächtigungen, vor allem weil immer mehr Gäste ohne Auto anreisen. Das Mobilitätsangebot „Zug“ könnte zu einem „Erlebnisbereich“ für die Gäste werden. Als Vorschlag nannte er einen E-Zug mit Panorama-Touristik-Reiseabteil für Gäste aber auch mit Pendlerabteilen mit Arbeits-Sitzplätzen auf denen Pendler die Fahrt zur Arbeit bereits produktiv nutzen könnten. Mit dem Nassfeld und der Slow Food-Travel Region ergebe solch eine Bahn ein touristisches Gesamtkonzept und mit der Energie- und Wasserwelt der AAE hätte man den Eigenen Strom vor der Haustüre, auch die Ladetechnik wird „um die Ecke“ produziert. Diese Art der Nachnutzung sei eine „erste Zukunftsperspektive“. Eine Bahn aufzulassen sei heutzutage nicht mehr zeitgemäß. „Eine Trendwende geschieht, es ist ein guter Zeitpunkt, um darüber nachzudenken“, so Klauss.

Wirtschaft ins Boot holen

Wie so eine Nachnutzung funktionieren könnte, beschrieb über Zoom zugeschaltet Mag. Roland Beck aus Niederösterreich, der im Traisen-Gölsental (NÖ) ein ähnliches Vorhaben bereits umgesetzt hat. Entscheidend sei der starke Wunsch der Wirtschaft und eine langfristige Planung und finanzielle Absicherung. Dass solch ein Projekt auch „enkeltauglich“ sei, veranschaulichte DI Martin Novak, der mit Schülern zu klimaneutraler Mobilität im Gailtal arbeitete. Die Jugend sei sehr Bahn-orientiert, nütze diese Angebote gerne auch für Freizeit und Sport. Der Anschluss an das Nassfeld sei hier ein Thema, genauso wie das Mitnehmen von Fahrrädern, um ohne Auto mobil zu sein. Bei all diesen Nachnutzungsplänen würden aber auch Kosten auf die Gemeinden zukommen, wandte Bgm. Johannes Lenzhofer ein. Er meinte damit die Bahnübergänge entlang der Strecke, die wieder auf den Stand gebracht werden müssten, wie auf der Strecke Arnoldstein-Hermagor.


Weitere Bilder:
Seit zwei Jahren ist der Verein erfolgreich mit einem Draisinen-Angebot auf der alten Gailtalbahn-Strecke.

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