Paradies für Geologen: Die „Karnischen“
Der bekannte Geologe Hans Peter Schönlaub brachte ein Buch über die Erforschung der Karnischen Alpen heraus.
Die Karnischen Alpen sind für Wissenschaftler gleichsam ein Paradies, ein Dorado insbesondere für Geologen, Paläontologen, Mineralogen, Biostratigraphen und weitere Disziplinen der Geowissenschaften. Die Erdgeschichte in den Karnischen Alpen reicht rund 500 Millionen Jahre zurück. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts – begonnen mit Leopold von Buch (1824) - forschten hier Generationen von Erdwissenschaften, in über 1.800 wissenschaftlichen Publikationen wurden die Ergebnisse festgehalten. Nun gibt es einen umfassenden Überblick über die geologische Erforschung der so unglaublich vielfältigen Karnischen Alpen ab den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Dieser Rückblick und diese Gesamtschau bietet der neue Prachtband „Das Geologische Erbe der Karnischen Alpen“ von Hans Peter Schönlaub und Holger C. Forke. Er enthält Forschungsergebnisse und Anekdoten zur Erdgeschichte mit weiteren Beiträgen von Susanne Pohler, Gerline Krawanja-Ortner, Herbert Kabon und Fritz Messner. Von vielen Experten über Jahrzehnte im Detail erforscht, erzählen die Autoren reich illustriert über die erdwissenschaftlichen Schätze. Die gewonnen Erkenntnisse leiten sich vom Zusammenwirken verschiedenster geowissenschaftlicher Disziplinen, Methoden und Techniken ab, die zur Anwendung gekommen sind. Diese spannende Reise in die Vergangenheit der Erde ist reich an Überraschungen und zieht auch den interessierten Laien in ihren Bann, von den ältesten Spuren bis in die Gegenwart, ausgehend von der Südhalbkugel unserer Erde vor 500 Mio. Jahren durch die Tropen und Wüsten, durch das Flachmeer und die Tiefsee bis hin zu den großen Umbrüchen während zweier Gebirgsbildungen. Viele tausende Kilogramm Gesteinsproben wurden unter großen Mühen von den Forschern in Uni-Labors, Museen und Geologischen Dienste geschleppt, um daraus wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Engagierte Forscher
Der überaus verdienstvolle Geologe und Autor Univ. Prof. Dr. Hans Peter Schönlaub (Jg. 1942) aus Kötschach hat über 500 wissenschaftliche Arbeiten publiziert. Von 1993 bis 2007 war er Direktor der Geologischen Bundesanstalt in Wien. Er kennt die „Karnischen“ sozusagen „in- und auswendig“ wie kein anderer. Für seine Leistungen erhielt er zahlreiche und höchste Ehrungen und Auszeichnungen. Der Co-Autor Holger C. Forke (Jg. 1965) stammt aus Erlangen, lebt heute mit seiner Familie in Berlin und arbeitet als freiberuflicher wissenschaftlicher Berater für ein international tätiges Expertenteam von Biostratigraphen. Auch er machte bereits als Student viele Exkursionen und Forschungen in den Karnischen Alpen und seine Kontakte zu diesen Bergen und zu Hans Peter Schönlaub ließen die Verbindungen nie abreißen.
Ziel: Weltnaturerbe
Die „Carnic Alps“ sind intensivst untersucht, ein Rekordhalter erdwissenschaftlicher Erkenntnisse. Dennoch werde die Forschung hier auch künftig weitergehen, wie die Autoren bekennen. Diese einzigartigen Berge seien prädestiniert, sich mit dem UNESCO-Titel „Weltnaturerbe“ zu schmücken. Die gemeinsame Bewerbung mit Italien für dieses Ziel wird neben anderen hervorgehoben. Im Schlusswort heißt es: „Es gilt, die einzigartige Kulturlandschaft der Karnischen Alpen und ihr reiches geologisches Erbe zu schützen und zu bewahren“. Der 304 Seiten starke, sehr übersichtlich gestaltete, wunderschön illustrierte und umfassend informative Prachtband ist im Verlag des Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten (Klagenfurt) erschienen und im Fachhandel sowie auch beim ÖAV-Obergailtal-Lesachtal oder dem „Geopark“ in Dellach/Gail erhältlich.
Karl Brunner