Mühldorf - Über Ausgrabungs-Projekt zum Berufs-Wiedereinstieg


Mühldorf war keltisches Zentrum

Die Mölltaler Gemeinde ist bekanntlich archäologisch interessant und es gibt Neues: Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass in der Mühldorfer Schattseite eine keltische Stadt mit einer Größe von über 20 Hektar bestanden hat. Bei den Ausgrabungen wurden die Forscher von „Laien-Archäologen „unterstützt, die über ein AMS-Beschäftigungsprogramm dort tätig sind. Und: Ein Schweizer Archäologen-Team erforscht gerade, was die Kelten und Römer damals gegessen und getrunken haben.

Kelten und Römer – Spuren beider Kulturen sind in Mühldorf zu finden. Die Haselangerwiese in der Mühldorfer Schattseite erwies sich als wahre Fundgrube für Altertumsforscher. Seit 2017 sind dort archäologische Grabungen im Gange. Zu Beginn wurde ein römisches Badehaus zutage befördert, nach und nach legten die Archäologen der Universität Innsbruck eine ganze Römersiedlung frei. Neben Mauer-Überresten fanden die Gräber römische Münzen, Fibeln (Gewandspangen) und Keramikscherben. Dazwischen aber immer wieder Funde, die den Kelten zugeordnet werden konnten. Die Archäologen blieben am Ball, suchten weiter und wurden wieder fündig. Auf der Haselangerwiese gelang es ihnen diesen Frühsommer Teile einer keltischen Siedlung auszugraben. Beeindruckend ist ihre Größe, über 20 Hektar habe sie sich erstreckt. „Es war eine richtige Stadt. Mühldorf war in der Keltenzeit so etwas wie ein Zentrum“, zieht Archäologe und Grabungsleiter Dr. Stefan Pircher Schlüsse über die Entdeckung. Die Kelten (etwa 1.000 vor Christus) und später die Römer hatten es auf die Silbervorkommen in der Kreuzeckgruppe abgesehen, Möll und Drau dienten als Fluß-Transportwege. Funde aus beiden Kulturen sind übrigens im Museum „Argentum“ bei der Ortseinfahrt Mühldorf gut zu sehen.

Helfer auf „historischem Boden“

Die Grabungsarbeiten wären nicht so schnell vorangeschritten ohne das Grabungshelfer-Team aus dem gemeinnützigen Beschäftigungsprogramm des Arbeitsmarktservice Spittal und des Regionalverbandes „Nockregion“. Mit ihrer Hilfe ist es gelungen einen Teil des Verteidigungswalles der Kelten-Stadt freizulegen. „Mit unseren Programm-Teilnehmern schaffen wir bleibende Infrastruktur und holen EU-Fördergelder ab“, so Regionsmanagerin Christine Sitter. Koordiniert wird das Beschäftigungsprogramm von Mag. Maria Aichholzer, die sich freut, ihren „Gräbern“ nach längerer Arbeitslosigkeit zu einem Wiedereinstieg ins Berufsleben zu verhelfen („Starthilfe“) und manchen auch neue Fertigkeiten mit auf den Weg zu geben, wie z. B. eine Ausbildung an den Vermessungsinstrumenten. Die Helfer aus dem Beschäftigungsprogramm möchte Bgm. NR Erwin Angerer auch für weitere Jahre in seiner Gemeinde wissen und dafür ein Projekt über den Europäischen Sozialfonds aufstellen.

Import-Fisch aus dem Mittelmeer

Die Mühldorfer Archäologen bekamen auch Verstärkung aus der Schweiz. Eine Abordnung der Uni Basel unter der Leitung von Dr. Sabine Deschler-Erb untersuche mit ihren Studierenden, was vor 2.000 Jahren von den Kelten und später von den Römern gegessen und getrunken wurde. Dazu durchsieben sie die Erde nach Tierknochen und Pflanzenresten – eigentlich Speisereste der „antiken Mühldorfer“. Ihre vorläufigen Ergebnisse: Gegessen wurden kleine Wiederkäuer, wie Schafe, Ziegen aber auch Wild, wie Hirsche und Steinböcke. Ein Kuriosum: auch Fisch stand am Speiseplan. In Salz konservierte Makrelen kamen über antike Handelswege (über die karnischen Alpen) bis ins Mölltal.


Weitere Bilder:
Ein Archäologen Team aus der Schweiz ist vor Ort.
Gräber aus dem AMS-Beschäftigungsprogramm arbeiten auf „historischem Boden“.
Gräber aus dem AMS-Beschäftigungsprogramm arbeiten auf „historischem Boden“.

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