„Tunnel-Lösung wäre zu teuer“
13. Dezember 2023
Der Plöckenpass, der das obere Gailtal mit Italien verbindet, wird aufgrund eines Felssturzes für längere Zeit nicht befahrbar sein. Ein Ausfall der Verkehrsverbindung schadet der regionalen Wirtschaft. Von mehreren Seiten wurde deshalb wieder eine Verkehrslösung durch einen Tunnel zwischen dem Gailtal und Italien ins Spiel gebracht. Tunnelplänen erteilte der Straßenbaureferent bereits eine Absage.
Die Wirtschaft im oberen Gailtal macht sich Sorgen, da mit der gesperrten Plöcken-Verbindung nach Italien eine wichtige Handels- und Verkehrsverbindung wegfällt. In einer gemeinsamen Aussendung sprachen sich Hermagors Wirtschaftskammer-Obmann Hannes Kandolf und der Kärntner Wirtschaftskammer-Chef Jürgen Mandl für eine derzeit vielfach kolportierte Tunnel-Verbindung zwischen Italien und dem Gailtal aus, sollte es zu keiner Wiederherstellung der Plöckenstraße auf italienischer Seite kommen. Mandl werde das Gespräch mit der Kärntner Landesregierung suchen, „um auf die bedrohliche Lage für viele Gailtaler Betriebe aufmerksam zu machen“. Aufhorchen ließ er mit der Idee, zwischenzeitlich die vor wenigen Jahren stillgelegte Gailtalbahn als Anbindung an den Kärntner Zentralraum wieder in Betrieb zu nehmen.
Tourismus und Holz-Branche abhängig von Nord-Süd-Verbindung
„Wirtschaftsbetriebe, die besonders unter dem Wegfall der schnellen Verbindung zu Italien leiden, sind die Handelnden im Holzbereich aber auch Handwerksbetriebe“, weiß WK-Bezirksstellenleiter Mag. Rudolf Oberlojer. Lkw, die zuvor über den Plöckenpass fuhren, müssen nun über die A2 fahren, eingeschränkter Verkehr ist über den Pramollo-Pass am Nassfeld möglich. Betreffen werde die Situation auch den Tourismus. „Tagesgäste oder länger bleibende Touristen werden sagen, die Anreise ist mir zu umständlich oder kompliziert“, glaubt Oberlojer, der noch auf ein weiteres Dilemma hinweist: „Man darf die psychologische Komponente der Sperre nicht unterschätzen. Jemand, der im Gailtal Geschäfte machen will, könnte die Region nicht mehr in Betracht ziehen. Das sind die langfristigen Folgen, die man nicht in den ersten Monaten messen wird können. Das ist ein langfristiges Problem“. Es brauche hier eine Zukunftsperspektive für heimische Unternehmen.
„Sanierung statt Tunnel“
Ein vehementes „Nein“ zu den kolportierten Tunnelplänen kommt inzwischen von mehreren Initiativen wie „Stop Transit – Osttirol“ oder der ARGE „Lebensraum Oberes Drautal“. „Obwohl die Untersuchungen über die Sanierungsmöglichkeiten der betroffenen Straßenteile auf italienischer Seite noch kaum begonnen haben, wird in Kärnten und Osttirol schon über einen Tunnel schwadroniert“, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung. Ein Plöckentunnel würde der Schaffung einer neuen Transitroute dienen. Von Italienischer Seite gebe es Bestrebungen eine alpenquerende Lkw-Transitroute zwischen Triest und Süddeutschland zu eröffnen, so der Sprecher der Initiative „Stop Transit – Osttirol“, Mag. Gerhard Unterweger. Eine Sanierung der bestehenden Passstraße sei die weit verträglichere Lösung.
Gruber: Es wird keinen Tunnel geben
Den Tunnelplänen erteilte Kärntens Straßenbaureferent Martin Gruber am Rande einer Länderkonferenz in Lienz eine Absage. „Von Seiten des Landes wird es keinen Tunnel geben“, so Gruber. Alleine die Sattel-Variante schätzt er auf bis zu 250 Mio Euro, ein Basistunnel würde das Vielfache kosten. Wie es mit der Straßenverbindung auf Italienischer Seite weitergeht, könne auch der Kärntner Straßenbaureferent nicht sagen. Das Problem liege „nicht auf Kärntner Seite“ und auch die Kommunikation mit den Italienischen Behörden ginge nur schleppend vor sich. Alleine von den Bildern, die Gruber von der Schadstelle bislang gesehen hat, schätz er eine Wiederherstellungszeit mit allen Sicherungsmaßnahmen von eineinhalb bis zwei Jahren. Einen Tunnel könne sich Kärnten nicht leisten. Dem hält eine Initiative aus Mauthen dagegen, die sich an die Landeshauptleute Kärntens und Tirols sowie an den Straßenbaureferenten LH-Stv. Martin Gruber wandte. Dies sei „kein italienisches Problem“. Die Landespolitik müsse die Verantwortung für die Region wahrnehmen und gemeinsam mit Bund, Italien und EU eine Lösung finden.
Von Harald Angerer