Neues Leben in alten Gemäuern
In Rangersdorf gibt es im Ortszentrum die vermutlich größte noch erhaltene historische Gasthofanlage. Abgesehen von der Größe ist die früher übliche Kombination von Gasthaus und Wirtschaftsgebäude - vor allem wie hier in der ursprünglichen Gestalt - kaum mehr anzutreffen.
So steht es im Gutachten des Bundesdenkmalamtes. Doch der Erhalt dieses Ensembles war vor einigen Jahren in Gefahr. Besonders das Wirtschaftsgebäude wies durch die langen Jahre der Nichtnutzung beträchtliche Schäden auf, ihm drohte der Abriss. Dann retteten einige Bewohner das Ensemble aus ehemaligem Wirtshaus und Wirtschaftsgebäude, das gemeinsam mit der Pfarrkirche und dem spätgotischen Mauerspeicher den Ortskern prägt. Aus einer Bürgerinitiative entwickelte sich die „Wirt zu St. Peter Projektentwicklungs OG“, die das bedrohte Ensemble von der zwischenzeitlichen Eigentümerin, der Gemeinde Rangersdorf, erwarb und seither intensiv an der Renovierung und Nutzung der Gebäude arbeitet.
Unverzichtbar für Ortsbild
Am Tag des Denkmals gab es die Gelegenheit zu erfahren was bisher geschah und was noch geplant ist. Bei der Eröffnung der Veranstaltung zeigte sich Bgm. Josef Kerschbaumer dankbar gegenüber jenen, die die Initiative ergriffen und das Ensemble gerettet haben. „Für uns ist heute Rangersdorf ohne den wunderschönen Wirtstadl undenkbar“, sagte er. „Aber es hätte auch anders aussehen können, wenn es nicht Menschen gegeben hätte, erst Einzelne, dann immer mehr, die gekämpft haben für die Erhaltung dieser historischen Bauten“. Mittlerweile stehen der mächtige Pfeilerstadel, der vor dem Abriss stand, zur Gänze und das ehemalige Gasthaus zum Teil unter Denkmalschutz. Der ehemals baufällige Wirtschaftsgebäude, der „Moraf“, mit seiner imposanten Größe von rund 480 m² auf jeder von drei Ebenen und einer Dachfläche von 830 m² ist bereits fertig renoviert und zu einem beliebten Veranstaltungsort geworden. Am Wirtshaus - bei diesem Gebäude stehen Nord-, Ost- und Westfassade, die große „Labn“ und zwei getäfelte Stuben im Erdgeschoß unter Denkmalschutz - sind derzeit die Renovierungsarbeiten in vollem Gange.
Wertschätzung für „alte“ Gebäude
Das Erdgeschoß wird als Dorf-Café wieder gastronomisch belebt werden, im ersten Stock entstehen sechs Einheiten für „Barrierefreies und betreubares Wohnen“, im Dachgeschoß vier leistbare Einheiten für "Junges Wohnen". Gleichzeitig soll in Zusammenarbeit mit der Gemeinde der Platz um die historischen Gebäude zu einem einladenden Dorfzentrum umgestaltet werden. Oft fehlte der Sinn für den historischen Wert der alten Gebäude, sagte der Bürgermeister bei der Veranstaltung am Tag des Denkmals, die mit Dichterlesungen in der einzigartigen "Fercher von Steinwand-Stube" und einem Konzert der Brass-Boys umrahmt wurde. "Heute sind wir doch allesamt dankbar dafür, dass es Menschen gab, die den Wert dieser Denkmale rechtzeitig erkannt haben, dass sie ihre Zeit, ihr Geld, ihr Herzblut dafür eingesetzt haben, dass die wunderschönen historischen Gebäude gerettet und wieder genutzt werden".