Lesachtal/Literatur - Roman über Glauben, Widerstand und Tod


Roman über Glauben, Widerstand und Tod

Von Karl Brunner

„Innegen. Leben und Tod im katholischen Widerstand“, so lautet der Titel eines neuen Buches von Georg Lexer und Katharina Springer, das kürzlich in Klagenfurt im Hermagoras-Haus präsentiert wurde. Diese „Lexer-Saga“ will erinnern und vor dem Vergessen furchtbarer Grausamkeiten in den Jahren 1938 – 1945 bewahren.

„Innegen“, ein altes mittelhochdeutsches Wort, im Lesachtal noch gebräuchlich, bedeutet so viel wie „hineingehen und auch in sich gehen, nachdenken“, wie der Autor und Mediziner Dr. Georg Lexer schreibt. Sein „Innegen“ bewog ihn, über seine Wurzeln zu berichten, sie zu würdigen, das Buch gemeinsam mit der Autorin Mag. Katharina Springer zu schreiben. Von besonderen Menschen, von Vorbildern für die Begriffe „Kraft, Willen, Glauben und Ehre“. Der Inhalt ist eng verbunden mit der Kärntner Geschichte und der katholischen Kirche. Fachexpertise gaben die Historiker Univ.Prof. Dr. Werner Drobesch und Mag. Hanzi Filipic. Lexer hatte 2019 einen schweren Autounfall überlebt, das gab ihm den Anstoß, die Geschichte seines Großvaters Georg und Vaters Georg, von letzterem gab es ein altes Manuskript seiner Memoiren, zu bewahren und weitererzählen zu wollen. Es ist das Porträt einer Familie, die aufgrund ihrer Überzeugung in den Jahren von 1938 bis 1945 beinahe ausgelöscht wird. Die österreichtreue Gesinnung und Religiosität der Lesachtaler Familie (stammend aus Stabenthein/Liesing) sind Anlass für die Verhaftung des Großvaters (des Autors) und dessen späteren Tod (1941) im Konzentrationslager. Er hatte eine harte Kindheit im Lesachtal und war dann im Ersten Weltkrieg und im Abwehrkampf aktiv und beruflich als Gendarm an mehreren Orten und schließlich in Klagenfurt tätig. Seine beiden Söhne (Georg und Wunibald) sind fortan in der katholischen Jugendbewegung und der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreich aktiv. Ihre aufrechte Gesinnung, Wagemut und Intelligenz retten sie vor dem Kerker – nicht aber vor dem Wehrdienst und den Verhören. Allein die Mitwisserschaft reicht: Sie führt zur Inhaftierung ihrer unschuldigen Mutter Ottilie als Mitwisserin und deren Tod durch das Gefängnis (gest. 1944). Am Ende des Krieges hilft den Söhnen nur mehr die Flucht.

Nicht vergessen, aber verzeihen

Es ist eine Familienporträt in Romanform, erschienen im Hermagoras Verlag (Klagenfurt), die „von Pflichtbewusstsein und der Courage gegenüber jeder politischen Verblendung“ erzählt. Die Großeltern und ihre Söhne praktizierten den Mut zum aufrechten Gang, so der Autor, der auch große Demut empfinde. „Wir haben heute die Gnade, in einer Demokratie leben zu dürfen“. Sein Vater Georg (gest. 2011) - der spätere Leiter des Krankenhauses Maria Hilf/Klagenfurt – ließ am Grabstein seiner Eltern (Georg und Ottilie) diese Zeile anbringen: „Sie starben für ihren Glauben und unsere Freiheit“. Ein „Stolperstein“ am Gehsteig am Bahnweg in Klagenfurt, wo einst das Wohnhaus stand, erinnert an Georg Lexer (deportiert 1938 Buchenwald, ermordet am 3. 8. 1941). Im Buch - eingeschoben sind kurze Fachartikel von Historikern, um den zeitlichen Kontext bzw. das Umfeld aufzuzeigen - gehe es ihm darum, „nicht zu vergessen, aber das Verzeihen ist wichtig“. Er sei auch von Viktor Frankl geprägt, der sich zeitlebens gegen Hass und Vergeltung entschieden habe, aber nicht gegen das Vergessen. Das Erlebnis der Religion sei zu äußerlich geworden, das „Innegen“ vermisse er. Die Rückbesinnung auf Wesentliches und die Aufarbeitung des katholischen Widerstandes sei ihm sehr wichtig. Auch sagt Lexer, dass die Vergangenheit mit Vorsicht aufzuklären sei und einst wertschätzende Begriffe wie Heimat und Kameraden von negativer Bedeutung befreit, nicht Rechtsextremen überlassen werden sollten.

Zu den Autoren: Dr. Georg Lexer (Jg. 1952) entstammt einer Ärztefamilie. Der Chirurg war in der Leitung mehrerer Krankenanstalten und setzt sich intensiv für die präventive Medizin ein und plädiert für einen gesundheitsfördernden Lebensstil.

Mag. Katharina Springer, MA (Jg. 1975) schrieb nach dem Publizistikstudium für verschiedene Magazine. Seit 2009 Veröffentlichungen als Journalistin, Biografin und Literatin. Mit ihrem Erstling „In ihren Stiefeln“ (Hermagoras Verlag) bewies sie ihre Fähigkeit, historische Sachverhalte packend literarisch einzufangen. Springer lebt und schreibt in Klagenfurt.

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