Penk - Sammeln aus Leidenschaft


Stavros Diamantakis, Penk 

Sammeln aus Leidenschaft

Seit über 40 Jahren sammelt der in Kreta geborene Bauingenieur historische Foto- und Filmapparate. Seine Sammelleidenschaft dokumentierte der Spittaler Filmer Franz Wieser in einem Portrait, das beim „Kärntner Festival des nichtkommerziellen Films“ großen Anklang fand. Der Name Diamantakis ist aber im Bezirk Spittal und auch darüber hinaus noch für vieles Weitere bekannt.

Man nimmt sich besser Zeit, wenn man das Haus von Gretl und Stavros Diamantakis betritt, denn die beiden haben viel zu erzählen und im Keller verbirgt sich ein wahrer Schatz. Es sind dies zwei bemerkenswerte Sammlungen. Zum einen stapeln sich auf mehrere Räume verteilt dicht an dicht historische Foto- und Filmapparate. Rund 4.000 Exponate zählt der Sammler, darunter Kameras aus den Anfängen der Fotografie und jedes einzelne Stück ist umfassend dokumentiert. Die größte Kamera „parkt“ Stavros in der Garage, eine Industriekamera, die zusammengebaut ganze fünf Meter misst und die er von einem Spittaler Industriellen geschenkt bekam. Ein „herzeigbares Stück“, das in einer so großen Sammlung nicht fehlen darf, das aber bei weitem nicht das interessanteste darin ist. Die andere, weitaus größere Sammlung muss man sich erzählen lassen. Zu den meisten Kameras weiß Diamantakis eine spannende Geschichte. Darunter viel persönliches, Geschichten aus den Weltkriegen, Zeugen von Freundschaften und Wertschätzung. „Ich habe nie etwas davon gekauft“, erzählt der Sammler, seine Bekanntheit spielte ihm dabei zu. Er trug auch eine der größten Fachbibliotheken Europas zum Thema Fotografie zusammen, im Archiv finden sich Informationen und Literatur zu über 2.000 Fotoapparat-Hersteller. Er verfasste über 120 Artikel in Fachzeitschriften und ist gerne mit seiner Expertise und Ausstellungsstücken behilflich. Bei der Anthony Quinn-Ausstellung in Gmünd kann man seine original 50er-Jahre Rolleiflex-Kamera sehen, eine Kamera, wie sie Quinn bei seinen Picasso-Aufnahmen verwendete. Diamantakis ist auch Mitbegründer des „Landesverbands der Amateurfilmer Kärntens“ und lockte Interessierte mit mehreren Fotoausstellungen.

Für ein bemerkenswertes Portrait

Seine Sammelleidenschaft hielt der Filmer Franz Wieser, stellvertretender Obmann des Film- und Videoclubs Spittal, in einem ca. 20-minütigen Portraitfilm fest und trat damit beim „Kärntner Festival des nichtkommerziellen Films“ Ende Feber in Villach an. Der Film erhielt den Sonderpreis „Für ein bemerkenswertes Portrait“ und war nominiert für die Staatsmeisterschaft 2020, die im Mai in Millstatt hätte über die Bühne gehen sollen („Sammeln aus Leidenschaft“ ist auf der Video-Plattform You Tube zu sehen: https://m.youtube.com/watch?feature=youtu.be&v=VS3DyjRMkG8). Der Film verrät auch einiges über die Biografie des gebürtigen Griechen. Stavros, Jahrgang 1944, ist in Kreta zur Welt gekommen und aufgewachsen. Sein Vater arbeitete in einem Kino als Vorführer. Das „Vaterkind“ ist „darauf gekommen, dass man mit einer Taschenlampe viel Geld verdienen konnte“. Er arbeitete acht Jahre als Platzanweiser im Kino und entdeckte dabei seine Liebe für die Technik und Filmapparate.

Beliebtes Spielwarengeschäft

Das Ehepaar Diamantakis ist in Spittal wohlbekannt, 37 Jahre lang betrieben sie ihr Spielwarengeschäft in der Bahnhofstraße. „Es war das ‚Traktorgeschäft‘  bei uns waren die ‚Bruder‘-Traktoren sehr beliebt“, erzählt Diamantakis „Wir verkauften niemals Lego, Playmobil oder Barbiepuppen, wir wollten uns von den großen Ketten nicht abhängig machen.“ 1970 kam Stavros über Deutschland nach Österreich, er hatte in München studiert. „‚Made in Germany‘ war ein magisches Wort. Ich wollte in Deutschland studieren, bin aber ohne die nötigen Voraussetzungen nach München gekommen“. Der Kreter musste sich durchschlagen - Kartoffelschälen, Schneeschaufeln aber auch Dolmetscher für griechische Gastarbeiter waren seine ersten Arbeiten. „Ich wollte lernen“. In München lernte er auch seine Frau Gretl kennen, die aus Penk stammt. Kurz vor seinem Studienabschluss wurde er aber bei einem gemeinsamen Besuch in seiner alten Heimat für 24 Monate zum Militärdienst eingezogen. Seine Frau erwartete damals ihre gemeinsame Tochter, die heute in München lebt. Erst nach zwei Jahren habe er sein Kind in Österreich zum ersten Mal sehen können. Nach Ende seines Militärdienstes in den 70ern arbeitete er als Straßenbauingenieur an der Errichtung der Tauernautobahn mit, berechnete Böschungen, etc. Wie kamen die beiden hinter die Spielwaren? „Die Arbeit im Straßenbau verlangte immer mehr Zeit ab und wir wollten etwas anderes, haben auch mit dem Hausbau begonnen. Auf der Suche nach Arbeit hat Gretl Spittal abgeklappert, in der damaligen ‚Tauschzentrale‘ hat sie als Verkäuferin zu arbeiten begonnen. Der Besitzer fragte sie dann, ob sie das Geschäft übernehmen wolle. Das war der Anfang.“ Neben dem Spielwarengeschäft und der Sammelleidenschaft unterstützte das Ehepaar in den letzten 20 Jahren auch die Ritterspiele auf der Burg Sommeregg tatkräftig. „Wir waren von Anfang an dabei und haben es gern gemacht“. Was die beeindruckende Sammlung in seinem Keller betrifft: Für ihre Zukunft  wünscht sich Diamantakis, „das Ganze gehört irgendwo hin, wenn möglich geschlossen. Man soll nicht die Filetstücke herausreisen“. Die Kameras sind technisch sehr interessant, noch interessanter sind die Geschichten dahinter – ein wahrer Schatz!


Weitere Bilder:
Stavros Diamantakis
Stavros Diamantakis

ZUR ÜBERSICHT

Bitte geben Sie in das Textfeld den gewünschten Suchbegriff ein!