Lanwirtschaft Oberkärnten - Start in eine herausfordernde Almsaison


Start in eine herausfordernde Almsaison

Die Rückkehr des Wolfs erfüllt die Almbauern mit großer Sorge. Ein Ende der Almwirtschaft hätte massive negative Auswirkungen auf Landwirtschaft, Tourismus, Landschaftsbild und Biodiversität.

Traditionell starten die Kärntner Landwirte mit Ende Mai in die Almsaison und treiben rund 63.000 Stück Vieh auf die rund 2.000 Kärntner Almen. Heuer blicken sie sowie Politik und Interessenvertretung der Almsaison jedoch mit großer Sorge entgegen. Der Grund ist vor allem die Rückkehr des Wolfs.

Noch nie gab es in Kärnten bereits vor dem Beginn der Almsaison so viele Rissereignisse auf Heimweiden und so viele Wolfssichtungen im Siedlungsgebiet wie in den letzten Wochen im Möll-, Drau- und Gailtal. Agrar- und Jagdreferent LR Martin Gruber, LK-Präsident Siegfried Huber sowie Almwirtschaftsvereins-Obmann Sepp Obweger machten heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz auf die schwierige Ausgangssituation im heurigen Jahr aufmerksam. Es brauche mehr Bewusstsein und Unterstützung aus der breiten Bevölkerung in der Wolfsthematik, die nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch den Tourismus sowie jeden Erholungssuchenden auf einer Alm betreffe, so der gemeinsame Appell.

Bereits im letzten Kärntner Almsommer sind 123 Nutztiere Wolfsrissen zum Opfer gefallen, berichtet Landesrat Martin Gruber, im Mölltal wurden heuer bereits 35 Risse gezählt. Der Druck der Wolfspopulation aus unseren Nachbarländern wird immer größer, sodass Wölfe aus Italien oder Slowenien durch Kärntner Gebiete streifen und dabei große Schäden anrichten. „Deshalb habe ich die Wolfsverordnung auf den Weg gebracht, damit wir bei Problemwölfen rasch eingreifen und die Bevölkerung sowie die Nutztiere schützen können“, so Gruber. Er betont: „Je mehr dieses Raubtier bei uns heimisch wird, desto mehr wird der Wolf zu einem Problem für alle. Deshalb kann es nicht die Lösung sein, bewirtschaftete und touristisch genutzte Kärntner Almen mit hohen Zäunen und Herdenschutzhunden abzuschirmen.“ Die Umsetzbarkeit und Zumutbarkeit von Herdenschutzmaßnahmen sei auch im Vorfeld zur Erstellung der Wolfsverordnung für die Kärntner Almen geprüft und verneint worden, so Gruber.

Wie es aussehen würde, Almweiden mit so genannten „wolfssicheren Zäunen“ auszustatten und so teils auch Wanderwege zu sperren, wurde im Rahmen des Pressegesprächs hoch über Obervellach anhand eines Beispielzauns demonstriert. „Herdenschutz auf Almen ist teuer und funktioniert nicht. Alles andere ist ein Märchen von Umweltorganisationen!“, unterstreicht deshalb LK-Präsident Siegfried Huber. Er präsentierte dazu einen Faktencheck: In der Schweiz werden Millionen Euro in den Herdenschutz investiert. Trotzdem steigt die Anzahl der vom Wolf getöteten Nutztiere jährlich an – allein im Jahr 2020 wurden trotz Herdenschutzmaßnahmen 900 Tiere getötet, fünfmal mehr als noch im Jahr 2010. Schweizer Experten berichten, dass die Wölfe lernen, Herdenschutzmaßnahmen zu umgehen und zunehmend zur Gefahr für Wanderer und Mountainbiker werden. Huber betont, dass nicht der Wolf vom Aussterben bedroht ist, sondern die Almwirtschaft. „Der Wolf vermehrt sich prächtig, während die Almwirtschaft immer weiter zurückgedrängt wird. Der Auftrieb sinkt seit Jahren, kommt jetzt noch der Wolf dazu, werden viele Almbauern den Hut draufhauen,“ warnt der LK-Präsident.

Laut Sepp Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, haben einige Almbauern bereits angekündigt, ihre Tiere heuer nicht mehr auf die Alm zu treiben bzw. bei anhaltenden Problemen vorzeitig abzutreiben. „Die ohnehin in den letzten Jahren rückläufige Entwicklung beim Auftrieb von Nutztieren auf die Almen wird dadurch beschleunigt“, erklärt Obweger. Die durch die Beweidung mit Almvieh und Schwendmaßnahmen über Jahrzehnte offengehaltenen Flächen wachsen dadurch vermehrt zu, wertvolle Biodiversität gehe verloren. „Wenn nicht ein Umdenken auf europäischer Ebene betreffend des unverständlich strengen Schutzes des Wolfes erfolgt, wird sich die derzeit noch flächendeckende Almbewirtschaftung und damit das Landschaftsbild in unserem Bundesland nachhaltig verändern!“

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