Saurier-„Fundgrube“ Gitschtal
Bis vor fünf, sechs Jahren waren Meeressaurierfunde in Österreich eine Seltenheit. Das hat sich stark geändert, durch den Hobbygeologen Karl Weiss und seinem Kollegen, Dr. Georg Kandutsch, dem bekannten Geologen, Paläontologen und Saurierforscher.
In den letzten Jahren waren beide sehr erfolgreich und haben auf ihrer aufwändigen Suche nach diesen Meeresreptilien Funde von sensationeller Qualität gemacht. Sie haben bereits Dutzende Saurier-Skelette gefunden, genauer gesagt, mehrere sehr gut erhaltene, aber auch Knochenteile, Skelettfragmente, Fußspuren. Dennoch: Österreichweit handelt es sich hierbei um die besten Saurierfossilien. Die Funde entstammen den sogenannten Partnachschichten des Drauzuges zwischen den Lienzer Dolomiten und dem Dobratsch. Die Gailtaler Alpen und hier besonders das Gitschtal, aber auch das Drautal südseitig (u.a. die Ochsenschlucht bei Berg), stellten sich als Fundgrube heraus.
Gattung „Töplitschi“
Über „die Saurier des Gitschtales“ sprach kürzlich Karl Weiss aus Berg im Drautal. Er ist Hobbyforscher und Sammler, seit seiner Jugend interessiert er sich für Steine, Mineralien, für versteinerte Pflanzen und Tiere und in den letzten Jahren besonders für Saurier. Er ist stolz auf seine einmaligen Entdeckungen. Die gefundenen Saurierfossilien werden der Gattung der „Neusticosaurus toeplitschi“ (beschrieben von Nopsca, 1928) zugeordnet. Toeplitschi ist benannt nach dem ursprünglichen Fossilienfund nahe Töplitsch im Drautal. Ein Exemplar von dort ist bereits 1844 an das Landesmuseum Kärnten übergeben worden. In den 1990er Jahren hatte der Villacher Werner Vilgut auch ein Töplitschi-Exemplar entdeckt, ebenfalls im unteren Drautal.
Man braucht Glück
Diese Meeresreptilien bzw. schwimmenden Echsen lebten vor rund 230 Millionen Jahren (in der mittleren Trias), erreichten ein Alter von neun Jahren und waren ungefähr 30 cm lang. Im Vorjahr gelang es Weiss, zusammen mit Dr. Kandutsch einen 40 cm langen Saurier zu finden. Auch einen Babysaurier (ca. 6 cm lang) hat Weiss in seiner einzigartigen Sammlung. Es gelang ihm inzwischen, weitere Saurierskelette bzw. Reste davon (von Flug- und Landsauriern) zu finden. Zum Auffinden brauche man viel Glück. Mühevoll sei dann das Freilegen und Bergen im meist steilen Gelände und insbesondere die Präparation, die er zuhause macht.
Höchst präzise Arbeit
Diese Präparation am Gestein, um das (schwarzfarbige) Skelett freizulegen, erfolgt mit Hochdruckstichel unter dem Mikroskop. Diese Arbeit erfordert höchste Präzision, Geduld und Vorsicht und beansprucht, je nach Saurier-Größe, bis zu über 400 Stunden. Weiss (Jg. 1978) ist von Beruf Baupolier und derzeit in Innsbruck im Einsatz. In seiner Freizeit fährt er zur Familie nach Berg und ist viel in den Bergen unterwegs. Um zu schauen, zu suchen und, aufs Glück hoffend, etwas aus der vorzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt zu finden, was ihn fasziniert und die Werkstätte bzw. den Sammelraum zuhause weiter bereichern könnte. Weiss sprach auf Einladung von Gerlinde Ortner, der Leiterin des Geoparks Karnische Alpen. Im Geopark-Besucherzentrum in Dellach/Gail erfährt man Wissenswertes und Spannendes über „die Saurier des Gailtales“ und kann dort die nahe Kötschach gefundenen original Ursaurier-Fährten (285 Mio. Jahre alt) betrachten. Unter den vielen interessierten Zuhörern in Weißbriach war auch Gitschtals Bürgermeister Christian Müller.
Karl Brunner